10.11.2023

Akquisition der SAS Autosystemtechnik GmbH durch die Motherson Group

Schon seit Jahren kriselt es in der Automobilbranche. Ob Abgasskandal oder der immer stärker werdende Wettbewerb um den E-Automobilmarkt mit China und Marktführern wie Tesla – Automobilunternehmen können kaum durchatmen.

Emergers, Top-Deals

Schon seit Jahren kriselt es in der Automobilbranche. Ob Abgasskandal oder der immer stärker werdende Wettbewerb um den E-Automobilmarkt mit China und Marktführern wie Tesla – Automobilunternehmen können kaum durchatmen. Das unsichere Marktumfeld spiegelt sich dabei auch in der M&A-Aktivität wider. So sank die Deal-Anzahl im ersten halben Jahr um circa 29% im Vergleich zum Vorjahr. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Automobilunternehmen kundenorientierter agieren und Ausstattungen wie Fahrassistenztechnologie anbieten. Ein Spieler macht dies möglich und nutzt die Marktlage, um seine Akquisitionsstrategie weiter umzusetzen: Der indische Automobilzulieferer Samvardhana Motherson Group (SMG) schließt durch die Akquisition der SAS Autotechnik GmbH, ansässig in Wolfsburg, einen der wohl größten Automotive-Deals 2023 in Deutschland ab.

Es ist nicht die erste Akquisition der SMG in Deutschland. Im Jahr 2011 begann der größte indische Automobilzulieferer die Expansion durch den Kauf der Peguform-Werke, eines weltweit renommierten Kunststoffverarbeiter der Autoindustrie. Seit der Übernahme firmiert das Unternehmen unter dem Namen SMG Deutschland GmbH und stellt das Hauptstandbein der SMG im deutschsprachigen Raum dar. 2023 gelang es dem Industrieunternehmen nun, seine Marktposition in Deutschland noch weiter zu festigen. So akquirierte es im Juli die insolvente Dr. Schneider Unternehmensgruppe für rund 118,3 Mio. EUR, die Automobilteile für den Fahrzeuginnenraum herstellt. Damit verfügt der börsennotierte Automobilzulieferer nun über zehn strategisch gut positionierte Standorte im deutschsprachigen Raum.

Schon im Frühjahr verkündete SMG, die SAS Autotechnik, ein ursprünglich von Faurecia und Continental geführtes Joint-Venture, für rund 540 Mio. EUR von dem französischen Strategen Faurecia SE übernehmen zu wollen. Die SAS spezialisiert sich auf die Montage und Logistik von Innenraummodulen. Vor vier Jahren übernahm Faurecia die absolute Mehrheit an SAS für rund 225 Mio. EUR. Nun folgt der Weiterverkauf.

Laut dem Chairman Vivek Chaand Sehga der SMG könne man durch die Übernahme nicht nur neue Produkte und Technologien für seine Kunden wie unter anderem VW, BMW oder Mercedes zu seinem Produktportfolio hinzufügen, sondern man erreiche auch infolgedessen eine Tier-0,5-Position. Durch den Deal können rund 5.000 Mitarbeiter sowie rund 900 Mio. EUR Umsatzkraft übernommen werden, was die SMG zu einem führenden Anbieter für Cockpit-Module weltweit macht. Laut der Ratingagentur Fitch erhöhe die Übernahme die Umsatzerlöse der SMG um rund 10% auf knapp 11 Mrd. EUR jährlich. Auch strategisch positioniere sich das indische Unternehmen mit der Akquisition laut dem CEO genau richtig. So stellte SAS einen Großteil der Produktion auf Cockpits für E-Automobile um, welche nun rund 50% der Umsatzerlöse des Unternehmens ausmachen – ein Markt, der mit dem Verbrenner-Aus im Jahr 2035 wohl weiter an Auftrieb gewinnen wird.

Schon im ersten Quartal 2023 erzielte SMG ein Wachstum von 326% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Diese Entwicklung sei laut dem Vorstandsvorsitzenden nicht nur auf verbesserte operative Effizienz zurückzuführen, sondern ebenso auf die konsequente Akquisitionspolitik der letzten Jahre. Mit SAS scheint nun das nächste große Kapitel des Konzerns geschrieben zu werden. Im Fokus der Transaktion stand die Genehmigung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, das Übernahmen durch ausländische Investoren regelt. Anfang August schloss die SMG die Übernahme mit Genehmigung der zuständigen Ämter ab.

Von: Henrik Kröger und Florian Melzer

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