24.03.2018 | Dr. Volker Knoop

Kosten auslagern bei Schiedsverfahren

Aktuelles Stichwort, Allgemein

Rechtliche Streitigkeiten nach dem Closing von Unternehmenskäufen nehmen konstant zu. M&A-Transaktionen sind in aller Regel so komplex, dass einige Risiken übersehen, bewusst ausgeblendet oder von Verkäufer und Käufer völlig unterschiedlich bewertet werden. Der Druck, eine strategische Transaktion abzuschließen, verleitet manchen zu einer verkürzten Due Diligence. In dem Wissen um diesen Umstand blüht das Geschäft der W&I-Versicherer. Ein immer professioneller werdendes Post-Closing Claim Management auf Käuferseite fördert vermehrt Streitigkeiten zutage.

In dieser Situation kennen viele Käufer die Vorzüge eines Schiedsverfahrens. Auf komplexe Streitverfahren spezialisierte Schiedspraxen preisen die Vertraulichkeit des Verfahrens, die Sachkompetenz der Schiedsrichter, die Flexibilität, das Schiedsverfahren nach eigenen Wünschen zu gestalten, und – bei internationalen Verfahren – die erleichterte Vollstreckung von Schiedsurteilen. Schiedsanwälte kennen die rechtlichen Klippen, die zu umschiffen sind, um vor einem Schiedsgericht erfolgreich zu sein.

Was fehlt, ist ein effizientes Kostenmanagement. Allerdings haben Unternehmen meist wenig eigene Expertise, die Schiedskosten effizient zu managen.

Ein Tool aus der Management-Toolbox ist sowohl Anwälten als auch Unternehmen (noch) sehr unbekannt, obwohl es in führenden Kanzleien zu den Litigation Trends für 2018 zählt: die Prozessfinanzierung. Prozessfinanzierer stellen Risikokapital für Gerichtsprozesse und Schiedsverfahren gegen eine erfolgsabhängige Erlösbeteiligung zur Verfügung. Unternehmen können Post-M&A-Schiedsverfahren dementsprechend ohne finanzielles Risiko auf Kosten des Finanzierers führen. Nur soweit die geltend gemachten Ansprüche erfolgreich durchgesetzt werden, erhält der Finanzierer einen Anteil am Erlös, meist in einer Größenordnung zwischen 20–30%, bei großen Streitwerten darunter.

Sowohl gesunde Unternehmen als auch Unternehmen in Schieflage nutzen die Prozessfinanzierung im Rahmen ihres modernen Risikomanagements. Als Teil des Corporate Finance kann sie flexibel an die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens und an seine individuelle Risikobereitschaft angepasst werden.

Dr. Volker Knoop
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