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<p>Die M&amp;A REVIEW wurde 1990 von Prof. Dr. Günter Müller-Stewens ins Leben gerufen und von 1992 bis 2016 vom Institut für Betriebswirtschaft (IfB) an der Universität St. Gallen betreut. Heute sind Prof. Dr. Florian Bauer und Prof. Dr. Christoph Schalast die Herausgeber.<br><br>Das Magazin liefert monatlich Fachbeiträge zu Unternehmensübernahmen und Fusionen im deutschsprachigen Raum und international. Sie bietet einen Überblick über aktuelle M&amp;A-Trends, erfolgte Transaktionen und beteiligte Interessengruppen wie Käufer, Verkäufer, Berater und Intermediäre. Die Themen umfassen praxisrelevante Fragestellungen entlang des gesamten M&amp;A-Prozesses, Analysen von Verflechtungsstrukturen einzelner Konzerne und Branchen, statistische Auswertungen, Länderanalysen sowie juristische und steuerrechtliche Beiträge.</p>

<p>Die M&amp;A REVIEW richtet sich vornehmlich an M&amp;A-Professionals im deutschsprachigen Raum. Dazu gehören zunächst Führungskräfte in Strategie- und M&amp;A-Abteilungen von Unternehmen sowie deren Unternehmensleitungs- und Kontrollebene. Daneben zählen Unternehmensberater, Vertreter von Investmentbanken und Corporate Finance-Boutiquen sowie Partner und Mitarbeiter von Wirtschaftsprüfungs-/Steuerberatungs- sowie Rechtsanwaltssozietäten, die im Bereich der Unternehmensübernahmen und Fusionen tätig sind, zum Leserkreis. Auch Finanzinvestoren beziehen regelmäßig die M&amp;A REVIEW. Aufgrund der wissenschaftlichen Fundierung und des universitären Hintergrunds ist die Fachzeitschrift auch in vielen Universitäten und Forschungseinrichtungen verfügbar.</p>

<ul><li><p>Mit über 30 Jahren führende Fachzeitschrift rund um M&amp;A seit 1990 (deutschsprachig)</p></li><li><p>Seit 1.1.2015 offizielles Publikationsorgan des Bundesverbands Mergers &amp; Acquisitions e.V.</p></li><li><p>10 Ausgaben im Jahr mit Doppelausgaben im Januar/Februar und Juli/August</p></li><li><p>Print-Auflage bei ca. 1.000 Exemplaren pro Ausgabe</p></li><li><p>kostenloser M&amp;A REVIEW Online-Zugriff auf Archiv (nur für Abonnenten – hauptsächlich deutschsprachig)</p></li><li><p>Seit Juni 2020 Zusammenarbeit mit dem französischen Fachmagazin Fusions &amp; Acquisitions, seit 2023 gemeinsamer Auftritt mit englisch-sprachigen Fachmagazin Combuyn</p></li></ul>

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Leo Berthier

leo.berthier@manda.co

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<p><strong>Hanno Hepke </strong>ist Financial Advisory Partner bei Grant Thornton in Hamburg. Er ist seit mehr als 25 Jahren in der M&amp;A Beratung tätig und verantwortet die Service Line M&amp;A. Er verfügt über eine langjährige Berufserfahrung in Transkationen in den TMT-Sektoren sowie führenden Positionen im Bereich Investment Banking, M&amp;A und Corporate Finance.</p>

Hanno Hepke

<p>Dr. Stephane Müller ist Deal Advisory Partner bei Grant Thornton in Frankfurt. Er ist auf kommerzielle und strategische Analysen im M&amp;A-Umfeld spezialisiert und begleitet als Berater seit über 20 Jahren überwiegend Small- und Mid-Cap-Transaktionen in der DACH-Region.</p>

Dr. Stephane Müller

<h6>1. Einleitung</h6><p>Nach der vermeintlichen Überwindung der Corona-Krise und einer erhofften Normalisierung der Handelsströme schickte sich das Jahr 2022 an, ein Jahr des Aufbruchs und der Rekorde im M&amp;A-Markt zu werden. Die Prognosen zum Bruttoinlandsprodukt des Sachverständigenrates für die Bundesrepublik Deutschland lagen für 2022 bei 4,6% (Stand November 2021), und das starke wirtschaftliche Umfeld, verbunden mit weiterhin sehr hoher Liquidität im Markt, veranlassten zahlreiche Investmentbanken, ihre ohnehin schon sehr optimistischen Prognosen noch einmal nach oben zu korrigieren. Alle Indikatoren deuteten darauf hin, dass im deutschen M&amp;A-Markt ein weiteres All-Time-High markiert wird.</p><p>Erste Anzeichen einer Eintrübung waren aber schon im vergangenen Jahr erkennbar. Seit September 2021 bewegte sich die Inflation im Euro-Raum schon deutlich über dem Zielkorridor. Damals ging man noch von einer temporären Sondersituation aus. So wurde die Prognose der Bundesregierung zum Wirtschaftswachstum für 2022 mehrfach nach unten angepasst. Doch spätestens seit dem ersten Quartal 2022 änderte sich die Stimmung. Die EZB änderte ihre Einschätzung zu Dauer und Höhe der Inflation, China verhängte in zahlreichen Metropolen Lockdowns (ab März 2022 auch in Shanghai), und der im Februar 2022 von Russland begonnene Angriffskrieg gegen die Ukraine schürte die Angst vor neuen Konflikten und Hemmnissen im internationalen Warenhandel.</p><p>Der M&amp;A-Markt zeigte sich von der Entwicklung reichlich unbeeindruckt. Sicher sind zahlreiche Transaktionen mit Russland und/oder Energiebezug zunächst einmal auf Eis gelegt worden. Auch die Investoren agieren bei einigen Transaktionen im oberen MidCap- und Large-Cap-Bereich vorsichtiger, da diese in der Regel mit höheren Verschuldungsgraden arbeiten und besonders mit dem Zinsanstieg und einer zunehmenden Risikoaversion der Fremdkapitalgeber zu kämpfen haben. Doch speziell im mittelständischen Bereich (Umsatz unter 250 Mio. EUR) ist die Deal-Aktivität nach wie vor hoch. Längerfristige Trends wie der fortschreitende Generationswechsel in mittelständischen Unternehmen sowie die anhaltenden Konsolidierungswellen in zahlreichen fragmentierten Industrien trotzen den aktuellen Unwägbarkeiten und führen dazu, dass der Optimismus der Spieler in diesem Bereich ungebrochen ist.</p><h6>2. These 1: Der Small-Cap-M&amp;A-Markt lebt</h6><p>Die Anzahl der abgeschlossenen Transaktionen (Closings) hat nach einer kurzen Schockstarre wieder Fahrt aufgenommen. Somit setzte die Erholung ähnlich schnell ein, wie es zuvor bei der Corona-Pandemie der Fall war. Eine Auswertung von Grant Thornton über M&amp;A-Transaktionen im laufenden Jahr zeigt, dass bereits im dritten Quartal 2022 die Anzahl der Transaktionen im Small-Cap-Segment wieder fast den Mittelwert der letzten beiden Jahre erreicht hat. Im zweiten Quartal hatte vor allem die geopolitische Unsicherheit noch dazu geführt, dass fast alle Investoren abwartend agiert hatten und Transaktionsprozesse verschoben wurden.</p><p>Hinsichtlich der Branchen zeigte sich, dass insbesondere IT, Healthcare und Services von einer weiterhin hohen Nachfrage profitieren. Diese Branchen sind vergleichsweise unabhängig von Konjunkturschwankungen und internationalen Lieferketten. Hinzu kommt, dass die Geschäftsmodelle in der Regel gut skalierbar sind und als ökologisch nachhaltig gelten. Seltener sind im Small-Cap-Bereich einmal mehr Asset-Heavy-Industrien mit einer hohen Fixkostenbasis.</p><p>Die Zahlen zu Transaktionsabschlüssen bestätigen die Grundstimmung des Investmentbarometers des „Finance Magazins“. Dabei wurden M&amp;A-Berater zur Einschätzung des Transaktionsumfeldes befragt. Schon im Mai 2022 gaben etwa 70% der M&amp;A-Entscheidungsträger an, dass das Geschäft wieder wie gewohnt verläuft und M&amp;A-Prozesse wie geplant weiterlaufen1.</p><p><p class="relative">
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        </p>
</p><h6>3. These 2: Private Equity ist im Mittelstand angekommen</h6><p>Eine Änderung im Small-Cap-M&amp;A-Geschäft gibt es jedoch in der Zusammensetzung der Akteure. Hier ist eine deutliche Zunahme des Anteils der Finanzinvestoren zu verzeichnen. Neben den klassischen Private-Equity-Investoren mit einem kurz- bis mittelfristigen Investitionshorizont finden sich vermehrt Evergreen Fonds und Family Offices in diesem Segment, die langfristiger investieren. Dies führt dazu, dass der Markt im Small-Cap-Bereich zunehmend professioneller und auch komplexer wird. Längst haben Berater und Finanzierer das Marktsegment entdeckt und bieten eine Vielfalt unterschiedlicher Strukturierungen.<p class="relative">
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        </p>
</p><p>Eine gewisse Skepsis gegenüber Private Equity ist im Small-Cap-Bereich dennoch verbreitet, gerade im Hinblick auf Abhängigkeit, Schuldenaufnahme, Eingriffe ins operative Geschäft und Exit-Druck. Die Mittelstandsstudie der Universität Lancaster und des Bundesverbands Mergers &amp; Acquisitions e.V. zeigt ein anhaltend hohes Interesse an M&amp;A, doch viele Mittelstandsunternehmen favorisieren einen Verkauf an Wettbewerber oder Kunden über einen Private-Equity-Investor. Die Vorbehalte gegenüber Finanzinvestoren haben den Vormarsch von Private Equity im Small-Cap-Bereich lange verzögert. Mit speziellen Small-Cap-Fonds, branchen- und mittelstandsaffinen Investmentberatern und auf die Wünsche des Verkäufers zugeschnittenen Dealstrukturen werden die Vorbehalte aktiv adressiert und die Ursachen beseitigt.</p><p>Die Gründe für das Small-Cap-Interesse an einem Private-Equity-Engagement liegen auf der Hand. Das Small-Company-Segment liefert beständige Renditechancen bei einem vermeintlich weniger intensiven Wettbewerbsumfeld und einer attraktiven Bewertung. Hinzu kommt eine vergleichsweise hohe Anzahl von Transaktionen, bei der viele Unternehmen erstmals aus Gründerhand verkauft werden. Es ist nicht verwunderlich, dass in diesem Segment die Zahl der Primaries die Zahl der Secondaries deutlich übersteigt. Diese sind eher im MidCap- und Large-Cap-Bereich zu finden, bei denen Investoren die durch Buy-and Build-Strategien etablierten Plattformen an größere Private-Equity-Fonds weitergeben.<p class="relative">
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        </p>
</p><p>Im Private-Equity-Bereich brachen Beteiligungen im Mittelstand in den letzten Jahren Volumen- und Transaktionsrekorde. Nach Erhebungen von Grant Thornton konnte der Private-Equity-Anteil in diesem Bereich stetig ausgebaut werden. Dies deckt sich mit Analysen der Marktforscher nhi2 3, die im Auftrag der Beteiligungsgesellschaft VR Equitypartner Anfang 2022 feststellten, dass knapp 20% der deutschen mittelständischen Unternehmen bereits mit einem Private-Equity-Unternehmen arbeiten, gearbeitet haben oder eine Zusammenarbeit innerhalb des nächsten Jahres planen.</p><p>Die fortschreitende Penetration von Private Equity im Small-Cap-Bereich ist noch nicht am Ende. Bis zum Jahr 2026 wird es jährlich etwa 38.000 Geschäftsübernahmen geben. Es steht an einigen Stellen eine Verjüngung der Führungen in den Unternehmen an, falls diese noch nicht erfolgt ist. Finanzinvestoren sehen sich im Vorteil, da sie bei der Suche nach einem Nachfolger beziehungsweise einer Nachfolgerin unterstützen können und ein entsprechendes Netzwerk mit in den Prozess einbringen.</p><h6>4. These 3: Es müssen nicht immer Mehrheitsbeteiligungen sein</h6><p>Dass sich die Einbeziehung von Private Equity lohnt, zeigt vor allem, dass etwa zwei Drittel der von nhi2 und VR Equitypartner befragten Unternehmen, die bereits mit Private Equity Kontakt hatten, die Zusammenarbeit mit einem positiven Impact bewerten. Im Rahmen dieser Umfrage wurden zu Beginn dieses Jahres 200 deutsche Mittelstandsunternehmen befragt. Hervorgehoben wurden eine verbesserte Eigenkapitalbasis, Zugang zu Wissensträgern und die Vielzahl der Finanzierungsoptionen, die der Private-Equity-Investor bietet. Präferiert wurde deutlich der Einstieg über Minderheitsbeteiligungen (über 50% der Befragten)4.</p><p>Mit dem verstärkten Einstieg über Minderheitsbeteiligungen bieten Private-Equity-Unternehmen dem Mittelstand einen Weg, um sich dem Thema Private Equity schrittweise zu nähern und gleichzeitig die Kontrolle über ihr Unternehmen zu behalten. In Einzelfällen wird die Minderheitsbeteiligung auch mit einer Rückkaufoption versehen, die einen Ausstieg ermöglicht, wenn sich die Rahmenbedingungen des Unternehmens ändern.</p><p>Die Investition über Minderheitsbeteiligungen war von Private-Equity-Investoren lange Zeit kritisch betrachtet worden. Sie galt als zu starr, insbesondere was das Mitspracherecht, die Kontrollmöglichkeiten und die Steuerung des Exit-Prozesses anbelangt. Deswegen war es vielen Fonds auch gemäß ihren internen Regularien verboten, sich über Minderheitsbeteiligungen in Unternehmen zu engagieren. Doch inzwischen hat auch dieser Bereich einen Reifegrad erfahren, der es allen Beteiligten erlaubt, ihre Vorstellungen vertraglich abzusichern. Gerade bei Wachstumsfinanzierungen gibt es eine verstärkte Tendenz in Richtung der Minderheitsbeteiligungen.</p><h6>5. These 4: Der Verschuldungsgrad sinkt</h6><p>Für die meisten mittelständischen Unternehmen ist Kontrolle und Unabhängigkeit des eigenen Unternehmens der Hauptgrund für eine hohe Eigenkapitalquote. Die mit dem Zinsanstieg verbundene Liquiditätsbelastung sowie eine mit zunehmendem Verschuldungsgrad gefährdete Bonitätseinstufung verstärken die Vorbehalte. Dementsprechend haben die Unternehmen eine eigenständige Motivation, ihren Verschuldungsgrad möglichst klein zu halten. Gleichzeitig bietet dieser Sachverhalt aber auch eine Einstiegsmöglichkeit für Private-Equity-Gesellschaften, da klassisches Fremdkapital unattraktiver wird.</p><p>Die klassischen Finanzinstrumente eines Private-Equity-Investors, um Performance zu generieren, sind mittlerweile weniger wirksam als in der Vergangenheit. Leverage-Effekte werden von steigenden Zinsen konterkariert. Nach der ersten Erhöhung des Leitzinses seit 2011 auf 0,5% sowie dem Anstieg der längerfristigen Zinsen wird Fremdkapital für Private-Equity-Unternehmen teurer und dementsprechend unattraktiver. Daher liegt der Gedanke nahe, die Fremdkapitalpositionen zu verringern, wodurch sich auch der Verschuldungsgrad verringert. Zunehmend finden sich daher sogenannte All-Equity-Transaktionen, bei denen auf eine Fremdfinanzierung verzichtet wird. Optional wird davon ausgegangen, dass der Leverage-Effekt zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden kann und dann zusätzlich bessere Konditionen bietet.</p><p>Ein Indiz dafür, dass Private-Equity-Partnerschaften sehr solide und verantwortungsbewusst wirtschaften, bringt der S&amp;P Leveraged Commentary and Data (LCD). Dort wird beschrieben, dass Kredite an Unternehmen mit Private-Equity-Beteiligung nur halb so oft ausfallen wie Kredite an Unternehmen ohne entsprechende Beteiligung5.</p><h6>6. These 5: Wachstumsfinanzierer investieren auch bei geringerem Cashflow</h6><p>Das Dogma „Cashflow ist King“ ist nicht mehr vollumfänglich zutreffend für Finanzierende. Cashflow ist und bleibt eine sehr wichtige Komponente, wobei es nicht die einzige Komponente darstellt. Branchen mit stabilem Cashflow-Profil sind zurzeit im Vorteil aufgrund hoher (Opportunitäts-)Kosten des Geldes und Unsicherheiten bezüglich möglicher Exit-Optionen.</p><p>Es zeichnet sich ab, dass sich zwei Investorenmodelle herausbilden: Investoren mit einem Fokus auf robuste Geschäftsmodelle mit stabilem Cashflow und Investoren mit einem Fokus auf Unternehmen mit großen Wachstumspotenzialen. Die zuletzt Genannten werden in der aktuell angespannten Zeit vermutlich ihre Anforderungen anpassen und verschärfen. In Zeiten von starkem Wandel – getrieben durch Digitalisierung, Supply-Chain-Herausforderungen und Nachfolgeregelungen – gewinnen Wachstumsfinanzierer an Relevanz. Da die Wertschöpfung auf der erfolgreichen Bewältigung der Herausforderungen basiert, setzen die Finanzierer auf Netzwerke und Expertenteams, um den Wandel zu meistern. Diese Alternativen sind jedoch kein Garant für eine Stabilität im Transaktionsmarkt. Denn für Industrien, in denen aktuell weder ein stabiler Cashflow noch ein ausreichendes Wachstum sichergestellt werden kann, ist davon auszugehen, dass die Anzahl der Transaktionen rückläufig sein wird.</p><p>Diese Anpassungen können auch eine zu optimistische Bewertung von Unternehmen korrigieren, sodass sich diese aktuell näher am wahren Wert der Unternehmen befinden können. Grundsätzlich hat jedes Unternehmen eine intrinsische Motivation, sowohl einen stabilen Cashflow als auch ein angemessenes Wachstum vorzuweisen.</p><h6>7. These 6: Die Haltedauer steigt</h6><p>Die Anzahl der möglichen Szenarien für einen Exit reduziert sich. Leverage Buy-outs werden schwieriger, da Banken sich in der Finanzierung zurückhaltender zeigen. Auch der Markt für Börsengänge ist zurzeit nur begrenzt aufnahmefähig. Private-Equity-Investoren reagieren in dieser Gemengelage oft flexibel und fahren auf Sicht. Wenn sich die Möglichkeit eines attraktiven Exits bietet, wird dieser gerne angenommen, aber man hält sich nicht sklavisch an die üblichen Haltedauern von fünf bis sieben Jahren. In diesem Zusammenhang werden auch die Grenzen zwischen klassischen Private-Equity-Investoren und Evergreen-Fonds immer fließender. Es gibt mehr Konkurrenz durch Family Offices, deren Anlagehorizont meist deutlich über dem der klassischen Private-Equity-Gesellschaften liegt. Dadurch wird der starke Exit-Druck, der häufig ein Problem für mittelständische Unternehmen darstellt, abgemildert.</p><p>Die beschriebene Entwicklung wird durch einen Bericht von eFront gestützt. Demzufolge werden die Portfoliounternehmen der Private-Equity-Gesellschaften im Schnitt etwa eineinhalb Jahre länger gehalten als noch im Jahr 2010. Damit steigt die durchschnittliche Haltedauer auf 5,4 Jahre. Die Studie hat gleichzeitig auch einen Rückgang der Renditen festgestellt. Eine längere Haltedauer kann dieser Tendenz entgegenwirken, da in der Regel die Rendite mit der Haltedauer positiv korreliert. Der Multiple steigt bei einer Dauer von fünf Jahren bis auf 2,5x an und stabilisiert sich bei diesem Wert. Deals im Bereich IT- und Telekommunikation verhalten sich bezüglich der Korrelation zwischen Multiple und Anlagedauer außergewöhnlich und stellen damit die Ausnahme dar. Beispielhaft für diese Tendenz ist die Hannover Finanz zu nennen, deren Haltedauer durchschnittlich bei acht Jahren liegt.6</p><p>Die pandemische Entwicklung der letzten Monate und Jahre hat auch die Private-Equity-Branche nicht verschont. Neben der veränderten Haltedauer sind auch Exit-Entscheidungen in der DACH-Region durch Covid-19 geprägt. Bestätigt wird diese These durch eine Umfrage von FTI-Andersch und des Centers for Corporate Transactions and Private Equity (CCTPE) der HHL Leipzig Graduate School of Management. Hierbei bestätigte ein Großteil der 36 befragten Private-Equity-Fonds eine erwartete Veränderung in Haltedauer und Exit-Entscheidungen7.</p><h6>8. These 7: Die Wertsteigerung wird aktiv gestaltet</h6><p>Die Zeiten, in denen Investoren in Unternehmen einsteigen und diese halten, sind vorbei. Selbst eine reine Multiple-Arbitrage, wie sie vielen Buy-and-Build-Strategien zugrunde liegt, führt in der Regel nicht zum gewünschten Erfolg. Häufig übersteigen Komplexitätskosten die erhofften Wertsteigerungen. Damit gerät die Wertsteigerung durch aktive operative Verbesserung stärker in den Fokus.</p><p>Hierbei handelt es sich aber um einen Dogmenwechsel der aktuellen Zeit, da Investoren spätestens seit der letzten Finanzkrise daran interessiert sind, die Wertsteigerung aktiv mitzugestalten. Ein ausbleibender Leverage-Effekt führt zu einer stärkeren Fokussierung der Private-Equity-Gesellschaften auf die eigenen Stärken, sodass externe Berater nicht notwendig sind und eigene Teams aus Spezialisten bei der Wertsteigerung aktiv mitwirken. Ein Beispiel hierfür ist der Finanzinvestor Verdane, der mit seinem 30-köpfigen Team für operative Optimierung, dem sogenannten Verdane Elevate-Team, Unternehmen, an denen Verdane sich beteiligt, fokussiert in ihrer operativen und strategischen Entwicklung begleitet und verbessert. Verdane ist hierbei nur ein Beispiel aus einer Reihe von Finanzinvestoren, die sich der Wertentwicklung mit eigenen Teams verschrieben haben.</p><h6>9. Fazit</h6><p>Private-Equity-Investoren werden weiterhin und insbesondere im Mittelstand an Relevanz gewinnen. Unternehmen und Unternehmer, die eine Partnerschaft mit einem Private-Equity-Investor in Betracht ziehen wollen, sollten sich die Zeit nehmen, um sich gut auf die Gespräche und einen möglichen Einstieg vorzubereiten. Denn um die Wert- und Wachstumshebel richtig ansetzen zu können, wird der Private-Equity-Investor einen genauen Blick haben und sehr präzise Analysen fahren. Hier können spezielle Exit- oder Private-Equity-Readiness-Programme helfen, spezifische Fragen- und Themenkomplexe vorwegzunehmen.</p><p>Auch der Blickwinkel in der Due Diligence bekommt eine besondere Dynamik, da die operative und strategische Weiterentwicklung des Unternehmens die wesentlichen Werthebel sind. Der Fokus liegt hierbei nicht mehr im Wesentlichen auf den sogenannten Dealbreakern und den für den Kauf- bzw. Investitionsvertrag kritischen Themen. Diese behalten natürlich ihre Bedeutung. Die Prüfung, ob der Investmentplan des Investors, die Investmentthese, umgesetzt werden kann, ist von mindestens ebenso großer Bedeutung: Sind die relevanten Assets vorhanden, wo sind Engpässe abzusehen, ist die Führungsmannschaft richtig aufgestellt etc.? So lauten hier einige kritische Punkte. Die Frage, an welchen Stellen es substanzieller Änderungen innerhalb der Unternehmen bedarf, gewinnt mehr an Relevanz, um die Investmentthese umzusetzen. Zu diesen kritischen Punkten können in der Due Diligence bereits Ansätze definiert und anschließend post-Deal mit operativer Unterstützung umgesetzt werden. Dies bedeutet auch, dass die Partner, die die Private-Equity-Investoren bei den Transaktionen unterstützen, mit breiter aufgestellten Kompetenzen und mehreren Kompetenzbereichen, wie zum Beispiel Financials, IT, HR und Cybersecurity, eine wichtigere Rolle spielen.</p><blockquote>1 https://www.finance-magazin.de/wp-content/uploads/2022/05/FINANCE_MA_Panel_Mai_2022.pdf, abgerufen 18.08.2022
2 ma-review.de/mittelstandsstudie-ma/, abgerufen 18.08.2022
3 https://deal-advisors.com/studie-noch-viel-potenzial-fuer-beteiligungskapital-im-kleineren-mittelstand, abgerufen 18.08.2022
4 https://deal-advisors.com/studie-noch-viel-potenzial-fuer-beteiligungskapital-im-kleineren-mittelstand, abgerufen 18.08.2022
5 https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Fokus-Volkswirtschaft/Fokus-2018/Fokus-Nr.-206-Mai-2018-Eigenkapitalquoten.pdf,
abgerufen 18.08.2022
6 https://www.vc-magazin.de/blog/2021/04/22/65975/, abgerufen 18.08.2022
7 https://www.dpn-online.com/private-equity/pandemie-wirkt-sich-stark-auf-exits-bei-private-equity-fonds-aus-101120/, abgerufen 18.08.2022</blockquote>

Unter dem Titel „Mittelstands-M&A zieht auch in der Krise verstärkt Private Equity an: sieben Thesen“ besprechen die Autoren, warum der deutsche Mittelstand auch in unsicheren ökonomischen Zeiten zahlreiche Investoren anzieht und machen sieben Kernpunkte aus, die relevant sind.

Mittelstands-M&A zieht auch in der Krise verstärkt Private Equity an: sieben Thesen

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