30.06.2018 | Markus Miller

Schweden kann mehr als Ikea

Allgemein, Standpunkt

Wer an Schweden denkt, hat vor allem Michel aus Lönneberga und Ikea im Kopf, der Business-Interessierte dazu sicher noch Volvo, Ericsson, Wallenberg und Atlas Copco.

Aber fürs Transaktionsgeschehen hat der schwedische Markt in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen, und das als ein Land, das weniger Einwohner als Baden- Württemberg hat. Das liegt zum einen an der lebendigen Tech-Szene, zum anderen an einem überaus aktiven Kapitalmarkt, an dem über alle Segmente hinweg 910 Unternehmen gelistet sind.

Schweden hat Unternehmen wie Spotify, Skype und Klarna hervorgebracht, aber auch eine interessante Landschaft von mittelgroßen Technologie-Unternehmen aus Software, Internet, Life Sciences und Hightech. Und im Unterschied zu Deutschland nutzen diese Unternehmen viel häufiger das Listing im Kapitalmarkt, um Finanzierungen einzuwerben.

Diese Werte sind für deutsche Maßstäbe überraschend liquide. Dies wird ermöglicht durch eine lang gewachsene Aktionärskultur, aber auch durch erfahrene institutionelle Investoren, die das Geschehen Pre- und Post-IPO treiben. Der Stockholmer Nasdaq wirbt aktiv darum, deutsche Unternehmen dort zu listen.

Hinzu kommt eine lebendige Private- Equity-Szene, die aufgrund der Begrenztheit des eigenen Marktes im Ausland investiert. Und dann sehr gern in Deutschland. Hierzulande kennt man EQT und Kinnevik, es gibt aber noch eine große Zahl weiterer Anbieter mit Mittelstands- und Technologie-Ausrichtung.

Wir referieren hier aus eigener Erfahrung. Im November 2013 konnten wir das Hamburger Games-Unternehmen bytrolabs beim Verkauf an Stillfront begleiten. Im Dezember 2015 gelang Stillfront der Sprung an die Stockholmer Börse. In der Folge wurde ich Aufsichtsrat. Im April 2016 war die Marktkapitalisierung noch 32,5 Mio. EUR, nach drei Akquisitionen in den USA, im mittleren Osten und Europa lag sie im November 2017 schon bei 60,5 Mio. EUR. Im Dezember 2017 konnten für 270 Mio. EUR die Hamburger Good Game Studios übernommen werden. Die Marktkapitalisierung liegt heute bei über 550 Mio. EUR. Das hätte so in Deutschland nicht funktioniert und ist ein schönes Beispiel einer gelungenen Buy&Build-Strategie an der Börse.

Wer also außerhalb Deutschlands nach Investoren sucht, der sollte nicht nur in die Londoner City fliegen, sondern auch mal in der Stockholmer Birger-Jarlsgatan vorbeischauen. Dort sitzt auch Jarl Securities, deren Mehrheit wir gerade übernommen haben.

Jarl Securities hat sich nicht nur als führender Player für mittelgroße M&A- Transaktionen in Schweden etabliert, sondern ist mit seiner Equity-Research-Abteilung auch ein führender Anbieter von Aktienmarktanaly sen. Typisch für Schweden eben.

Unser schwedischer Partner meinte neulich: „Die Deutschen sind uns in vielem viel ähnlicher als die anderen Skandinavier.“ Das sind doch gute Voraussetzungen für noch mehr gemeinsame Transaktionen.

Insofern sollte Stockholm nicht nur zu Mittsommer eine Reise wert sein, sondern das ganze Jahr über, um Transaktionen anzuschieben.

Mark Miller
Autor
Markus Miller

Geschäftsführer CatCap GmbH

Profil
Das könnte Sie auch interessieren