F24 – Eine Übernahme in krisengezeichneten Zeiten
Mehr als 250 Mrd. EUR an Gesamtschäden wurden laut Munich Re im Jahr 2023 aufgrund von Naturkatastrophen verzeichnet.
Erdbeben, Überschwemmungen, Chemieunfälle, die Liste von möglichen Katastrophen ist lang. Allein im Jahr 2023 mussten über 74.000 Menschen durch Naturkatastrophen sterben, nicht zu vergessen Hunderttausende, die jährlich ihre Heimat verlassen müssen. Auch ökonomisch richten Naturkatastrophen großen Schaden an. Mehr als 250 Mrd. EUR an Gesamtschäden wurden laut Munich Re im Jahr 2023 aufgrund von Naturkatastrophen verzeichnet. Auch in Deutschland rückt das Thema, wie durch die Flutkatastrophe im Ahrtal, immer mehr in den Vordergrund. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch Unternehmen und Regierungen versuchen, Hab und Gut sowie Menschenleben zu schützen.
An dieser Stelle tritt das Münchner Softwareunternehmen F24, das sich auf Krisenmanagement und Unternehmensresilienz fokussiert und zuletzt – auch aufgrund der großen aktuellen Relevanz – an den Private-Equity-Investor Altor verkauft wurde.
Im Jahr 2000 in München gegründet, startete das Managementteam rund um Christian Götz und Dr. Jörg Rahmer mit dem Ziel, Software-as-a-Service („SaaS“)-Lösungen zum Krisenmanagement für Unternehmen zu entwickeln. Dazu gehören zum einen Kommunikationsinstrumente wie SMS-Benachrichtigungen, die im Fall eines Zwischenfalls zur Alarmierung von Angestellten oder Zivilisten genutzt werden, aber ebenso Software, die Unternehmen garantiert, im Fall von Zwischenfällen wie Stromausfällen die Geschäftsaktivitäten weiterführen zu können. Vor allem erstere Lösung ist auch in Deutschland weit bekannt. Jährlich findet in diesem Rahmen der Warntag statt, an welchem die Behörden die Warnsysteme zur Alarmierung der Bevölkerung testen – auch bekannt durch das schrille Piepen des eigenen Handys.
Im Fokus des Münchner Unternehmens stehen aber vor allem Softwarelösungen für Großkonzerne. Mit mehr als 5.500 Kunden auf der ganzen Welt, darunter mehr als 40% der fünfzig größten börsennotierten Firmen in Europa, betreut F24 eine breite Kundenbasis aus diversen Industrien. Der Grund, Krisenmanagement-Software zu nutzen, ist aber nicht nur auf das Alarmieren von Mitarbeitenden begrenzt. Vielmehr brauchen Unternehmen wie unter anderem die Schott AG perfekte Resilienz gegen äußere Einflüsse auf die Produktion. Bricht die Produktion einmal zusammen, führt dies nicht nur zu hohen Umsatzausfällen, sondern auch dazu, dass zum Beispiel Hoch- und Schmelzöfen abgeschaltet werden müssten, was die Produktionsanlagen am Ende schwer beschädigen würde.
Auch aus diesem Grund stellt das Unternehmen einen attraktiven Übernahmekandidaten dar. So akquirierte der Private-Equity-Investor Armira Beteiligungen schon 2016 das Unternehmen und fuhr in diesem Rahmen einen starken Buy-and-Build-Kurs, der F24 bei der Internationalisierung helfen sollte. Bereits im Jahr 2019 kaufte F24 daher das norwegische Unternehmen One Voice, das als größter Krisenmanagement-Softwareanbieter in den Nordics gilt. Nach rund vier Jahren verkaufte Armira seine Beteiligung an den weltweit größten Software-Investor Hg Capital weiter, unter welchem das Unternehmen mehr als fünf Add-on-Akquisitionen abschloss und damit weitere Märkte in ganz Europa, darunter die Schweiz und Dänemark, erschloss. Nun folgt der dritte Weiterverkauf in die Hand eines Private-Equity-Investors. Während Altor die Mehrheit an dem Münchner Unternehmen übernimmt, bleibt Hg Capital als Minderheitspartner sowie das bisherige Management an Bord.
Im Fokus der Übernahme stehe nach Altor „das Wachstum von F24 und die Expansion in neue Märkte zu beschleunigen“, so Hajo Krösche, Partner bei Altor. Der Erfolg gibt der Strategie bisher Recht. Mit mittlerweile über 13 Standorten erwartet F24 für das Jahr 2024 einen Umsatz von circa 70 Mio. EUR, zumal der Verkaufsprozess auf ein EBITDA von rund 18 Mio. EUR abgestellt wurde. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Auf der Sellside unterstützte die Investmentbank Raymond James auf Beraterseite, die zusammen mit der Anwaltskanzlei Latham & Watkins den Prozess steuerte. Altor engagierte auf der finanziellen Seite Robert W. Baird, während sich Advokatfirmaet Wiersholm um die rechtlichen Belange beim Kauf kümmerte.
Aufgrund der hohen Relevanz des Unternehmens für die europäische Sicherheit steht eine Zustimmung der Behörden aktuell aus. Es wird erwartet, dass Anfang nächsten Jahres die Übernahme abgeschlossen wird.
EMERGERS - Autoren: Constantin Ebenberger & Florian Herold