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Die M&amp;A REVIEW wurde 1990 von Prof. Dr. Günter Müller-Stewens ins Leben gerufen und von 1992 bis 2016 vom Institut für Betriebswirtschaft (IfB) an der Universität St. Gallen betreut. Seit 2016 ist Prof. Dr. Christoph Schalast der Herausgeber. Das Magazin liefert monatlich Fachbeiträge zu Unternehmensübernahmen und Fusionen im deutschsprachigen Raum und international. Sie bietet einen Überblick über aktuelle M&amp;A-Trends, erfolgte Transaktionen und beteiligte Interessengruppen wie Käufer, Verkäufer, Berater und Intermediäre. Die Themen umfassen praxisrelevante Fragestellungen entlang des gesamten M&amp;A-Prozesses, Analysen von Verflechtungsstrukturen einzelner Konzerne und Branchen, statistische Auswertungen, Länderanalysen sowie juristische und steuerrechtliche Beiträge.

Die M&amp;A REVIEW richtet sich vornehmlich an M&amp;A-Professionals im deutschsprachigen Raum. Dazu gehören zunächst Führungskräfte in Strategie- und M&amp;A-Abteilungen von Unternehmen sowie deren Unternehmensleitungs- und Kontrollebene. Daneben zählen Unternehmensberater, Vertreter von Investmentbanken und Corporate Finance-Boutiquen sowie Partner und Mitarbeiter von Wirtschaftsprüfungs-/Steuerberatungs- sowie Rechtsanwaltssozietäten, die im Bereich der Unternehmensübernahmen und Fusionen tätig sind, zum Leserkreis. Auch Finanzinvestoren beziehen regelmäßig die M&amp;A REVIEW. Aufgrund der wissenschaftlichen Fundierung und des universitären Hintergrunds ist die Fachzeitschrift auch in vielen Universitäten und Forschungseinrichtungen verfügbar.

<ul><li> Mit über 30 Jahren führende Fachzeitschrift rund um M&amp;A seit 1990 (deutschsprachig)</li><li>Seit 1.1.2015 offizielles Publikationsorgan des Bundesverbands Mergers &amp; Acquisitions e.V.</li><li>10 Ausgaben im Jahr mit Doppelausgaben im Januar/Februar und Juli/August</li><li>Print-Auflage bei ca. 1.000 Exemplaren pro Ausgabe</li><li>kostenloser M&amp;A REVIEW Online-Zugriff auf Archiv (nur für Abonnenten – hauptsächlich deutschsprachig)</li><li>Seit Juni 2020 Zusammenarbeit mit dem französischen Fachmagazin Fusions &amp; Acquisitions, seit 2023 gemeinsamer Auftritt mit englisch-sprachigen Fachmagazin Combuyn</li></ul>

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Leo Berthier

leo.berthier@manda.co

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Esmir Salcinovic ist Partner im Bereich Advisory Services bei Grant Thornton in Stuttgart. Er betreut seit über 15 Jahren mittelständische Unternehmen jeder Größe bei Akquisitionen und der Strukturierung von Unternehmenskäufen und -verkäufen. Neben der IT-Branche verfügt er unter anderem über umfangreiche Expertise in der Automotiveindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau, dem Beratungssektor und dem Einzelhandel.

Esmir Salcinovic

Simon Hart ist Senior Manager im Bereich Advisory Services bei Grant Thornton in Stuttgart. Sein Fokus liegt in der Transaktionsberatung von mittelständischen Unter-nehmen. Neben der Expertise in der IT-Branche verfügt er über Kenntnisse in der Automobilindustrie, dem Groß- und Einzelhandel sowie dem Dienstleistungssektor.

Simon Hart

<h3>1. Einleitung</h3>Die Bedeutung der Digitalisierung sowie der Einsatz von Software und künstlicher Intelligenz gewinnen täglich an Bedeutung. Softwareunternehmen als Anbieter dieser Technologien haben sich dementsprechend zu entscheidenden Playern des globalen Wirtschaftsgefüges entwickelt. Für strategische Investoren sind die Unternehmen oftmals technisch interessant; für Private-Equity-Investoren oftmals aufgrund ihrer Ertragsstärke und des hohen Free Cashflows. Softwareunternehmen sind folglich auch in Zeiten steigender Finanzierungskosten zunehmend Gegenstand von M&amp;A-Transaktionen, und die Bedeutung der Financial Due Diligence im Umfeld von Softwareunternehmen ist signifikant gestiegen.1Ziel dieses Artikels ist es, ein Verständnis für die Schlüsselaspekte der Financial Due Diligence in dieser Branche zu vermitteln. Dabei werden Besonderheiten von Softwareunternehmen aufgezeigt, die wichtigsten Analysen der Financial Due Diligence bei Softwareunternehmen vorgestellt, aber auch Risikofaktoren für Investoren von Softwareunternehmen beleuchtet.<h3>2. Besonderheiten von Softwareunternehmen</h3>Um ein tieferes Verständnis für die notwendigen Schlüsselanalysen im Rahmen einer Financial Due Diligence zu erlangen, werden nachfolgend zunächst einige Besonderheiten von Softwareunternehmen aufgezeigt.<h4>2.1 Geschäftsmodell und Generierung von Umsätzen</h4>Softwareunternehmen generieren ihre Umsätze in der Regel aus mehreren Kanälen, die sich oftmals komplementär ergänzen. Ein Hauptbereich ist regelmäßig das Lizenzgeschäft, bei dem Kunden eine Software für eine festgelegte Zeit oder unbegrenzt erwerben. Ergänzt wird das Lizenzgeschäft durch den Bereich der „Wartung“, in dem Update und Patches für bestehende Softwareprodukte bereitgestellt werden. Der Bereich „Service“ bildet oft einen weiteren Einnahmekanal und beinhaltet individuelle Anpassungen, Schulungen und Beratungen rund um die Softwarelösung.2Die Bereitstellung der Software selbst kann dabei sowohl als On-Premise-Lösung oder als SaaS-Lösung (Software-as-a-Service) erfolgen. Bei On-Premise-Lösungen wird die Software als Anwendung auf der Infrastruktur des Kunden betrieben, während bei SaaS-Lösungen die Bereitstellung auf der Infrastruktur des Anbieters erfolgt und der Kunde hierauf online zugreift.<h4>2.2 Lebenszyklus von Softwareprodukten und Softwaredienstleistungen</h4>Der Lebenszyklus von Softwareprodukten und Softwaredienstleistungen kann in die klassischen Zyklen unterteilt werden. Er spiegelt jedoch die Dynamik und Schnelllebigkeit des „digitalen Zeitalters“ wider, und seine Länge ist im Gegensatz zu physischen Produkten oft schwerer vorherzusehen. Die Einführungsphase von Softwareprodukten und Softwaredienstleistungen ist oft kurz und intensiv, da neue Produkte zur Sicherung von Wettbewerbsvorteilen häufig rasch an den Markt gebracht werden müssen. Nach erfolgter Produkteinführung folgt regelmäßig eine Phase der Expansion, in der die Software weiterentwickelt, Schwächen behoben und sonstige Anpassungen vorgenommen werden. In der Reifephase wird die Software oder die Softwaredienstleistung fest im Markt etabliert, bevor sie schließlich durch neuere Technologien oder Lösungen ersetzt wird. Den Lebenszyklus einer Software näherungsweise einschätzen zu können, ist für den Investor und dessen Berater von zentraler Bedeutung. Hieraus resultiert einerseits der immaterielle Vermögenswert der Software selbst. Andererseits wird jede vernünftige Ertrags- und Cashflow-Planung eine valide Lebenszyklusschätzung erfordern.<h4>2.3 Software als Assets</h4>Eine weitere Besonderheit der Softwareunternehmen ist häufig die Vermögensstruktur. Betrachtet man die Aktivseite von deren Bilanz, so fällt auf, dass diese Unternehmen neben den immateriellen Vermögenswerten rund um die aktivierten Softwareprodukte erfahrungsgemäß selten über wesentliches weiteres Anlagevermögen verfügen. Die Software selbst ist häufig ganz oder zumindest teilweise selbst entwickelt. Die Aktivierung von Eigenleistungen gibt den Softwareunternehmen je nach Rechnungslegungsstandard mehr oder weniger große Spielräume. Zu beachten sind darüber hinaus auch die aus der Aktivierung folgenden Steuerlatenzen.<h3>3. Schlüsselanalyen der Financial Due Diligence bei Softwareunternehmen</h3><h4>3.1 Umsatzstruktur – Wiederkehrende Umsätze vs. Einmalumsätze</h4>Wie beschrieben besteht das Geschäftsmodell der Softwareunternehmen in der Regel aus dem Lizenzgeschäft und weiteren sonstigen Leistungsangeboten wie der Wartung und dem Servicebereich. Zunächst gilt es für Investor und Berater herauszufinden, welche der erzielten Umsätze des Unternehmens mit dessen Kunden einmaliger und welche wiederkehrender Art sind. Regelmäßig folgen aus dem Lizenzgeschäft Umsätze im Bereich des Wartungsgeschäfts. Gerade letztere sind für das Softwareunternehmen selbst und auch für potenzielle Investoren von großem Interesse, denn diese sind wiederkehrend.Die Analyse der Umsatzstruktur zeigt häufig schnell, wie gut das Softwareunternehmen im Bereich des Finanz- und Rechnungswesens aufgestellt ist. Wünschenswert wäre eine entsprechende Kostenstellenrechnung, über welche Auswertungen zu den verschiedenen Umsatzkanälen und deren Beitrag zum Unternehmenserfolg ausgegeben werden können. Dies wird jedoch nicht in allen Fällen in den Unternehmen implementiert und damit möglich sein. Eine eigene Untersuchung der Umsatzstruktur und die Trennung der Einmalumsätze (hauptsächlich in der Vergangenheit vertriebener Lizenzen) und der laufenden Verträge (wiederkehrende Umsätze) ist für das Due-Diligence-Team regelmäßig unerlässlich.Diese Analysen geben zudem Aufschluss, wie das Unternehmen buchhalterisch die Umsatzrealisierung abbildet.Der Vertrieb von Softwarelizenzen führt im Rahmen von On-Premise-Lösungen in der Regel zu sofortigen Umsatzerlösen zum Zeitpunkt des Lizenzverkaufs. Wird die Software im Rahmen eines SaaS-Modells bereitgestellt, so handelt es sich um eine Art „Abonnement“. Die Umsatzerlöse sind dann zeitraumbezogen zu realisieren.Ebenfalls zeitraumbezogen werden Umsätze aus dem Bereich Wartung zu realisieren sein, denn hier liegen regelmäßig Dienstleistungsverträge über ein Jahr oder mehr zugrunde.Die übrigen Leistungen aus dem Bereich Service können zeitraum- oder zeitpunktbezogene Umsatzrealisierung zur Folge haben.Ziel der Umsatzanalysen sollte einerseits sein herauszufinden, welche Erlösstruktur das Unternehmen in der Vergangenheit hatte, um prognostizieren zu können, welche Umsatzerlöse voraussichtlich in welchen Bereichen künftig erzielt werden können. Die fundierte historische und künftige Umsatzbasis bildet letztlich die Grundlage sämtlicher Multiple-Überlegungen.Andererseits ist die Trennung in einmalige und wiederkehrende Umsatzerlöse relevant, um das Volumen der Kundenbasis bestimmen zu können. Neben den nachhaltigen Umsatzerlösen gibt dies Aufschluss über Kundentreue, Upselling- und Cross-Selling-Möglichkeiten oder Klumpenrisiken.Best-Practice-Tipp der Autoren: Auch wenn dies zeitintensiv ist, so empfiehlt sich die Aufarbeitung der Vertragsdaten aus der Vergangenheit, um dem potenziellen Investor Transparenz zu geben und Informationsasymmetrien abzubauen. Die verfügbaren Vertragsdaten (z.B. aus dem Vertriebsbereich) können im Rahmen eines Sales-Cubes zusammengetragen werden. So sind verschiedenste Auswertungen möglich, die auch visualisiert werden können. (z.B. Umsatzanteil eines Kunden, Umsatz nach Regionen, verschiedene „Driver-Trees“ usw.)Abb. 1 • Fiktives Beispiel für einen „Driver Tree“, basierend auf Sales-Cube-Daten<img src="https://cms.manda.co/storage/ma-review/2023/10/Grant-Thornton_Abb.1_-01_-01.jpg" alt="Abb. 1 &bull; Fiktives Beispiel f&uuml;r einen &bdquo;Driver Tree&ldquo;, basierend auf Sales-Cube-Daten ">Quelle: Grant Thornton AG<h4>3.2 Churn- und Retention-Analysen</h4>Weitere Schlüsselanalysen der Financial Due Diligence bei Softwareunternehmen bilden die Churn- und Retention-Analysen. Hierbei wird untersucht, wie sich die Kundenbasis und deren Umsatzvolumen über die einzelnen, zu untersuchenden Perioden hinweg verändert hat, um Aussagen über die Kundenabwanderung (Churn) und die Kundenbindung (Retention) treffen zu können. Die Analysen sind insbesondere im Bereich der wiederkehrenden Umsatzerlöse (z.B. Wartung) relevant.3Die Begriffe „Churn“ und „Retention“ sind nicht exakt definiert. Es ist sowohl möglich, den „Churn“ als reinen Kundenverlust zu definieren, wobei ein Rückgang des Umsatzvolumens eines Kunden nicht betrachtet wird, sofern dieser noch Kunde des Unternehmens ist. (Gross-Retention ohne Downsell). Es ist jedoch auch möglich, den „Churn“ als Veränderung des Umsatzvolumens mit einem Kunden zu definieren, wobei sämtliche Änderungen im Umsatzvolumen nach oben und unten sowie tatsächliche Wanderungsbewegungen eines bestehenden Kunden erfasst werden (Net-Retention inkl. Upsell und Downsell).Neben der Erwartungshaltung des Auftraggebers wird die Art und Weise, wie Churn- bzw. Retentionraten ermittelt werden, letztlich vom Softwareprodukt beziehungsweise der Softwaredienstleistung selbst abhängen.Interessant ist insbesondere Churn- und Retentionraten des einen Softwareunternehmens mit den Raten von anderen zu vergleichen, sofern auf Benchmarkdaten zurückgegriffen werden kann.Best-Practice-Tipp der Autoren: Soweit möglich, empfiehlt es sich, die Churn- und Retention-Analysen auf möglichst granularer Datenbasis (z.B. Einzelverträge) durchzuführen. Neben der Betrachtung des Kunden selbst sollten auch die von diesem Kunden bezogenen Produkte und Dienstleistungen betrachtet werden. Neben der Gesamtkundenbindungs- beziehungsweise -abwanderungsrate können so weitere wertvolle Details ermittelt werden. Werden neben dem eigentlichen Kunden auch die verschiedenen bezogenen Produkte betrachtet, so können Rückschlüsse auf die Lebenszyklusphase eines Produkts ermöglicht oder Aussagen getroffen werden, inwieweit Änderungen in Kundenabwanderungsraten mit Verbesserungen oder Verschlechterungen von Margen einzelner Produkte korrelieren.Abb. 2 • Fiktives Beispiel für eine Churn- und Retention-Analyse<img src="https://cms.manda.co/storage/ma-review/2023/10/Grant-Thornton_Abb.2_.jpg" alt="Abb. 2 &bull; Fiktives Beispiel f&uuml;r eine Churn- und Retention-Analyse">Quelle: Grant Thornton AG<h4>3.3 Aufwendungen für die Softwareentwicklung und deren Kapitalisierung</h4>Wie einleitend beschrieben, ist eine Besonderheit von Softwareunternehmen die Schaffung selbst erstellter, immaterieller Vermögenswerte, zum Beispiel durch Programmierung von Softwareprodukten. Je nach anzuwendender Rechnungslegungsvorschrift kann oder muss selbst erstellte Software, bei der das Herstellungsrisiko beim Softwareunternehmen verbleibt, aktiviert werden.4Die Aktivierung der angefallenen Aufwendungen führt zu einer direkten Verbesserung des EBITDA. Je nach Rechnungslegungsansatz kann die Aktivierung der Aufwendungen eindeutig ersichtlich sein oder auch nicht. So ist bei Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung nach dem deutschen Gesamtkostenverfahren durch den Posten „Aktivierte Eigenleistungen“ eindeutig, dass eine Ergebnisverbesserung infolge der Kapitalisierung angefallener Aufwendungen erfolgt ist. Bei Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung nach dem international üblicheren Umsatzkostenverfahren kommt es vor, dass die aktivierten Eigenleistungen aber nicht direkt ersichtlich sind. Insbesondere bei kleineren Softwareunternehmen ist häufig auch eine Saldierung der entstandenen Aufwendungen und der oftmals im Rahmen der Abschlusserstellung erfolgten Aktivierung derselben zu beobachten. Da nicht jedes Softwareunternehmen prüfungspflichtig ist, darf nicht unterstellt werden, dass die Aktivierung beziehungsweise Kapitalisierung der entstandenen Herstellungsaufwendungen korrekt in der Rechnungslegung abgebildet wurden. Ein Hinterfragen der Aktivierungsvoraussetzungen sowie deren buchhalterische Abbildung sind für das Financial-Due-Diligence-Team unerlässlich. Gleichzeitig muss geprüft werden, ob die passiven Steuerlatenzen, die der Aktivierung selbst erstellter, immaterieller Software folgen, zutreffend abgebildet sind.Neben Ansatz und Bewertung des immateriellen Vermögenswerts „Software“ selbst muss auch die Folgebewertung hinterfragt werden. Hier stellt sich insbesondere die Frage der planmäßigen und außerplanmäßigen Abschreibungen. Kernüberlegung ist nicht zuletzt, in welchem Lebenszyklus sich das Softwareprodukt befindet und inwieweit künftig die Möglichkeit gegeben ist, Erträge aus diesem Softwareprodukt generieren zu können.Best-Practice-Tipp der Autoren: Neben den üblichen Quality-of-Earnings-Überlegungen sollte auch stets eine Überleitung auf den Cash-EBITDA erfolgen, bei welchem die Effekte aus der Aktivierung der Aufwendungen für die Herstellung des Software-Vermögenswertes eliminiert werden.3.4 Passive Rechnungsabgrenzung sowie deren Einordnung als Net Working Capital oder Net DebtEine weitere Schlüsselanalyse der Financial Due Diligence bei Softwareunternehmen bildet die Untersuchung der passiven Rechnungsabgrenzung sowie deren Einordnung als „Net Working Capital“-Position oder als „Net Debt“-Position.Werden Verträge mit einer Laufzeit im Voraus bezahlt (z.B. 24-Monatsvertrag für Softwarewartung, bezahlt im Januar 01.), tritt ein Erfüllungsrückstand für das leistende Softwareunternehmen ein. Der Kunde hat seine Gegenleistung in Form der Bezahlung bereits erfüllt. Das Softwareunternehmen wird seine Leistung jedoch erst sukzessive über die Vertragslaufzeit erfüllen. Dieser Erfüllungsrückstand des Softwareunternehmens wird in Form eines passiven Rechnungsabgrenzungsposten auf der Passivseite der Bilanz ausgedrückt.Softwareunternehmen können aufgrund dieser Vorauszahlungen ihrer Kunden einen schnelleren Zahlungseingang für sich verbuchen, als sie selbst ihre Leistung erbringen müssen. Bei wachsendem Geschäft ist dies besonders interessant, da die vorgelagerten Zahlungseingänge die Finanzierung dieses Wachstums erleichtern.5Zu beachten ist, dass nur dann ein passiver Abgrenzungsposten ausgewiesen werden darf, sofern ein Zahlungseingang tatsächlich erfolgt ist. Lediglich gestellte Rechnungen für Leistungen, die noch nicht erbracht wurden, stellen keine Forderungen und auch keine passive Rechnungsabgrenzung dar. Es handelt sich hierbei um sogenannte schwebende Geschäfte. Diese werden aus technischen Gründen jedoch häufig als Forderung und passiver Rechnungsabgrenzungsposten verbucht, um ein Debitorenmanagement betreiben und Kunden bei Bedarf mahnen zu können. Eine buchhalterische Richtigstellung erfolgt häufig erst im Rahmen von Quartals-, Halbjahres- oder gar Jahresabschlüssen. Insbesondere im Rahmen unterjähriger Analysen müssen diese schwebenden Geschäfte daher durch Investor und Financial-Due-Diligence-Team identifiziert und eliminiert werden, um den Verlauf der Forderungen und des passiven Rechnungsabgrenzungspostens korrekt darstellen und Rückschlüsse über Saisonalitäten ziehen zu können.Je nachdem ob sich Softwareunternehmen und Berater auf der Buyside oder der Sellside befinden, wird eine divergierende Zuordnung der passiven Abgrenzungsposten, die auf Basis von Kundenvorauszahlungen entstanden sind, angestrebt werden. Einerseits besteht die Möglichkeit, den passiven Abgrenzungsposten als Net Working Capital zu klassifizieren. Andererseits gibt es gute Argumente für die Klassifikation des Postens als Net-Debt-Bestandteil.Best-Practice-Tipp der Autoren: Für die Klassifikation des passiven Rechnungsabgrenzungspostens als „Net Debt“ spricht, dass der Verkäufer bereits Geld erhalten hat, ohne seine Leistungsverpflichtung bereits voll erbringen zu müssen. Vorhandene Liquidität wird im Rahmen der Kaufpreisfindung in der Regel vergütet. Der passive Abgrenzungsposten als Schuldposition stellt das korrespondierende Gegenstück und die Neutralisierung dar.Argumente für die Klassifikation des passiven Rechnungsabgrenzungspostens als „Net Working Capital“ sind dessen in der Regel kurzfristige Natur ohne zinstragenden Charakter. Passive Rechnungsabgrenzungsposten sind Teil des operativen Geschäftsbetriebs und kommen im Geschäftsmodell der Softwareunternehmen üblicherweise vor.Zu beachten ist, dass je nach Saisonalität des passiven Rechnungsabgrenzungspostens und des Closingzeitpunkts wesentliche Effekte auf den Kaufpreis auftreten können.Abb. 3 • Fiktives Beispiel für Trade Working Capital Analyse inkl. PRAP<img src="https://cms.manda.co/storage/ma-review/2023/10/Grant-Thornton_Abb.3_-01.jpg" alt="Abb. 3 &bull; Fiktives Beispiel f&uuml;r Trade Working Capital Analyse inkl. PRAP">Quelle: Grant Thornton AG<h3>4. Risikofaktoren bei Softwareunternehmen</h3>Nach Vorstellung der Besonderheiten und der wichtigsten Schlüsselanalysen im Rahmen der Financial Due Diligence bei Softwareunternehmen soll der Vollständigkeit halber nachfolgend noch auf einige Risikofaktoren von Softwareunternehmen hingewiesen werden, derer sich Investoren und Berater bewusst sein sollten:<h4>4.1 Rasche technologische Entwicklung</h4>Die Branche der Softwareunternehmen ist von hoher Dynamik geprägt. Die technologische Entwicklung schreitet mit großer Geschwindigkeit voran, was neben Chancen auch Risiken birgt. Die Zahl der Wettbewerber nimmt gleichzeitig stetig weiter zu, denn Markteintrittsbarrieren sind oft in geringerem Ausmaß vorhanden, als dies bei physischen Produkten der Fall ist. Unternehmen, die es nicht schaffen, mit diesen schnellen technologischen Veränderungen Schritt zu halten, indem sie ihre Produkte an das Nachfrageverhalten anpassen, können rasch ihre Marktanteile verlieren, was sich in sinkenden Überschüssen und einem verminderten Marktwert widerspiegelt und auch zum kompletten Verschwinden des Unternehmens führen kann.<h4>4.2 Risiko regulatorischer Aspekte</h4>Insbesondere wenn Softwareunternehmen grenzüberschreitend tätig sind, müssen sich diese auf eine zunehmende Regulierungsdichte einstellen. Dies beinhaltet vor allem Aspekte des Datenschutzes und des Serverstandortes. Bei Complianceverstößen drohen oft empfindliche Bußgelder.<h4>4.3 Abhängigkeit von Key-Personal</h4>Die Herausforderung, geeignete Arbeitskräfte zu finden, stellt sich derzeit in jeder Branche.6 Softwareunternehmen zeigen ergänzend jedoch oft hohe Abhängigkeiten von Schlüsselpersonen – seien es Entwickler mit spezifischer technischer Expertise oder Vertriebsmitarbeiter mit Detailkenntnissen über Markt und Produkt. Verlieren diese Unternehmen die entsprechenden Mitarbeiter, gilt es zu bedenken, dass Wettbewerbsvorteile und Marktanteile eventuell nicht mehr gehalten werden können.<h3>5. Fazit</h3>

Die Bedeutung der Softwarebranche hat global zugenommen. Softwareunternehmen sind begehrte Transaktionsobjekte – bei strategischen Investoren, aber auch im Private-Equity-Umfeld. Wie dargestellt, sind für die Durchführung einer Financial Due Diligence bei einem Unternehmen der Softwarebranche individuelle Kenntnisse und eine Sensibilität für die branchenspezifischen Merkmale von Softwareunternehmen erforderlich. Die aufgezeigten Schlüsselanalysen, insbesondere die sorgfältige Analyse der Umsatzstruktur und der Churn- und Retention-Raten, können dazu beitragen, Informationsasymmetrien abzubauen und Transparenz für Käufer, aber auch Verkäufer zu steigern. Vor dem Hintergrund komplexer, schwerer fassbarer Softwareprodukte kann dies entscheidend sein, denn der Abbau von Informationsasymmetrien und die Herstellung von Transparenz tragen zur Findung vernünftiger Kaufpreise dar und können ärgerliche und kostspielige Dealabbrüche verhindern. <hr>1 www.neo-ma.de/news/detail/financial-due-diligence-saas vom 12.09.20232 www.dawicon.de/saas-kpis-billings-arr-mrr-rpo-software-as-a-service vom 16.03.20233 Vgl. Pomp: Praxishandbuch Financial Due Diligence, 2. Aufl. 2020, S. 1564 Vgl. § 248 II HGB, IDW RS HFA 11 Tz. 12; IAS 38.54 und IAS 38.57)5 Vgl. Steger: Kennzahlen und Kennzahlensysteme, 3. Aufl. 2017, S. 63 und 646 www.de.statista.com/statistik/daten/studie/165936/umfrage/meinung-von-unternehmen-zum-fachkraeftemangel-in-deutschland/ vom 13.09.2023

Die Bedeutung der Digitalisierung sowie der Einsatz von Software und künstlicher Intelligenz gewinnen täglich an Bedeutung. Softwareunternehmen als Anbieter dieser Technologien haben sich dementsprechend zu entscheidenden Playern des globalen Wirtschaftsgefüges entwickelt.

Die Financial Due Diligence bei Softwareunternehmen

03) Subscription: mandaco online

02) Subscription: mandaco student

Die Financial Due Diligence bei Softwareunternehmen – Besonderheiten, Schlüsselanalysen und Herausforderungen