Digitale Stolpersteine im M&A: Wie Softwareprojekte scheitern und was 3R/PD und IPP besser machen
Software spielt bei Mergers & Acquisitions (M&A) eine zentrale Rolle: Sie ist nicht nur Träger von Daten und Prozessen, sondern auch das Bindeglied für die technische Integration zweier Unternehmen.
Software spielt bei Mergers & Acquisitions (M&A) eine zentrale Rolle: Sie ist nicht nur Träger von Daten und Prozessen, sondern auch das Bindeglied für die technische Integration zweier Unternehmen. Dennoch scheitern viele IT-Projekte im M&A-Umfeld – mit explodierenden Budgets, verfehlten Deadlines und Systemen, die kaum genutzt werden. Das Ergebnis: Frust in Teams, unzufriedene Kunden und finanzielle Verluste, die den Erfolg der Transaktion gefährden.
Der Kernfehler liegt oft in einer überhasteten Umsetzung, ohne die M&A-spezifischen Herausforderungen gründlich zu analysieren. Häufig wird schon eine Lösung ausgewählt, bevor das eigentliche Problem klar ist. Drei wiederkehrende Muster zeigen sich besonders oft: Erstens wird Vergangenheitslogik statt Validierungslogik angewendet – Erfolgsrezepte aus der Vergangenheit werden auf neue Projekte übertragen. Doch M&A-Transaktionen verändern die technologische und organisatorische Landschaft – was früher funktionierte, passt oft nicht mehr. Zweitens steht häufig der Lösungsfokus vor dem Problemfokus – der Fokus liegt zu früh auf der Wahl eines Systems statt auf der Klärung des Bedarfs. Unklar bleibt, welche Probleme relevant sind. Das Resultat sind Systeme, die zwar technisch laufen, aber keinen operativen Mehrwert bieten. Drittens herrscht oft eine Planungsillusion statt ein Lernsystem – die Annahme, ein IT-Projekt lasse sich fehlerfrei vorausplanen, ist verbreitet, aber meist falsch. Gerade bei komplexen Projekten geht es darum, früh zu lernen, Hypothesen zu testen und flexibel zu reagieren.
3R/PD: Das richtige Produkt, zur richtigen Zeit, richtig im M&A-Kontext
Das 3R/PD-Modell (Right Product, Right Time, Right at the Customer) bietet einen besseren, systemischen Ansatz. Es betrachtet Entwicklung nicht als starre Aufgabenfolge, sondern als iterativen Validierungsprozess. Besonders relevant für M&A sind drei der fünf Phasen. Im Problem Space erfolgt die Analyse der tatsächlichen Integrationsprobleme. Nicht alles muss übernommen oder migriert werden – oft sind es nur wenige entscheidende Prozesse, die harmonisiert werden müssen. In der Ideation Bridge werden Ideen mit Prototypen, Demos oder Simulationen getestet, bevor teure MVPs gebaut werden. Ziel ist es, früh zu prüfen, ob die Lösung das Problem adressiert. Im Solution Space folgt nach der Validierung von Problem und Lösung die technische, organisatorische und regulatorische Prüfung. Proofs of Concept und Compliance-Checks helfen, tragfähige Lösungen zu identifizieren.
IPP: Unvollkommenheit als strategisches Prinzip
Das Imperfect Product Paradigm (IPP) ergänzt 3R/PD mit der Haltung: Perfektion wird nicht von Anfang an angestrebt. Stattdessen setzt IPP auf kontrollierte Unvollkommenheit, um Unsicherheiten gezielt abzubauen. Ein erstes Release darf unvollständig sein, solange es dazu dient, wichtige Erkenntnisse zu gewinnen – etwa durch einfache Testmodelle, die Unterschiede in den Datenstrukturen zeigen. Die Lösung muss anfangs weder perfekt noch sofort skalierbar sein; entscheidend ist, dass sie neue Einsichten liefert und so zu einer funktionierenden Gesamtlösung führt.
Fazit: Nicht besser planen – besser prüfen
Der Erfolg von Softwareprojekten im M&A-Umfeld hängt weniger von perfekten Roadmaps oder Tools ab, sondern von der Fähigkeit, relevante Probleme zu erkennen, tragfähige Lösungen zu entwickeln und diese laufend zu überprüfen. 3R/PD liefert die methodische Grundlage, IPP die Denkhaltung. Gemeinsam helfen beide Ansätze, Software so zu entwickeln, dass sie echten Mehrwert bietet und den M&A-Prozess sinnvoll begleitet, statt ihn zu erschweren.