10.09.2024

Das eigene Unternehmen behandelt man besser

Die SF-Filter-Gruppe ist ein führendes europäisches Unternehmen im Vertrieb von Mobil- und Industriefiltern mit einem Sortiment von über 140.000 Filtern. 2022 übernahmen von Equistone Partners Europe beratene Fonds und Mitglieder der Geschäftsführung die Anteile des Unternehmens. Fast zwei Jahre nach der Transaktion sprachen wir mit David Zahnd, Partner bei Equistone, und Daniel Infanger, CEO der SF-Filter-Gruppe, über die Chancen und Risiken dieser Veränderung.

Transaktion & Finanzierung, Special Topic

Die SF-Filter-Gruppe ist ein führendes europäisches Unternehmen im Vertrieb von Mobil- und Industriefiltern mit einem Sortiment von über 140.000 Filtern. 2022 übernahmen von Equistone Partners Europe beratene Fonds und Mitglieder der Geschäftsführung die Anteile des Unternehmens. Fast zwei Jahre nach der Transaktion sprachen wir mit David Zahnd, Partner bei Equistone, und Daniel Infanger, CEO der SF-Filter-Gruppe, über die Chancen und Risiken dieser Veränderung.

Aussenansicht Miebach Consulting, SF-Filter & Equistone

LEBENSWERK:

Herr Infanger – wie haben Sie die vergangenen beiden Jahre erlebt?

Daniel Infanger:

Kurz gesagt: Ich bin sehr zufrieden. Es hat sich gezeigt, dass es der richtige Schritt war. Zusammen mit Christoph Jenni und Roger Manges sowie einem Team von weiteren Führungskräften, welche auch am Unternehmen beteiligt sind, führen wir nun die SF-Filter Gruppe und setzen den eingeschlagenen Wachstumskurs fort. Es ist jetzt ein Stück weit „unser“ Unternehmen und damit eine andere Art der Verantwortung als früher als angestellter Manager. Für mich fühlt es sich richtig an.

LEBENSWERK:

Herr Zahnd – wie lautet Ihr erstes Fazit der Zusammenarbeit?

David Zahnd:

Ich kann mich dieser positiven Einschätzung nur anschließen. Wir sind „on track“ in Bezug auf die Strategie für die Zukunft der SF-Filter-Gruppe. Seit dem Investment von Equistone wurden zahlreiche Projekte gestartet, die das Unternehmen weiter voranbringen.

LEBENSWERK:

Wie sehen diese Schritte aus?

David Zahnd:

SF-Filter treibt die Digitalisierung konsequent voran und entwickelt sich zu einer Cloud-only-Firma. Die gesamte Infrastruktur wird in die Cloud gehoben und eine State-of-the-Art digitale Plattform gebaut. Zudem wird kräftig in ein neues Logistikzentrum im schwäbischen Immendingen investiert, um die Prozesse deutlich effektiver, schneller und somit kundenfreundlicher zu gestalten. Außerdem geht die Gesellschaft in den nächsten Monaten mit einer neuen E-Commerce-Umgebung live.

Daniel Infanger:

Parallel dazu setzen wir unsere Buy-and-Build-Strategie um, um die SF-Filter-Gruppe als internationale Distributionsplattform mit Spezialisierung auf Filtration zu etablieren. Der Markt für Filterlösungen ist sehr fragmentiert, was uns die Chance für anorganisches Wachstum und die Erschließung neuer Märkte bietet.

LEBENSWERK:

Welche Übernahmen sind bisher erfolgt?

Daniel Infanger:

Wir konnten strategisch bedeutende Zukäufe im deutschen Markt tätigen, darunter die Filterspezialisten Busse & Kuntze Filter GmbH sowie Ostholte Filter GmbH. Zudem haben wir die belgische Hermans-Brems & Co NV übernommen und sind damit erstmals in den wachstumsstarken Benelux-Markt expandiert. Um diesen neuen Mitgliedern der Gruppe rasch Zugang zu neuester Technologie und effizienten Prozessen zu ermöglichen, bauen wir eben diese skalierbare digitale Plattform. Nach weiteren Zukäufen haben wir derzeit unsere Fühler ausgestreckt.

Daniel Miebach Consulting, SF-Filter & Equistone

LEBENSWERK:

Warum das hohe Tempo bei den Übernahmen?

David Zahnd:

Viele kleinere Unternehmen in der Branche stehen vor dem Dilemma, dass sie investieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, insbesondere in den Bereichen Logistik und Digitalisierung. Hier sind schnell größere Summen erforderlich. Die SF-Filter-Gruppe ist die ideale Plattform für solche Firmen und hat sich als fairer und zuverlässiger Partner etabliert, was uns nun zugutekommt. Die bisherigen Inhaber können ihr Lebenswerk erhalten, indem sie sich der SF-Gruppe anschließen.

Es gibt zudem viele Nachfolgesituationen, bei denen bisher kein branchenaffiner Übernehmer gefunden wurde. Hier ist SF-Filter proaktiv unterwegs und kann entsprechende Angebote machen. Der hohe Bedarf an Investitionen führt zu weiterem Konsolidierungsdruck, an dem die Equistone-Fonds mit der SF-Filter-Gruppe partizipieren möchten. Mittelfristig sollen neue, wachstumsstarke Regionen innerhalb Europas erschlossen werden. Mit einer starken Plattform gibt es dafür die besten Voraussetzungen.

LEBENSWERK:

Wie läuft die Zusammenarbeit bisher?

Daniel Infanger:

Ich kann wirklich nichts Kritisches sagen. Es läuft sehr gut, und es macht richtig Spaß. Wir profitieren von dem starken Netzwerk bei Equistone mit viel Erfahrung und Kompetenz in den verschiedensten Bereichen. Besonders wichtig ist die umfangreiche Expertise bei der Identifizierung möglicher Übernahmekandidaten. Ein Private-Equity-Investor verfügt zudem über die notwendigen Mittel, um Firmenübernahmen zu ermöglichen – mit einer klassischen Bankfinanzierung alleine könnten wir das nicht bewältigen.

Für Roger Manges, Christoph Jenni und mich ist es auch ein wertvoller Prozess, in die Rolle als Unternehmer hineinzuwachsen. Ich bin seit 2021 bei SF-Filter und war bis dahin als angestellter Geschäftsführer tätig. Die Chance, ein Unternehmen im Private-Equity-Umfeld zu führen, habe ich als einmalige Gelegenheit gesehen und sofort ergriffen. Zudem passte die Chemie zum Team von Equistone von Anfang an. Wir verstehen uns gut, teilen die gleichen Werte und wollen gemeinsam vorankommen.

LEBENSWERK:

Was war Ihr Grund für die Investition in die SF-Filter-Gruppe?

David Zahnd:

Wir kannten das Unternehmen bereits aus einem früheren Investorenprozess und haben es auch danach im Auge behalten. Als wir erfuhren, dass ein Verkauf möglich ist, haben sich die Equistone-Fonds schnell um eine Beteiligung am Investorenprozess bemüht. Die SF-Filter-Gruppe passt zur Equistone-Investment-Philosophie und wir haben viele Entwicklungsmöglichkeiten gesehen. Daher bin ich froh, dass wir nun eng zusammenarbeiten.

LEBENSWERK:

Warum hat sich die Geschäftsführung im Unternehmen selbst beteiligt?

David Zahnd:

Für Equistone ist das eine Grundvoraussetzung. Equistone möchte mit motivierten Managern zusammenarbeiten, die zugleich konsequent unternehmerisch denken. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, dass man mit etwas anders umgeht, wenn es einem gehört. Diesen Kerngedanken haben wir in unsere Investmentstrategie übernommen. So vermeiden wir das Principal-Agent-Problem anderer Unternehmen, bei dem Eigentümer und Management vielleicht in unterschiedliche Richtungen denken. Wer sich mit eigenem Kapital an dem Unternehmen beteiligt, das er zugleich führt, handelt in jedem Fall verantwortungsvoll und sucht den langfristigen Erfolg.

Daniel Infanger:

Wie bereits gesagt: Es fühlt sich heute so an, als ob es „mein“ Unternehmen ist. Ich spüre eine andere Verantwortung und fühle mich noch stärker an meine Firma gebunden. Natürlich steckt in einer solchen Beteiligung auch eine große Chance. Denn wenn es der SF-Filter-Gruppe langfristig gut geht, ist das auch gut für die Inhaber – und damit auch für mich. Ich habe diese Entscheidung bewusst getroffen und bereue sie nicht.

LEBENSWERK:

Wie soll sich die SF-Filter-Gruppe weiterentwickeln?

Daniel Infanger:

Wir wollen unser Unternehmen als starke Marke weiter im Markt platzieren. Wir haben bereits einen hohen Marktanteil und arbeiten hart daran, diesen weiter zu erhöhen. Dies erreichen wir durch neue Vertriebsideen, technische Optimierungen und Investitionen in unseren gesamten Logistikprozess. Parallel dazu halten wir Ausschau nach weiteren Firmen, die zu unserer One-Stop-Plattform passen.

David Zahnd:

So spricht ein echter Unternehmer! Daher habe ich nichts hinzuzufügen.

Über SF-Filter: Seit der Gründung 1968 hat sich SF-Filter als einer der führenden One-Stop-Shop-Anbieter für Filterlösungen europaweit einen Namen in seiner Branche gemacht. Die SF-Filter-Gruppe ist mit Standorten in der Schweiz, in Deutschland, Österreich, Frankreich und Polen ein europaweit führender Partner im Vertrieb von Mobil- und Industriefiltern jeglicher Art und Herkunft. Mit einem Sortiment von 140.000 Filtertypen (davon 40.000 sofort verfügbar) für die Anwendungsbereiche Öl, Luft, Kraftstoff, Hydraulik, Pneumatik, Flüssigkeiten, Entstaubung und Klimatechnik können Endkunden, Wiederverkäufer und Erstausrüster aus 60 Ländern innerhalb kürzester Zeit und aus einer Hand beliefert werden. Das Unternehmen hat 280 Mitarbeiter und erzielte 2023 einen Umsatz von 90 Mio. Euro.

www.sf-filter.com

Über Equistone Partners Europe: Die von Equistone Partners Europe beratenen Fonds sind unter den aktivsten europäischen Eigenkapitalinvestoren mit einem Team von mehr als 40 Investmentspezialisten in sieben Büros in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien. Die Equistone-Fonds beteiligen sich vor allem an etablierten mittelständischen Unternehmen mit guter Marktposition, überdurchschnittlichem Wachs-tumspotenzial und einem Unternehmenswert zwischen 50 und 500 Mio. Euro. Seit der Gründung haben die Fonds Eigenkapital in mehr als 180 Transaktionen investiert. Das Portfolio der Equistone-Fonds umfasst europaweit derzeit ca. 50 Gesellschaften.

www.equistonepe.de

Text LEBENSWERK

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