31.08.2022 | Elena Naydenova, Steve Roberts

Wie Private-Equity-Investoren den M&A-Markt aufmischen

Die wirtschaftlichen Unsicherheiten infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben die M&A-Aktivitäten in der ersten Jahreshälfte spürbar ausgebremst. Vor dem Hintergrund explodierender Energiepreise, einer rekordhohen Inflation und gestörter Lieferketten waren die Deal-Aktivitäten in Europa zwischen Januar und Juni rückläufig, wie eine aktuelle PwC-Analyse zeigt.

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Die wirtschaftlichen Unsicherheiten infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben die M&A-Aktivitäten in der ersten Jahreshälfte spürbar ausgebremst. Vor dem Hintergrund explodierender Energiepreise, einer rekordhohen Inflation und gestörter Lieferketten waren die Deal-Aktivitäten in Europa zwischen Januar und Juni rückläufig, wie eine aktuelle PwC-Analyse zeigt.

In Deutschland lag die Anzahl der M&A-Transaktionen zwischen Januar und Juni bei 1.061 – und damit unter dem Wert der ersten Jahreshälfte 2021 (1.292). Auch das Deal-Volumen ist in den ersten sechs Monaten des Jahres hierzulande deutlich zurückgegangen und erreichte bis Ende Juni nur 31 Mrd. EUR (erstes Halbjahr 2021: 54 Mrd. EUR)

1. Finanzinvestoren mittlerweile an jedem zweiten Deal beteiligt

Interessant ist jedoch, dass Finanzinvestoren den M&A-Markt immer stärker prägen: Bereits 2021 erreichten die Deal-Aktivitäten europäischer Private-Equity-(PE)-Firmen einen neuen Höchststand. In der ersten Jahreshälfte waren sie laut der Analyse an jedem zweiten Deal in Deutschland beteiligt. Ein Grund für diese Entwicklung: Auch der deutsche Mittelstand öffnet sich langsam für Private Equity.

Besonders beliebt bei den PE-Investoren sind Ziele aus dem Bereich Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT). Denn der Technologie- und Mediensektor gilt als resilient und gut auf die digitale Zukunft vorbereitet. Er setzt die digitale Transformation nicht nur schnell um, sondern treibt sie auch in anderen Branchen voran. PE-Investoren nehmen folglich vor allem Targets ins Visier, die sich auf Technologien wie Data Analytics, Internet of Things, Künstliche Intelligenz oder Blockchain spezialisiert haben.

Mit dieser Strategie stehen sie allerdings in direkter Konkurrenz zu strategischen Investoren um die besten Targets. Denn auch diese legen ihren Schwerpunkt auf die Aspekte Technologie, Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

2. PE-Gesellschaften kämpfen mit Corporates und SPACs um die besten Targets

Bei ihrer Jagd nach dem besten Target konkurrieren die PE-Investoren nicht nur mit Corporates. Sie buhlen auch mit sogenannten „Special Purpose Acquisition Companies“ (SPACs) um die attraktivsten Ziele. Bei SPACs handelt es sich um Mantelgesellschaften, die über einen Börsengang Geld einsammeln, um damit in der Folge ein oder mehrere Unternehmen zu übernehmen.

Dieser Trend, der in den vergangenen Jahren aus den USA nach Europa geschwappt ist, hat sich mittlerweile in Deutschland etabliert: 2021 ging erstmals ein SPAC an die Frankfurter Börse. Eine Reihe weiterer SPAC-IPOs ist aktuell in Planung. Auch im laufenden Jahr dürften die SPAC-Deals weiter zulegen – und SPAC-Käufer sich dabei insbesondere auf Technologieziele stürzen.

Neben dem Technologiesektor nehmen Investoren – egal ob PE-Firmen, Corporates oder SPACs – häufig auch Ziele aus der industriellen Produktion sowie der Automobil- und Konsumgüterbranche ins Visier. Dabei sind sie insbesondere auf der Suche nach Targets, die sich durch Erfahrung, Fokus und Performance vom Wettbewerb abheben – und in Sachen Nachhaltigkeit gut aufgestellt sind.

3. Restrukturierungen, Nachhaltigkeit und Digitalisierung als Deal-Treiber

Es ist davon auszugehen, dass sich insbesondere Finanzinvestoren im Laufe des Jahres noch aktiver am M&A-Geschehen beteiligen werden, denn sie verfügen über die dafür nötigen Mittel. Dazu kommt: Viele Firmen stecken in Folge der Corona-Pandemie in einer Phase der Restrukturierung und Konsolidierung, und die pandemiebedingten Unterstützungsprogramme der Regierung laufen allmählich aus. Das dürfte die M&A-Aktivitäten genauso beflügeln wie die Digitalisierung und das Thema Nachhaltigkeit.

Insbesondere in Deutschland werden sich im Rahmen der Energiewende auch viele Chancen im Bereich der erneuerbaren Energien ergeben. Und auch die Regulatorik fokussiert sich durch die EU-Taxonomie-Verordnung zunehmend auf ESG-Aspekte und erhöht den Druck auf Unternehmen, Banken und Finanzdienstleister, grüner zu werden.

Vor diesem Hintergrund ist trotz der Abkühlung im M&A-Markt in der ersten Jahreshälfte fest davon auszugehen, dass die Deals-Aktivitäten im Laufe des Jahres wieder Fahrt aufnehmen werden – und PE-Investoren weiter fleißig mitmischen werden.

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