AMS gelingt Osram-Übernahme
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Dem österreichischen Sensor-Spezialisten AMS gehören nach Ablauf des Übernahmeangebots 59,3% an Osram. Damit wird eine monatelange Übernahmeschlacht beendet. Die Annahmeschwelle lag bei 55%. Sechs Jahre nach dem Börsengang verliert die ehemalige Siemens-Tochter ihre Eigenständigkeit. Im Rahmen des Angebots bezahlt AMS 41 EUR je Osram-Anteilsschein. Damit wird Osram mit 4,6 Mrd. EUR bewertet. Erst mit dem zweiten Anlauf eines Übernahmeangebots wurde die Mindestannahmeschwelle erreicht. Anfang Oktober war AMS mit einem ersten Versuch gescheitert.

Die IG Metall und der Osram-Betriebsrat fürchteten eine Zerschlagung des 110 Jahre alten Traditionsunternehmens, da AMS viel kleiner ist als Osram mit 24.000 Mitarbeitern. AMS ist auf einem guten Wachstumskurs dank des Smartphone-Booms, aber dennoch hoch verschuldet und will die Akquisition mit weiteren Milliardenkrediten und einer Kapitalerhöhung im Januar finanzieren. Osram-CEO Berlien hat in den weiteren Verhandlungen viele Zugeständnisse abgerungen, wie z.B. keine betriebsbedingten Kündigungen bis 2022.

Ziel der Transaktion ist es einen europäischen Weltmarktführer für Sensorlösungen und Photonik zu schaffen. Zusätzlich kann Osram die Neuausrichtung noch schneller vorantreiben, denn das Unternehmen leidet momentan unter dem Abschwung in der weltweiten Elektronikbranche und dem Wandel im Automobilsektor. Finanziell steht ein dreistelliger Millionenverlust in den Büchern. Der Absatz von AMS und Osram ergänzen sich in vielerlei Hinsicht. So produziert Osram LED-Beleuchtung und AMS optische Sensoren für teilweise identische Kundengruppen.

Ursprünglich hatten die US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle Interesse an einem Delisting von Osram gezeigt. Diese haben sich jedoch zurückgezogen als bekannt wurde, dass AMS dem Bieterkreis beitreten wird.

Die Osram Aktie stieg schlussendlich auf 43 EUR, was unter anderem die Hedgefonds freuen dürfte, die sich im großen Stil in Osram eingekauft haben und bis zuletzt die Transaktion gefährdet haben.

Schlussendlich ist AMS mit einer neu gegründeten Gesellschaft (AMS Offer GmbH) das deutsche Übernahmegesetz umgangen, denn Unternehmen dürfen nur ein Angebot pro Jahr abgeben. Diese Herangehensweise gilt zwar als rechtlich unbedenklich, ist aber umstritten.

Quelle: http://ma-rev.de/bc4wWf