Gemeinsam stärker: Wie BVK und BM&A Innovationen und Nachhaltigkeit fördern wollen
Die M&A REVIEW spricht mit Dr. Ingo Krocke, Vorstandssprecher des BVK, über die kürzlich angekündigte verstärkte Zusammenarbeit zwischen dem Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) und dem Bundesverband M&A (BM&A). Im Fokus des Interviews stehen die Vorteile und Synergien dieser Kooperation sowie die gegenseitigen Erwartungen der beiden Verbände.
Die M&A REVIEW spricht mit Dr. Ingo Krocke, Vorstandssprecher des BVK, über die kürzlich angekündigte verstärkte Zusammenarbeit zwischen dem Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) und dem Bundesverband M&A (BM&A). Im Fokus des Interviews stehen die Vorteile und Synergien dieser Kooperation sowie die gegenseitigen Erwartungen der beiden Verbände. Darüber hinaus beleuchtet Dr. Krocke die Bedeutung von Beteiligungskapital für Innovationen und Nachhaltigkeit, mit besonderem Augenmerk auf die Rolle von KMU und passgenauen Finanzierungsinstrumenten. Ein Gespräch über Chancen, Herausforderungen und die gemeinsame Vision für eine nachhaltige und innovative Wirtschaft in Deutschland.
1. Die Kooperation zwischen BVK und BM&A
M&A Review: Herr Dr. Krocke, die Zusammenarbeit zwischen dem BVK und dem BM&A wird verstärkt. Was waren die Beweggründe für diese Partnerschaft, und welche gemeinsamen Ziele möchten Sie verfolgen?
Krocke: BVK und BM&A kennen und schätzen sich seit vielen Jahren. So setzen beide Verbände gemeinsam die Private-Equity-/M&A-Speeddatings seit mehr als zehn Jahren gemeinsam um, um Private-Equity-Professionals und M&A-Berater zusammenzubringen. Private Equity ist ein Motor des M&A-Marktes und Beteiligungsgesellschaften zentrale Partner und Transaktionsbeteiligte. Insofern ist die nun umgesetzte gegenseitige Mitgliedschaft beider Verbände ein naheliegender Schritt und schafft die Grundlage für eine noch engere Zusammenarbeit. Gemeinsam können wir unsere Kräfte bündeln, um einerseits Beteiligungskapital als Finanzierungslösung für Wachstum, Transformation und Nachhaltigkeit voranzubringen und andererseits die M&A-Landschaft in Deutschland zu bereichern.
M&A Review: Welche Vorteile ergeben sich durch die gegenseitige Mitgliedschaft insbesondere für die Mitglieder der beiden Verbände?
Krocke: Mit der gebündelten Expertise, den Netzwerken und dem Know-how können wir unsere jeweiligen Mitglieder auf verschiedenen Ebenen unterstützen. Wir können gemeinsam an der Sichtbarkeit und Wahrnehmung von Beteiligungskapital und M&A-Markt arbeiten. Wir wollen unsere Netzwerke noch effektiver zusammenbringen und zum stärkeren Austausch untereinander und zu direkteren Zugängen zwischen Investoren, Unternehmen und Beratern beitragen. Weitere Themen sind auch der Wissensaustausch und die gemeinsame Professionalisierung.
M&A Review: Könnte die Zusammenarbeit beispielsweise zu gemeinsamen Veranstaltungen oder Arbeitsgruppen führen?
Krocke: Wir setzen ja bereits das Private-Equity-/M&A-Speeddating erfolgreich um. Dieses Format wird es auch weiterhin geben, da es sich als beliebte Netzwerkveranstaltung etabliert hat. Bei den BM&A Excellence Days im kommenden Jahr ist der BVK bereits als Partner an Bord. Er wird inhaltlich insbesondere die Private-Equity-Perspektiven einbringen und mit Themen und Köpfen unterstützen. Und es werden sich sicher noch weitere Anlässe finden, wo wir gemeinsame Projekte wie Veranstaltungen unterstützen.
2. Wachstumskapital für Innovationen und Nachhaltigkeit
M&A Review: Herr Dr. Krocke, welche Bedeutung hat Beteiligungskapital für Innovationen und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, speziell im deutschen Mittelstand?
Krocke: Man kann diese Bedeutung gar nicht oft genug betonen. Mit dem bereitgestellten Eigenkapital und ihrem Know-how unterstützen Beteiligungsgesellschaften die Portfoliounternehmen aktiv bei Wachstum, Nachfolge, schaffen Werte und Arbeitsplätze. Dabei setzen sie auf Expansion, Innovation und nutzen gezielt Zukunfts- und Transformationsthemen. Gleichzeitig machen sie Unternehmen gerade in schwierigen Zeiten robust und zukunftsfähig.
M&A Review: Können Sie konkrete Beispiele für Finanzierungsinstrumente nennen, die auf die Bedürfnisse von KMU zugeschnitten sind?
Krocke: Beteiligungskapital bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten aufgrund seiner flexiblen Ausgestaltung. Es kann minderheitlich als Wachstumskapital durch Kapitalerhöhungen investiert werden, um die Eigenkapitalbasis zu stärken und gleichzeitig neue Finanzierungsspielräume für ein Unternehmen zu eröffnen. Damit können wiederum Expansionspläne umgesetzt, Transformationsvorhaben oder Akquisitionen finanziert werden. Im Rahmen von Unternehmensnachfolgen übernehmen Beteiligungsgesellschaften von den Altgesellschaftern Mehrheits- oder Minderheitsanteile und führen Unternehmen in die Zukunft. Immer häufiger werden Buy-and-Build-Strategien umgesetzt, bei denen in der Regel zusammen mit den Unternehmern weitere Unternehmen zugekauft werden und auf die Art (häufig internationale) Marktführer entstehen. Zudem bieten verschiedene Beteiligungsgesellschaften auch sogenanntes Mezzanine-Kapital, eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital, bei der keine Gesellschafteranteile übernommen werden.
M&A Review: Sehen Sie Nachholbedarf hinsichtlich der Offenheit gegenüber Beteiligungskapital?
Krocke: Beteiligungskapital ist heute weithin als Finanzierungslösung anerkannt. Wir treffen in unseren Gesprächen mit Unternehmern nur noch selten auf frühere Vorbehalte. Das Wissen und das Verständnis, was Beteiligungskapital ist und wie es wirkt, ist inzwischen bei Unternehmern viel ausgeprägter. Heute wissen die Unternehmer, dass Beteiligungskapital sich auf gute Unternehmen konzentriert und echte Werte schafft. Die frühere Emotionalität ist einer gewachsenen Sachlichkeit und Professionalität gewichen. Dieses Bild wird auch durch verschiedene Studien untermauert. Hier hat die Branche selbst, aber auch der BVK als Interessenvertretung erfolgreiche Aufklärungsarbeit geleistet.
M&A Review: Nachhaltigkeit wird zunehmend ein entscheidender Faktor für Investoren. Welche Herausforderungen gibt es hier für KMU, und wie kann Beteiligungskapital diese adressieren?
Krocke: Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung haben für Unternehmen, aber auch für ihre Investoren eine zentrale Bedeutung. Dies spiegelt ein tieferes Bewusstsein für die Auswirkungen von Unternehmen auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Unternehmensführung wider. Die Beachtung und Einhaltung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) haben sich zu einem Schlüssel für den gemeinsamen Erfolg entwickelt. Das ist allerdings keine neue Erscheinung, sondern Private Equity hat schon vor Jahrzeiten erkannt, dass ESG nicht nur ein Instrument des Risikomanagements ist, sondern strategisch eingesetzt zu Wertsteigerung und -erhaltung beiträgt. Die besondere Herausforderung bei der Umsetzung von ESG-Zielen und -Maßnahmen liegt wiederum in der Kombination aus steigenden ESG-Anforderungen durch die Regulierung und fehlende Standardisierung beim Reporting.
M&A Review: Inwiefern engagiert sich der BVK in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit?
Krocke: Wir bringen uns aktiv in die entsprechenden Regulierungs- und Gesetzesvorhaben ein, um bürokratische Auswüchse etwa bei Reportingpflichten zu verhindern. Für und mit unseren Mitgliedern beleuchten wir ESG- und Nachhaltigkeitsthemen regelmäßig bei Veranstaltungen und Webinaren. Zudem hat der BVK in diesem Jahr die German Impact Initiative (GII) gestartet, mit der wir den Diskurs über Nachhaltigkeitsthemen und Impact Investing in Deutschland fördern und die interessierten Akteure im Bereich Beteiligungskapital zusammenbringen wollen. Und zu Beginn des Jahres haben wir gemeinsam mit PwC eine ESG-Studie veröffentlicht, in der wir die ESG-Strategien von deutschen Beteiligungsgesellschaften sowie deren Umsetzung untersucht haben.
M&A Review: Wie fällt Ihr Fazit zum Marktgeschehen im abgelaufenen Jahr aus und wie Ihr Ausblick auf 2025?
Krocke: 2024 war ein herausforderndes Jahr mit gesamtwirtschaftlichem Gegenwind. Anhaltende Rezessionssorgen, die Zinspolitik und geopolitische Krisen belasteten Beteiligungsgesellschaften und Portfoliounternehmen gleichermaßen. Investitionen erfolgten stark selektiv. Unsichere Konjunktur- und Geschäftsaussichten belasteten das Transaktionsgeschäft. Transaktionen dauerten länger, und die Kaufpreisfindung gestaltete schwieriger. Trotzdem haben wir eine Vielzahl spannender Investments gesehen. Im Fokus standen insbesondere die Branchen Software, Healthcare und B2B-Services. Mit Blick auf 2025 bin ich zuversichtlich. Die Beteiligungsgesellschaften verfügen über viel Kapital, die Wachstumstrends in vielen Branchen sind intakt und es bieten sich auch im aktuellen Umfeld attraktive Investitionschancen. Abzuwarten bleibt, wie sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld entwickelt und ob sich Deutschland endlich aus der Konjunkturschwäche befreien kann. Vielleicht kann die neue Bundesregierung echte Wachstumsimpulse setzen. Für Beteiligungskapital sind Krisenjahre ohnehin immer Chancenjahre.