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<p>Die M&amp;A REVIEW wurde 1990 von Prof. Dr. Günter Müller-Stewens ins Leben gerufen und von 1992 bis 2016 vom Institut für Betriebswirtschaft (IfB) an der Universität St. Gallen betreut. Heute sind Prof. Dr. Florian Bauer und Prof. Dr. Christoph Schalast die Herausgeber.<br><br>Das Magazin liefert monatlich Fachbeiträge zu Unternehmensübernahmen und Fusionen im deutschsprachigen Raum und international. Sie bietet einen Überblick über aktuelle M&amp;A-Trends, erfolgte Transaktionen und beteiligte Interessengruppen wie Käufer, Verkäufer, Berater und Intermediäre. Die Themen umfassen praxisrelevante Fragestellungen entlang des gesamten M&amp;A-Prozesses, Analysen von Verflechtungsstrukturen einzelner Konzerne und Branchen, statistische Auswertungen, Länderanalysen sowie juristische und steuerrechtliche Beiträge.</p>

<p>Die M&amp;A REVIEW richtet sich vornehmlich an M&amp;A-Professionals im deutschsprachigen Raum. Dazu gehören zunächst Führungskräfte in Strategie- und M&amp;A-Abteilungen von Unternehmen sowie deren Unternehmensleitungs- und Kontrollebene. Daneben zählen Unternehmensberater, Vertreter von Investmentbanken und Corporate Finance-Boutiquen sowie Partner und Mitarbeiter von Wirtschaftsprüfungs-/Steuerberatungs- sowie Rechtsanwaltssozietäten, die im Bereich der Unternehmensübernahmen und Fusionen tätig sind, zum Leserkreis. Auch Finanzinvestoren beziehen regelmäßig die M&amp;A REVIEW. Aufgrund der wissenschaftlichen Fundierung und des universitären Hintergrunds ist die Fachzeitschrift auch in vielen Universitäten und Forschungseinrichtungen verfügbar.</p>

<ul><li><p>Mit über 30 Jahren führende Fachzeitschrift rund um M&amp;A seit 1990 (deutschsprachig)</p></li><li><p>Seit 1.1.2015 offizielles Publikationsorgan des Bundesverbands Mergers &amp; Acquisitions e.V.</p></li><li><p>10 Ausgaben im Jahr mit Doppelausgaben im Januar/Februar und Juli/August</p></li><li><p>Print-Auflage bei ca. 1.000 Exemplaren pro Ausgabe</p></li><li><p>kostenloser M&amp;A REVIEW Online-Zugriff auf Archiv (nur für Abonnenten – hauptsächlich deutschsprachig)</p></li><li><p>Seit Juni 2020 Zusammenarbeit mit dem französischen Fachmagazin Fusions &amp; Acquisitions, seit 2023 gemeinsamer Auftritt mit englisch-sprachigen Fachmagazin Combuyn</p></li></ul>

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Leo Berthier

leo.berthier@manda.co

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<p><strong>Hanno Hepke </strong>ist Financial Advisory Partner bei Grant Thornton in Hamburg. Er ist seit mehr als 25 Jahren in der M&amp;A Beratung tätig und verantwortet die Service Line M&amp;A. Er verfügt über eine langjährige Berufserfahrung in Transkationen in den TMT-Sektoren sowie führenden Positionen im Bereich Investment Banking, M&amp;A und Corporate Finance.</p>

Hanno Hepke

<p>Sabine Fahrenholtz ist Senior Manager im Advisory Team von Grant Thornton am Standort in Hamburg. Frau Fahrenholtz verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im Transaktionsbereich. Sie hat zahlreiche internationale M&amp;A- und Due-Diligence-Projekte aus unterschiedlichsten Branchen verantwortet. Dazu zählen Projekte aus der Healthcare-, Automotive-, Immobilien- sowie der Foodtech-Industrie.<br></p>

Sabine Fahrenholz

<p>Die Lebensmittelindustrie sieht sich zahlreichen Herausforderungen gegenüber: Aus neuen Marktgegebenheiten, wie Inflation, Energiekostenanstieg, verändertem Verbraucherverhalten und dem anhaltenden Ukrainekonflikt, sind neue Anforderungen an Herstellung und Qualitätssicherung der Produkte, Transparenz und Nachhaltigkeit bis hin zu Logistik und Lieferketten entstanden. Eine weiterwachsende Weltbevölkerung und der kontinuierlich zunehmende Bedarf an Lebensmitteln treiben die steigende Nachfrage, während der Klimawandel die Anpassung der Produktion an höhere Temperaturen, extremere Wetterereignisse und weniger Niederschläge erfordert.</p><p>Klimaneutralität, Food Waste, Tierwohl und eine ausgewogene, gesunde und im besten Fall auch personalisierte Ernährung dominieren die Entwicklungen und Trends der Lebensmittelindustrie der letzten Jahre und sind dementsprechend häufig Motive für Akquisitionen und Unternehmenszukäufe gewesen. Zusätzlich treiben Globalisierung und Digitalisierung auch den M&amp;A-Markt in der Lebensmittelindustrie an.</p><h3>2. Die neue Post-Covid-Realität</h3><p>Die Corona-Pandemie beeinflusste die Lebensmittelindustrie weltweit und hat inzwischen eine neue Realität geschaffen. Wie in einer Studie der BSH Group (Bosch Siemens Haushaltsgeräte)1 dargelegt wird, führten pandemiebedingte Restaurantschließungen und Kontaktbeschränkungen dazu, dass mehr Menschen zu Hause kochen und selbst zubereitete Mahlzeiten bevorzugen. Durch die Inflation und steigende Preise hält dieser Trend auch nach der Pandemie an. Restaurantbesuche</p><p>sind teurer und Verbraucher haben weniger Kaufkraft zur Verfügung, da auch die Kosten in anderen Lebensbereichen, wie beispielsweise für Energie, stark anstiegen. Weiterhin wurden Lieferketten erheblich beeinträchtigt. Grenzschließungen, Produktionsausfälle und Transportbeschränkungen führten zu Engpässen bei bestimmten Lebensmitteln und sorgten für erhöhte Preisschwankungen. Die Industrie hat begonnen, alternative Lieferketten zu erkunden, um die Versorgungssicherheit weiterhin zu gewährleisten.</p><p>Die Nachfrage nach Online-Lebensmittelbestellungen ist während der Pandemie stark gestiegen, ein Trend, der auch nach der Pandemie Bestand hat. Lebensmittel-unternehmen haben daher verstärkt in Online-Plattformen investiert und ihre Lieferdienste erweitert, um auch diesen Trend bedienen zu können.</p><p>Klimakrise und Pandemie haben aber auch das Interesse der Verbraucher an nachhaltigen und lokalen Lebensmitteln verstärkt. Menschen sind sensibilisierter für die Auswirkungen der Lebensmittelproduktion auf die Umwelt und bevorzugen Produkte aus der Region. Lebensmittelunternehmen versuchen daher vermehrt, lokale Lieferanten einzusetzen und nachhaltiger zu sein.</p><p>Aber auch die Beschaffung verschiedener Rohstoffe und Verpackungsmaterialien sowie steigende Energie-preise stellen Unternehmen der Lebensmittelindustrie aktuell vor große Herausforderungen. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Datenanalyse zur Verbesserung der Produktqualität und -verarbeitung sind auf dem Vormarsch. Betroffen sind vor allem Rohstoffe wie Sonnenblumenöl, Lecithin, Glukose/Stärke, Getreide sowie Halbfabrikate oder auch Verpackungsmaterialien wie Karton oder Vakuumsäcke.</p><p>Gezielte Akquisitionen werden von Unternehmen durchgeführt, um innerhalb kürzester Zeit auf aktuelle Trends zu reagieren und die eigene Marktposition dadurch nachhaltig zu stärken.</p><h3>3. Entwicklung von M&amp;A Deals in der Lebensmittelindustrie</h3><p>Abb. 1 • Anzahl an Transaktionen in der Lebensmittelindustrie</p><p><p class="relative">
    <img class="c-image inline not-prose" src="https://cms.manda.co/storage/ma-review/2023/07/A09_Abb.1_.jpg" alt=Abb. 1 • Anzahl an Transaktionen in der Lebensmittelindustrie decoding="async" loading="lazy" />
        </p>
</p><p>Quelle: Capital IQ; eigene Darstellung</p><p>Eine detaillierte Analyse der Transaktionen weltweit für den Zeitraum Januar 2020 bis Mai 2023 zeigt ein dynamisches Bild des M&amp;A-Markts der Lebensmittelindustrie. Die Analyse beinhaltet Transaktionen, welche abgeschlossen sind und bei denen das Zielunternehmen unter die Subkategorien „Food Distribution“, „Food Retail“ und „Food Product“ fällt. Datenquelle für unsere Analyse sind veröffentlichte Transaktionen in der Datenbank von Capital IQ.</p><p>Für das Jahr 2022 zeigte sich ein rückläufiger Trend bei der Anzahl an globalen M&amp;A-Transaktionen in der Lebensmittelindustrie, der sich sowohl in gesunkenen Aktivitäten in Europa als auch global widerspiegelte. Europa verzeichnete 2022 mit 532 Deals einen Rückgang von rund 8% im Vergleich zum Vorjahr. Der gesamte veröffentlichte Transaktionswert aller abgeschlossenen Deals lag 2022 bei 26,7 Mrd. EUR. Während sich die Anzahl der innereuropäischen Transaktionen um nur 8% verringerte, sanken die Übernahmen und Beteiligungen auf den außereuropäischen Märkten um rund 25%. Investitionsschwerpunkte der europäischen Käufer waren Nordamerika mit 24 und Asien mit 12 Deals. Derselbe Trend ist auch bei europäischen Targets zu beobachten. Nordamerika ist hier der größte Investor in Europa mit 22 Transaktionen, gefolgt von Asien mit 6 Deals.</p><p>In Europa klassifiziert sich UK weiterhin als Deal-Hotspot mit einer Spitzenanzahl von 80 Deals im Jahr 2022, vor Frankreich mit 67 Transaktionen. Deutsche Targets waren im Jahr 2022 an nur 15 Deals beteiligt, hierunter fällt beispielsweise auch die Mehrheitsübernahme von Anker-kraut durch Nestlé. Auch in den ersten fünf Monaten des Folgejahres zeigte sich mit bereits 29 durchgeführten Deals in UK eine Fortentwicklung dieses Trends.</p><p>Frankreich konnte hingegen seine Aktivitäten im Vergleich zu 2021 leicht erhöhen. Dies zeichnet sich vor allem in gestiegenen Inbound-Deals ab. Insgesamt nehmen lokale Transaktionen in allen Regionen den Schwerpunkt der M&amp;A-Aktivitäten ein, wobei sich diese Tendenz auch in den ersten fünf Monaten von 2023 fortsetzte.</p><p>Die Verteilung der Deals nach Branche gemessen an der Anzahl zeigt über die Jahre eine konstante Gewichtung: Nahezu drei Viertel der Transaktionen entfallen auf die Unternehmen, die sich mit der Herstellung von Lebensmittelprodukten befassen („Food Products“). Unter „Food Products“ sind verpackte Lebensmittel und Agrikulturprodukte einzuordnen.</p><p>Im Sektor „Food Retail“, zu dem unter anderem die großen Einzelhandelsketten wie EDEKA, ALDI, Carrefour und Intermarché gehören, sind seit Anfang 2020 die zweitmeisten Transaktionen mit rund 15% zu verzeichnen. Den kleinsten Teil stellt „Food Distribution“ dar, welche nur 10% aller Transaktionen abbildet. Doch hat sich das Verhältnis über die letzten Jahre und in jüngerer Vergangenheit leicht verändert. Es ist zu sehen, dass der Anteil an Transaktionen im Bereich „Food Distribution“ stetig zugenommen hat und von rund 10% in 2020 auf fast 15% in der ersten Hälfte von 2023 gestiegen ist, wohingegen der Anteil sowohl bei „Food Retail“ als auch bei „Food Products“ über den gesamten Zeitraum leicht rückläufig ist.</p><p>Betrachtet man hingegen die Summe des Transaktionsvolumens, ist festzustellen, dass das Segment „Food Products“ den Markt dominiert. Im Jahr 2022 waren mit 37,7 Mrd. EUR rund zwei Drittel des gesamten Volumens „Food Products“ zuzuschreiben, wohingegen „Food Retail“ ein Drittel ausmachte. „Food Distribution“ hat nur einen marginalen Anteil ausgemacht.</p><p>Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt außerdem, dass sich der Anteil an Finanzinvestoren verringert hat. Im Jahr 2021 lag ihr Anteil noch bei 15% und ist 2023 auf 8% gefallen. Aufgrund der angespannten Marktlage und der schwierigeren Refinanzierung halten sich Finanzinvestoren im Vergleich zu Strategen eher zurück. Strategen andererseits sehen die Wachstumsmöglichkeiten immer noch als relevant an und bleiben auf dem M&amp;A-Markt aktiv.</p><p>Abb. 2 • Transaktionen nach Kontinenten und Kategorien</p><p><p class="relative">
    <img class="c-image inline not-prose" src="https://cms.manda.co/storage/ma-review/2023/07/A09_Abb.2_.jpg" alt=Abb. 2 • Transaktionen nach Kontinenten und Kategorien  decoding="async" loading="lazy" />
        </p>
</p><p>Quelle: Capital IQ; eigene Darstellung</p><h3>4. Bewertungsmultiplikatoren</h3><p>Wie viel für ein Unternehmen bezahlt wird, hängt sowohl von der Unternehmensgröße als auch vom jeweiligen Subsektor ab, in welchem das Unternehmen tätig ist. Über die vergangenen drei Jahre wurden vor allem für Unternehmen aus dem Bereich „Food Products“ relativ hohe Kaufpreise gezahlt. So betrug der durchschnittliche EBITDA-Multiple im Jahr 2022 15,6x. In den beiden anderen Kategorien „Food Retail“ und „Food Distribution“ wurden hingegen vergleichsweise niedrige Multiples von etwa 8,9x EBITDA gezahlt.</p><p>Die Umsatz-Multiples zeichnen ein noch deutlicheres Bild, da für „Food Products“-Firmen seit 2020 weit höhere Multiples gezahlt wurden als für die restlichen Kategorien. In den vergangenen drei Jahren lagen die Umsatz-Multiples im „Food Products“-Sektor bei durchschnittlich 2,6x, was weit vor den anderen Kategorien liegt. „Food Distribution“ hatte Umsatz-Multiples von rund 0,9x und „Food Retail“ von 1,6x.</p><p>Im Allgemeinen ist jedoch ein leichter Abwärtstrend zu sehen, der sich auch 2023 fortsetzte. Die durchschnittlichen Multiples sind in den ersten fünf Monaten des Jahres auf einem niedrigeren Niveau als noch 2022. Dies zieht sich durch alle Segmente und gilt sowohl für Umsatz- wie auch gleichermaßen für EBITDA-Multiples. Mögliche Gründe für den Negativtrend sind das herausfordernde Marktumfeld und die vorherrschende Ungewissheit. Durch die anhaltende Inflation und den darauffolgenden Zinsanstieg sind die Fremdkapitalkosten gestiegen und die Renditeerwartungen gesunken.</p><h3>5. Herausforderungen der Branche</h3><p>Die Lebensmittelbranche steht vor verschiedenen wirtschaftlichen Herausforderungen, die sich auf ihre Rentabilität und ihre Betriebskosten auswirken. Zu diesen Herausforderungen gehören unter anderem die Inflation, der anhaltende Ukraine-Konflikt und dadurch entstandene hohe Energiepreise, Ressourcenknappheit und steigende Zinsen.</p><h3>5.1 Inflation</h3><p>In der Lebensmittelbranche führt die Inflation zu höheren Kosten für Rohstoffe, Transport, Verpackung und Arbeitskräfte. Dies beeinträchtigt die Rentabilität von Lebensmittelunternehmen signifikant, insbesondere wenn sie Schwierigkeiten haben, die gestiegenen Kosten auf die Verbraucherpreise zu übertragen. Die Unternehmen müssen daher nach Wegen suchen, ihre Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken, um mit der Inflation Schritt halten zu können.</p><h4>5.2 Ukraine-Konflikt</h4><p>Russlands Angriff auf die Ukraine hat die dortige Lebensmittelproduktion und -exporte maßgeblich gestört, was sich auf den globalen Markt auswirkt. Die Lebensmittelpreise sind daraufhin 2022 stark gestiegen. Auch wenn nunmehr die Preise wieder leicht gesunken sind, so befinden sie sich immer noch auf einem höheren Niveau als im Jahr 2021. Die Ukraine ist einer der wichtigsten Weizenexporteure weltweit, was einen Einfluss auf die gesamte Lebensmittelindustrie zur Folge hatte.</p><h4>5.3 Hohe Energiepreise</h4><p>Ein weiterer bedeutender Faktor sind hohe Energie-preise. Die Lebensmittelproduktion erfordert erhebliche Mengen an Energie für den Betrieb von Maschinen, die Kühlung oder Heizung von Produktionsanlagen sowie den Transport. Wenn die Energiepreise steigen, kann dies zu erheblichen Kostensteigerungen in der Branche führen. Lebensmittelunternehmen müssen daher nach Möglichkeiten suchen, ihre Energieeffizienz zu verbessern, erneuerbare Energiequellen zu nutzen und alternative Transportmethoden zu erwägen, um die Auswir-kungen der hohen Energiepreise zu mildern. Der Bereich des „Vertical Farming“ ist hiervon sehr stark betroffen. Vertikale Farmen stapeln Pflanzen Schicht für Schicht in Lagerhäusern, die mit Beleuchtungs- und Bewässerungs-systemen ausgestattet sind und oft Sensoren zur Über-wachung der Pflanzengesundheit und zur Regulierung der Bewässerung einsetzen. Diese Systeme sollen angesichts der klimabedingten extremen Wetterbedingungen eine dauerhafte und platzsparende Möglichkeit zur Ernährung einer wachsenden Bevölkerung bieten. Das Berliner Unternehmen Indoor Urban Farming, das als „Infarm“ firmiert, hat jedoch unter den steigenden Ener-giepreisen in Europa stark zu kämpfen. Nach Angaben von Infarm durchläuft das Unternehmen einen „signifikanten Strategiewechsel“, um die Rentabilität zu erreichen. Die Hälfte der Mitarbeiter musste bereits entlassen werden.</p><h4>5.4 Verfügbarkeit von Ressourcen</h4><p>Ressourcenknappheit ist eine weitere Herausforderung für die Lebensmittelbranche. Die Verfügbarkeit von Wasser, Land und anderen wichtigen Ressourcen ist limitiert. Dies wirkt sich auf die Lebensmittelproduktion aus, da sie von diesen Ressourcen abhängt. Der Klimawandel und die steigende Nachfrage nach landwirtschaftlichen Flächen für andere Zwecke wie Wohnungs- oder Industriebau tragen auch zu dieser Ressourcenknappheit bei. Lebensmittelunternehmen müssen nachhaltige Anbaumethoden entwickeln, um die zur Verfügung stehenden Ressourcen effizienter zu nutzen und gleichzeitig die Umweltauswirkungen zu minimieren.</p><h4> 5.5 Gestiegene Zinsen</h4><p>Die Lebensmittelbranche ist häufig kapitalintensiv und erfordert Investitionen in Anlagen, Technologie und Mitarbeiter. Wenn die Zinsen steigen, werden die Kredite und Kreditrückzahlungen teurer, was die Finanzierung von Projekten und Investitionen erschweren kann. Unternehmen müssen ihre Finanzierung sorgfältig planen und alternative Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht ziehen, um den Herausforderungen steigender Zinsen zu begegnen.</p><p>Um all diesen Widrigkeiten erfolgreich entgegenzutreten, müssen Unternehmen effizientere Prozesse entwickeln, nachhaltige Praktiken anwenden und innovative Lösungen finden, um ihre Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Akquisitionen von innovativen Start-ups, die Technologien wie beispielsweise 3D-Drucker für Lebensmittel entwickeln, oder KI-Lösungen, die eine optimierte Plan- und Steuerbarkeit der wertschöpfenden Prozesse von der Landwirtschaft bis zum Endverbraucher ermöglichen sollen, damit die Lebensmittelverschwendung insgesamt reduziert werden kann, könnten in den Fokus rücken.</p><h3>6. Aktuelle Entwicklungen in der Lebensmittelindustrie</h3><p>Immer mehr Menschen treffen die bewusste Entscheidung, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Die Anzahl der Menschen in Deutschland, die sich selbst als Veganer einordnen, lag im Jahr 2022 laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse bei 1,58 Millionen. Dies entspricht einem Plus von 170.000 Personen gegenüber 2021. Die Anzahl der Vegetarier lag bei 7,90 Millionen und betrug somit fast eine halbe Million Menschen mehr als noch im Vorjahr.</p><h4>6.1 Plant Based Food</h4><p>Der globale Markt für pflanzliche Lebensmittel wird bis 2030 voraussichtlich 161,9 Mrd. USD erreichen, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 17,6%. Reis, Weizen, Mais, Zuckerrohr, Sojabohnen und Kartoffeln sind die wichtigsten Proteinquellen, um Tierprodukte zu ersetzen. Das Volumen pflanzlicher Fleischprodukte stieg in den vergangenen Jahren ebenfalls mit einer CAGR von 17% an. Treiber für das Wachstum sind unter anderem der Klimawandel, ein sich veränderndes Ernährungsbewusstsein und die abnehmende Verfügbarkeit von Ackerland für die Viehzucht. Aufgrund des starken Wachstums wird dieser Markt immer attraktiver für Investitionen, wurde aber im letzten Jahr leicht gebremst durch das schwierigere Investitionsumfeld. Betrachtet man den M&amp;A-Markt im „Plant Based“-Segment, ist zu erkennen, dass auch hier bis 2021 die Anzahl an Deals stark gestiegen ist, jedoch 2022 um ca. 30% auf 39 gesunken ist. Erwähnenswert sind die Deals von Your Super Inc, einer Marke für Superfoods, welche von The Healing Company für 15,9 Mio. EUR akquiriert wurde, und die Übernahme von Keystone Natural Holdings durch House Foods Holding USA mit einem Kaufvolumen von 109,7 Mio. EUR. Durch diese Übernahme konnte House Foods sein Portfolio an hochwertigen Tofu- und pflanzlichen Lebensmitteln erweitern und seine Expansionspläne für den US-Markt beschleunigen.</p><h4>6.2 FoodTech</h4><p>Es gibt einen wachsenden Fokus auf neue Ernährungsmuster, da die Bedeutung von Lebensmitteln für die Gesundheit zunehmend erkannt wird. Innovative Start-ups ziehen global und in Europa immer mehr Investoren an. Allein im Jahr 2022 haben europäische FoodTech-Startups 5,6 Mrd. USD an Risikokapital eingesammelt. Digitalisierung ist nach wie vor ein Hauptthema. Neue Formen der Lebensmittelproduktion wie vertikale Landwirtschaft, urbane Gärtnerei, Aquafarming oder die Produktion von künstlichem Fleisch stellen vielversprechende Bausteine dar, um die zukünftige Nahrungsmittelversorgung einer immer größer werdenden Weltbevölkerung zu sichern. Hinzu kommt, dass Kunden auch die Lieferung von Produkten und Dienstleistungen in immer kürzeren Zeiträumen fordern.</p><p>Basierend auf den Daten von Dealroom2 war 2021 das Jahr mit dem höchsten Finanzierungsvolumen in FoodTech-Unternehmen, jedoch hat sich dies 2022 mehr als halbiert. Zwei der größten Deals im letzten Jahr waren unter anderem die Übernahme von Wolt Enterprises durch DoorDash für 7 Mrd. EUR im Mai 2022 und die Akquisition von Gorillas durch Getir für 1,13 Mrd. EUR im September 2022. DoorDash wollte durch die Übernahme von Getir den europäischen Markt erschließen und seine globale Präsenz ausbauen. DoorDash kann damit den europäischen Rivalen Delivery Hero und Just Eat Konkurrenz machen.</p><h4>6.3 Nachhaltigkeit und ESG</h4><p>Eine weitere wichtige Rolle im Transaktionsgeschehen und damit auch der Lebensmittelbranche spielt neben dem Thema Nachhaltigkeit auch zunehmend „ESG“. „ESG“ steht für Environmental, Social und Governance und beschreibt den über gesetzlichen Anforderungen hinausgehenden Beitrag der Wirtschaft zu nachhaltiger Entwicklung. Nachhaltigkeitsaspekte können Unter-nehmen sowohl finanzielle als auch strategische Vorteile bieten. Investoren, Verbraucher und Stake-holder werden immer bewusster und fordern von Unternehmen, ihre Verantwortung für die Umwelt, die Gesellschaft und gute Unternehmensführung wahrzunehmen. Als Reaktion darauf arbeiten die Unternehmen der Lebensmittelindustrie daran, nachhaltigere und verantwortungsbewusstere Geschäftsmodelle zu entwickeln, um positive soziale und ökologische Auswirkungen zu erzielen. Mit dem Inkrafttreten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) zum 1. Januar 2023 müssen deutsche Unternehmen schnellstmöglich die Rahmenbedingungen für eine Compliance-gerechte Umsetzung schaffen und die Einhaltung von Menschen-rechten entlang ihrer gesamten Lieferkette sicherstellen. Der Druck zu mehr Nachhaltigkeit ist vorhanden.</p><h3>7. Fazit</h3><p>Die Analyse des M&amp;A-Umfelds in der Lebensmittelindustrie von Januar 2020 bis Ende Mai 2023 hat gezeigt, dass sich seit 2021 ein rückläufiger Trend bei der Anzahl an Transaktionen abzeichnet. Sowohl global als auch auf europäischen Märkten gab es einen Rückgang an Aktivitäten, der sich auch in 2023 fortsetze. Nordamerika und Asien waren die bevorzugten Investitions-ziele europäischer Käufer und stellten auch die meisten außereuropäischen Investoren auf dem europäischen Markt. „Food Products“ dominieren sowohl bei der Anzahl an Deals als auch bei den Bewertungsniveaus.</p>

<p>Um den verschiedenen Herausforderungen zu begegnen, denen diese Branche ausgesetzt ist, wie die Inflation, der Ukraine-Konflikt, hohe Energiepreise, Ressourcenknappheit und steigende Zinsen, müssen Unternehmen effizientere Prozesse entwickeln, nachhaltige Praktiken anwenden und auf moderne Lösungen setzen. Um dies zu erreichen, können Transaktionen von innovativen und nachhaltigen Unternehmen, wie beispielsweise Food-Tech-Firmen, der Schlüssel zum Erfolg sein. </p><hr><p>1 https://media3.bsh-group.com/Documents/16081595_Siemens_2020_Trendstudie_final_20200807_2.pdf</p><p>2 https://dealroom.co/uploaded/2022/10/Foodtech-Q3-2022-Report.pdf?x84064</p><p></p>

Die Lebensmittelindustrie sieht sich zahlreichen Herausforderungen gegenüber: Aus neuen Marktgegebenheiten, wie Inflation, Energiekostenanstieg, verändertem Verbraucherverhalten und dem anhaltenden Ukrainekonflikt, sind neue Anforderungen an Herstellung und Qualitätssicherung der Produkte, Transparenz und Nachhaltigkeit bis hin zu Logistik und Lieferketten entstanden.

Transaktionen, Entwicklungen und Trends in der Lebensmittelindustrie

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