Page

Pages

<p>Die M&amp;A REVIEW wurde 1990 von Prof. Dr. Günter Müller-Stewens ins Leben gerufen und von 1992 bis 2016 vom Institut für Betriebswirtschaft (IfB) an der Universität St. Gallen betreut. Seit 2016 ist Prof. Dr. Christoph Schalast der Herausgeber. <br><br>Das Magazin liefert monatlich Fachbeiträge zu Unternehmensübernahmen und Fusionen im deutschsprachigen Raum und international. Sie bietet einen Überblick über aktuelle M&amp;A-Trends, erfolgte Transaktionen und beteiligte Interessengruppen wie Käufer, Verkäufer, Berater und Intermediäre. Die Themen umfassen praxisrelevante Fragestellungen entlang des gesamten M&amp;A-Prozesses, Analysen von Verflechtungsstrukturen einzelner Konzerne und Branchen, statistische Auswertungen, Länderanalysen sowie juristische und steuerrechtliche Beiträge.</p>

<p>Die M&amp;A REVIEW richtet sich vornehmlich an M&amp;A-Professionals im deutschsprachigen Raum. Dazu gehören zunächst Führungskräfte in Strategie- und M&amp;A-Abteilungen von Unternehmen sowie deren Unternehmensleitungs- und Kontrollebene. Daneben zählen Unternehmensberater, Vertreter von Investmentbanken und Corporate Finance-Boutiquen sowie Partner und Mitarbeiter von Wirtschaftsprüfungs-/Steuerberatungs- sowie Rechtsanwaltssozietäten, die im Bereich der Unternehmensübernahmen und Fusionen tätig sind, zum Leserkreis. Auch Finanzinvestoren beziehen regelmäßig die M&amp;A REVIEW. Aufgrund der wissenschaftlichen Fundierung und des universitären Hintergrunds ist die Fachzeitschrift auch in vielen Universitäten und Forschungseinrichtungen verfügbar.</p>

<ul><li><p> Mit über 30 Jahren führende Fachzeitschrift rund um M&amp;A seit 1990 (deutschsprachig)</p></li><li><p>Seit 1.1.2015 offizielles Publikationsorgan des Bundesverbands Mergers &amp; Acquisitions e.V.</p></li><li><p>10 Ausgaben im Jahr mit Doppelausgaben im Januar/Februar und Juli/August</p></li><li><p>Print-Auflage bei ca. 1.000 Exemplaren pro Ausgabe</p></li><li><p>kostenloser M&amp;A REVIEW Online-Zugriff auf Archiv (nur für Abonnenten – hauptsächlich deutschsprachig)</p></li><li><p>Seit Juni 2020 Zusammenarbeit mit dem französischen Fachmagazin Fusions &amp; Acquisitions, seit 2023 gemeinsamer Auftritt mit englisch-sprachigen Fachmagazin Combuyn</p></li></ul>

Thumbnails

ausgabenuebersicht-teaser.png

Publikation

Leo Berthier

leo.berthier@manda.co

Ausgabenübersicht

Sonderausgaben

Jahresindizes

Autorinnen und Autoren

Dossiers

Podcasts

Partner

Kontakt

MANDACO

NEWSROOM

M&A REVIEW

LEBENSWERK

COMBUYN

little_triangle_bg.svg

Login

Profil

Logout

M&A Advisor

M&A Tool Provider

Corporate

University Member

PE, Family Office

Student

Others...

mandaco

M&A Review

Combuyn

Lebenswerk

optional

Special Topic

Industry Special

<p>Alexander Wenzel berät als Partner der RSM Ebner Stolz Management Consultants Unternehmen im Bereich Mergers &amp; Acquisitions entlang des gesamten M&amp;A-Prozesses. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf mittelständischen Transaktionen in den Industriesegmenten Chemie, Pharma und Medizintechnik. Er kann dabei auf zwei Jahrzehnte Erfahrung als Berater, unter anderem für PwC, die Fortis Bank und Ernst &amp; Young, im Corporate-Finance und M&amp;A-Markt zurückgreifen, in denen er zahlreiche Transaktionen erfolgreich begleiten und abschließen konnte. Alexander Wenzel hat einen Abschluss als Diplom-Kaufmann mit Schwerpunkt Finance &amp; Accounting von der Goethe Universität in Frankfurt.</p>

Alexander Wenzel

<p>Pranshu Rohatgi ist Senior Manager bei den RSM Ebner Stolz Management Consultants und berät Unternehmen in der Chemie-, Pharma- und Medizintechnikbranche während M&amp;A-Transaktionen entlang des gesamten Prozesses. Ihn zeichnet seine Jahrzehnte lange Erfahrung in der Chemiebranche, sowohl als Berater als auch als Research und Business Analyst aus. Hierbei war er unter anderem bei der Boston Consulting Group, bei PwC sowie Deloitte beschäftigt. Pranshu Rohatgi hat am Indian Institute of Technology, Kanpur, Chemietechnik sowie am Grenoble Ecole de Management International Business studiert.</p>

Pranshu Rohatgi

<h5>1. Einleitung: Chemiesektor als Schlüsselfaktor für Kreislaufwirtschaft</h5><p>Alles um uns herum – unsere Möbel, Elektronik, die Kleidung, die wir tragen, und ein Großteil der Lebensmittel, die wir zu uns nehmen – ist eine Zusammensetzung verschiedener Arten von Chemikalien. Kreislaufwirtschaft ist definiert als die Art und Weise, wie wir Materialien verwenden, wiederverwenden, reparieren beziehungsweise wiederherstellen und recyceln, wie wir unseren Abfall so ökologisch wie möglich entsorgen und wie wir möglichst wenige natürliche Rohstoffe verbrauchen und stattdessen die bestehenden Ressourcen bestmöglich (wieder) nutzen. Angesichts der Allgegenwärtigkeit und der Bedeutung von Chemikalien in unserem täglichen Leben, ist es unerlässlich, dass der Mensch der Umwelt so wenig wie möglich schadet, indem er nachhaltige und langlebige Materialflüsse schafft.</p><p>Die Kreislaufwirtschaft ist keine neue Ideologie. Seit Jahren wird über eine nachhaltigere Nutzung und Wiederverwendung von Ressourcen diskutiert, doch die konsequente Umsetzung, die maßgebliche Veränderungen bewirken würde, bleibt aus. Die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft, in der der Ressourcenverbrauch die durch den Planeten regenerierbare Menge an Ressourcen nicht übersteigt, ist dringend notwendig. Derzeit steuern wir darauf zu, im Jahr 2050 70% mehr Abfall zu produzieren als heute. Unser Ressourcenverbrauch ist um 70% höher als das, was die Erde erneuern kann. Diese beiden statistischen Angaben sind gigantisch und veranschaulichen die unmittelbare Notwendigkeit konkreter Schritte innerhalb des weltweiten Chemiesektors, um den Materialfluss aus den bestehenden Ressourcen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Laut einem aktuellen Bericht von Goldman Sachs und dem Weltwirtschaftsforum können mit der Einführung und effizienten Umsetzung kreislaufwirtschaftlicher Grundsätze und Schritte jährlich Materialien in Höhe von 1 Bio. EUR eingespart werden.</p><p>Nach unserer Auffassung gibt es vier wesentliche Faktoren, die die Um- und Durchsetzung der Kreislaufwirtschaft innerhalb des weltweiten Chemiesektors weiter vorantreiben werden:</p><p>Erstens machen die bereits hohen und rasant steigenden Rohstoffpreise die Umsetzung von Lösungen zur effizienteren Nutzung von Rohstoffen, Energie, Abfall und Lebensmitteln, sowohl auf Verbraucher- als auch unternehmerischer Ebene, dringend erforderlich. Auf operativer Ebene sind Chemieunternehmen aufgrund der Knappheit natürlicher Ressourcen und Rohstoffströme dazu gezwungen, effiziente und daher meist neu gedachte Produktionsprozesse einzuführen. Strategische Partnerschaften und Unternehmenszusammenschlüsse/Fusionen dienen dabei häufig auch dem sinnvolleren und effizienteren Einsatz von Ressourcen.</p><p>Zweitens sind kreislaufwirtschaftliche Lösungen aufgrund der inhärenten Verbindung zwischen Abfallerzeugung beziehungsweise Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen umso kritischer für eine echte CO2-neutrale Wirtschaft. Auf operativer Seite müssen Chemieunternehmen Systeme und Prozesse zur Überwachung und Steuerung ihrer Emissionen und ihres ökologischen Fußabdrucks entwickeln. Der Klimawandel ist real und wirkt sich gleichermaßen auf die Verhaltensmuster von Verbrauchern und Unternehmen aus.</p><p>Drittens werden regulatorische Vorstöße von Regierungen weltweit durch die Verankerung von Kreislaufwirtschaft in der Gesetzgebung (zum Beispiel EU Green Deal, EU-Taxonomie) das Interesse und den Fokus von Unternehmen und Investoren auf entsprechende Lösungen lenken und zu positiven Werteffekten bei leistungsstarken Akteuren im Bereich Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft führen. Gesetze, die den Einsatz bestimmter schädlicher Substanzen in Produkten beschränken, zwingen Chemieunternehmen und deren Kunden dazu, diese durch umweltfreundlichere Alternativen zu ersetzen.</p><p>An vierter und vermutlich wichtigster Stelle steht das zunehmende Bewusstsein der Verbraucher für Nachhaltigkeit und Umwelt. Die Nachfrage der Verbraucher, insbesondere der in Städten wohnenden und jungen Bevölkerung, nach biobasierten Produkten und Produkten mit einer positiven CO2-Bilanz nimmt zu. Dies fördert eine ganze Subbranche innerhalb des Chemiesektors rund um die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Disruptive und innovative Unternehmen setzen neue biobasierte Alternativen zu herkömmlichen chemischen Stoffen und Rohstoffen durch und greifen damit die bisher von diversifizierten Chemiegiganten eingenommene dominante Position an. Dies führt zu einem massiven Umdenken bei Chemieunternehmen, die nun nach Wegen suchen, mit der Veränderung Schritt zu halten. Folgeerscheinungen dieses disruptiven Aufbegehrens sind Unternehmenszusammenschlüsse, Technologielizenzierung, strategische Partnerschaften und sogar Beteiligungsinvestitionen, die ein diverseres und bunteres Ökosystem innerhalb des globalen Chemiesektors schaffen.</p><p>Kreislauforientierte Geschäftsmodelle sind augenscheinlich das Gebot der Stunde und werden langfristig bestehen, denn an Investoren, die in diese Geschäftsmodelle investieren wollen, mangelt es keineswegs; seien es Corporates aus der Chemiebranche, die sowohl durch Zukäufe als auch Corporate-Venture-Aktivitäten Zugang zu Produkten, Technologien und Märkten anstreben, oder Private-Equity-Investoren, die verstärkt einen Fokus auf ESG (Environmental, Social und Governance)-Themen legen und zunehmend spezifische Impact-Fonds etablieren. Trotz des hohen Interesses bestehen allerdings auch große Herausforderungen. Gründer und Unternehmer mit innovativen kreislauforientierten Lösungen empfinden die Suche nach Investoren, die bereit sind, in Wachstumsbereiche zu investieren, häufig als herausfordernd. Obwohl Investitionen in kreislauforientierte und nachhaltige Produkte populär sind, haben es junge Unternehmen beziehungsweise Technologien häufig schwer, den Nachweis zu erbringen, dass wirtschaftliche Kennzahlen wie zum Beispiel Stückkosten erreicht werden, die zu einer hohen Markt- und Produktakzeptanz führen. Innerhalb des Chemiesektors, in dem B2B-Geschäfte dominieren und die Qualifizierungszeit für Lieferanten mindestens ein Jahr und bei speziellen Nischenanwendungen bis zu fünf Jahre beträgt, stellt dies eine Herausforderung dar. Zahlreiche kreislauforientierte Unternehmen mit B2B-Fokus verzeichnen jahrelang flaches Wachstum, bevor sie mit einem „Leuchtturm“-Kunden den großen Durchbruch schaffen. Das bedeutet auch, dass Nachhaltigkeit und Zirkularität bislang häufig nur Zusatzfaktoren darstellen und zunächst in erster Linie die Kosten der Produkte und Dienstleistungen mit den Kosten von bereits etablierten Produkten vergleichbar sein müssen. Darüber hinaus konkurrieren junge innovative Unternehmen im Chemiesektor mit liquiditätsstarken und etablierten Chemiegiganten um Marktanteile.</p><p><img src="https://cms.manda.co/storage/ma-review/2022/11/A02-2211_Abb_01.png"></p><p><img src="https://cms.manda.co/storage/ma-review/2022/11/A02-2211_Abb_02.png"></p><h5>2. EU-Taxonomie – ein starker Katalysator für nachhaltige Investitionen</h5><p>Am 30. März 2022 veröffentlichte die Plattform für ein nachhaltiges Finanzwesen der EU-Kommission ihre finalen Empfehlungen zu den vier Umweltzielen, unter anderem zum „Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft“. Diese basieren auf dem EU-Ziel, den Materialfußabdruck der EU-27 bis 2030 um 50% und bis 2050 um 75% zu senken sowie den Anteil kreislauforientierter Materialien bis 2030 auf einen Durchschnitt von mindestens 25% zu erhöhen. Ziel der EU-Kommission ist es, die Taxonomie als eindeutiges „grünes Siegel“ zu etablieren, um die europäischen Kapitalmärkte dabei zu unterstützen, Kapital in nachhaltige Lösungen fließen zu lassen. ESG-Fonds werden der Aufmerksamkeit von Investoren bezüglich der Ver- und Befolgung der EU-Taxonomie nicht entgehen können, was unserer Auffassung nach zu einer erheblichen Steigerung der Kapitalflüsse, geringeren Kapitalkosten und höheren Bewertungen bei Unternehmen führen wird, die der Taxonomie entsprechen – auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft fokussierte Unternehmen.</p><p>Sowohl in Europa als auch weltweit werden zunehmend Verordnungen zur Kreislaufwirtschaft beschlossen. In den USA haben mehr als acht Bundesstaaten Gesetze zur erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) verabschiedet, nach denen die Hersteller für die Nachnutzungsphase ihrer Produkte verantwortlich sind. Schweden und Luxemburg haben die Mehrwertsteuer auf Reparaturen und die Wiederverwendung bestimmter Produkte gesenkt, womit indirekt deren Nutzungsdauer verlängert wird. Das „Recht auf Reparatur“-Gesetz in Großbritannien könnte die Lebensdauer von Produkten um bis zu zehn Jahre verlängern.</p><p>Insgesamt sind dies gewaltige Veränderungen, die Investoren weltweit vor die Herausforderung stellen, aber gleichzeitig auch Chancen eröffnen, entsprechende Unternehmen basierend auf deren Kennzahlen zu Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu bewerten und in sie zu investieren. Gleichzeitig wächst der Druck auf Chemieunternehmen, verstärkt auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft ausgerichtete Maßnahmen zu ergreifen und diese transparent und regelmäßig nachzuverfolgen und darüber zu berichten.</p><h5>3. Impact Investing ist real und greifbar</h5><p>In den letzten Jahren haben Private-Equity (PE)-Investoren durch die Allokation von Investitionskapital in Firmenanteile, aber auch in die Unternehmen selbst zunehmend zum globalen Transaktionsvolumen beigetragen. Zahlreiche Experten sehen darin bereits eine dauerhafte Quelle von Anlagekapital, welches unabhängig von kurzfristigen Marktentwicklungen, die strategische Investoren vorübergehend von Deal-Abschlüssen abhalten könnten, Transaktionsvolumen generiert. Der Anteil von PE an M&amp;A-Aktivitäten innerhalb des Chemiesektors ist im Zeitraum von 2011 bis 2022 um durchschnittlich etwa 23% pro Jahr zwischen 9% und 43% gestiegen. PE-Investoren haben nicht nur ihre Investitionsaktivität im Chemiesektor erhöht, sondern konnten auch überdurchschnittliche Renditen erzielen. Laut einer Recherche von Accenture haben PE-Investoren Chancen zur Restrukturierung und Optimierung von Chemieunternehmen effizient genutzt und davon profitiert. Dies zeigt sich darin, dass die Investoren ihre Beteiligungen häufig mit deutlich höheren Bewertungsmultiplikatoren weiterverkaufen können verglichen mit Chemieunternehmen, die eigene Geschäftsbereiche veräußern.</p><p><img src="https://cms.manda.co/storage/ma-review/2022/11/A02-2211_Abb_03.png"></p><p>Zunehmende Inflation, steigende Zinsen und globale Unsicherheiten bezüglich Lieferketten, Rohstoffkosten und mögliche Abschottungen von Märkten erschweren es Investoren insgesamt, die künftige Ertragskraft von Unternehmen abzuschätzen und somit die Chancen zum Generieren von attraktiven Renditen für einzelne Investments zu evaluieren. In Zeiten wie diesen sind Themen wie ESG umso wichtiger, nicht nur, um weiteren Risiken entgegenzuwirken, sondern auch, um einen Mehrwert zu schaffen. Daher überrascht es nicht, dass die Anzahl an Impact-Fonds, die speziell auf Transaktionen mit ESG-Fokus ausgerichtet sind, am Markt zunimmt. Diese Fonds investieren typischerweise ausschließlich in ESG-Themen und sind je nach Entwicklungsstand des Geschäfts eher bereit, mit bestehenden Eigentümern eine Partnerschaft einzugehen als ausschließlich den klassischen „Mehrheits-Deal“ zu machen. Dies führt insbesondere auch zu der Bereitschaft, Beteiligungen mit potenziell längeren Haltedauern einzugehen. Innerhalb verarbeitender Industrien wie dem Chemiesektor haben sich mehr als 50% der aktiven Private-Equity-Investoren verpflichtet, aktiv in ESG-Themen wie Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft etc. zu investieren. Dies begünstigt wiederum das nachhaltigkeitsbezogene Transaktionsvolumen im Sektor. Mit steigenden regulatorischen Vorgaben und strengerer Überwachung von ESG-Kennzahlen ist davon auszugehen, dass sich künftig mehr Fonds auf Impact Investing als strategische Grundlage konzentrieren.</p><h5>4. „Go Green“ belohnt Unternehmen mit deutlich höheren Bewertungen</h5><p>Eine der Grundprämissen nachhaltigen Investments ist, dass der Zugang zu Kapital für „nicht nachhaltige“ Unternehmen immer teurer und für „grüne“ Unternehmen relativ gesehen immer günstiger wird, da Investoren ebenso wie Banken sich allmählich weg von den einen hin zu den anderen bewegen. Die klare Einschätzung dabei ist, dass dies zu einem schwierigen Geschäftsumfeld für „nicht nachhaltige“ Unternehmen führen wird und diese dadurch unter Druck gesetzt werden, sich im Sinne der Nachhaltigkeit neu zu organisieren. Dies wird auch in einer aktuellen Studie von McKinsey &amp; Co bestätigt, in der eine breite Gruppe aus Vergleichsunternehmen des Chemiesektors auf Basis ihrer Nachhaltigkeitskennzahlen und ihrer öffentlich gehandelten Bewertungsmultiplikatoren in „Unternehmen mit Gegenwind“, „Unternehmen mit Rückenwind“ und „Unternehmen mit neutralem Effekt“ kategorisiert wurden. Das Ergebnis spiegelt wider, wovon Experten bereits ausgingen: Chemieunternehmen, die in Subsegmenten mit nachhaltigkeitsbezogenem Rückenwind wie erneuerbare biobasierte Materialien, natürliche Inhaltsstoffe, nachhaltige Verpackungen etc. tätig sind, wurden im Durchschnitt etwa sechsmal höher bewertet als Unternehmen, die in Subsegmenten mit nachhaltigkeitsbezogenem Gegenwind wie chemische Grundstoffe, Thermoplasten, Gefahrenstoffe sowie Öl und Gas tätig sind. Dies belegt erneut die Bedeutung und Relevanz nachhaltiger Geschäftsmodelle und nachhaltiger Produkte für Investoren. Gleichzeitig ist es ein Signal für alle Chemieunternehmen, ihre Portfolien anzupassen und ihre Nachhaltigkeitsbilanz zu verbessern.</p><p><img src="https://cms.manda.co/storage/ma-review/2022/11/A02-2211_Abb_04.png"></p><h5>5. Beschleunigtes Wachstum auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Investitionen: Schwerpunkt Europa</h5><p>Europa nimmt bereits seit vielen Jahren eine führende Rolle beim Thema Nachhaltigkeit ein, sei es durch Gesetzgebung wie den EU Green Deal und die EU-Taxonomie oder die Entwicklung von Recycling (physisch, chemisch) und Systemen zur Sammlung, Sortierung und Verwertung von Post-Consumer-Abfall (zum Beispiel Der Grüne Punkt oder Müllverbrennung). So liegt es nahe, dass dieser Nachhaltigkeitsfokus und die Pionierrolle sich auch in der Investitionstätigkeit auf dem Kontinent widerspiegeln. Aus unserer Analyse aller bis Q3 2022 für den Chemiesektor in Europa angekündigten Investitionen ergibt sich ein klares Bild – die Bedeutung von Nachhaltigkeit für M&amp;A- und Investitionsaktivitäten hat stetig zugenommen. Von 229 zwischen Q1 und Q3 2022 in Europa angekündigten Transaktionen beziehen sich fast 33% auf Nachhaltigkeit. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass nicht alle dieser 229 Transaktionen reine M&amp;A-, sondern auch finanzierungsbezogene Transaktionen sind. Bei den M&amp;A-Transaktionen liegt der Anteil der nachhaltigkeitsbezogenen Transaktionen bei etwa 22%, bei den finanzierungsbezogenen Transaktionen liegt er bei 57%. Grund dafür ist, dass viele junge und innovative Unternehmen, die neue nachhaltige und kreislauforientierte Produkte und Technologien entwickeln, sich noch in der Start-up-Phase beziehungsweise in einem frühen Unternehmensstadium befinden und auf Finanzierung angewiesen sind.</p><h5>6. Erfolgreich in Kreislaufwirtschaft zu investieren, bedeutet für etablierte Unternehmen, eine komplett neue Denkweise anzunehmen</h5><p>M&amp;A-Transaktionen stellten lange Zeit vor allem ein Tool zur Wachstumsbeschleunigung dar. Chemieunternehmen und Finanzinvestoren erwerben Unternehmen unter anderem, um Marktanteile hinzuzugewinnen, geografisch zu expandieren oder ihr Produktportfolio zu diversifizieren. Mit höheren Nachhaltigkeitszielen und strengeren Standards, stärkerem regulatorischem Druck und wachsender Nachfrage vonseiten der Verbraucher nach mehr ESG-spezifischen Produkten und Dienstleistungen sind Unternehmen weltweit zu grundlegenden Veränderungen gezwungen. Organisches Wachstum ermöglicht Unternehmen die Umsetzung von Maßnahmen sowie die Verbesserung ihres ESG-Fokus und ihrer Handlungslinie. Wird organisches Wachstum allerdings nicht schnell genug erzielt, könnten es insbesondere große diversifizierte Chemieakteure schwer haben, mit der Geschwindigkeit der Branchenentwicklung Schritt zu halten. Vor diesem Hintergrund haben sich M&amp;A-Transaktionen zunehmend zu einem wirksamen Tool entwickelt, um zum Markt aufzuschließen und den Wandel im Unternehmen sowohl für Kunden und Mitarbeiter als auch für aktuelle sowie potenzielle künftige Investoren schnell umzusetzen. Eine aktive, nachhaltig motivierte M&amp;A-Strategie geht für Chemieunternehmen jedoch auch mit Herausforderungen einher. Die aktive Suche nach Zielunternehmen, die zu den strategischen Wachstumszielen passen und gleichzeitig den Compliance- und Nachhaltigkeitsstandards des Unternehmens entsprechen, kann eine schwierige Aufgabe darstellen. Des Weiteren kann die Integration erworbener Unternehmen, Technologien und Know-how in komplexe bestehende Organisationsstrukturen sehr anspruchsvoll sein und birgt ein hohes Risiko, genau die Aspekte zu unterdrücken, die Haupttreiber für eine Akquisition oder Beteiligung gewesen sind. Auch aus diesem Grund müssen Chemieunternehmen andere Modelle wie Beteiligungsinvestitionen, Partnerschaften oder Technologieaustausch zur Sicherung des Zugangs zu neuen Technologien in Betracht ziehen und sich dabei mit Akteuren außerhalb des traditionellen Chemiesektors zusammenschließen. Die Kreislaufwirtschaft ist ein Ökosystem, welches nur in Teilen aus der angestammten Industrie kommt, und daher spielen Partnerschaften eine wesentliche Rolle. Dabei beschränkt sich der Wettbewerb nicht nur auf Akteure innerhalb der Branche, sondern umfasst auch agile und flexible Impact-Investoren, die ebenfalls an attraktiven Zielunternehmen im Bereich der Kreislaufwirtschaft interessiert sind.</p><h5>7. Schlussbemerkung</h5><p>ESG-Themen sind in der heutigen Geschäftswelt von hoher Relevanz, insbesondere im Kontext von Investitionen und M&amp;A-Transaktionen. In den vergangenen zwölf Monaten haben die Volumina an ESG-bezogenen Investitionen neue Rekordwerte erreicht, wobei sowohl Unternehmen als auch Finanzinvestoren die Wichtigkeit der ESG-Kriterien für die Transaktionen betonten. Große und insbesondere börsennotierte Unternehmen sind nicht zuletzt aufgrund ihrer Position in der öffentlichen Wahrnehmung im Zugzwang ihre Organisationen auf Nachhaltigkeit zu trimmen und notwendige Veränderungen herbeizuführen. Finanzinvestoren im privaten wie öffentlichen Bereich haben ESG-Themen als Garant für positive Wertentwicklung erkannt. Für beide Gruppen an Investoren stellen bereits heute M&amp;A-Transaktionen einen wichtigen Treiber in der angestrebten Veränderung des Sektors dar. Aufgrund der andersartigen Eigenschaften der Targets sowie den veränderten Treibern für diese Transaktionen, sind diese verbunden mit der Herausforderung, kreative Lösungen abseits von klassischen Übernahmen und Integrationen zu realisieren.</p><p>Im Vergleich zu zurückliegenden Jahren wird man daher aus unserer Sicht deutlich mehr strategische Partnerschaften, Corporate-Venture-Transaktionen, längerfristige Haltedauern und Minderheitsbeteiligungen sehen. Der Chemiesektor wird dabei insgesamt eine zentrale Rolle beim Voranbringen von ESG-Themen und vor allem von Nachhaltigkeit. Kreislaufwirtschaft, biobasierten Produkten in der Gesellschaft spielen. Er kann und muss sich gegebenenfalls zum Wegbereiter für innovative und nachhaltige Prozesse, Lösungen und Technologien entwickeln. Für die Unternehmen im Sektor ist das Gebot der Stunde: anpassen, umsetzen und mitmachen.</p>

Kreislaufwirtschaft ist ein Hauptwachstumstreiber für den Chemiesektor. Angesichts der Allgegenwärtigkeit und der Bedeutung von Chemikalien, ist es unerlässlich, dass der Mensch der Umwelt so wenig wie möglich schadet. Darauf reagiert auch die M&A-Branche (Stichwort: Impact Investing).

Kreislaufwirtschaft – Hauptwachstumstreiber für den Chemiesektor

02) Subscription: mandaco student

03) Subscription: mandaco online