18.06.2024 | Prof. Dr. Florian Bauer

Herausforderungen und Strategien des Mittelstands - Ergebnisse der dritten BM&A Mittelstandsstudie

Im Rahmen der Veranstaltung „Shift & Change 2024 – Der BM&A Mittelstandstag“ wurden die Ergebnisse der dritten Mittelstandsstudie des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions gem. e.V. (BM&A) präsentiert. In Zusammenarbeit mit der M&A REVIEW und der University of Bristol Business School bietet die Studie wert-volle Einblicke in die aktuellen Herausforderungen, strategischen Prioritäten und M&A-Aktivitäten des dt. Mittelstands.

Special Topic

Im Rahmen der Veranstaltung Shift & Change 2024 – Der BM&A Mittelstandstag“ wurden die Ergebnisse der dritten Mittelstandsstudie des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions gem. e.V. (BM&A) präsentiert. In Zusammenarbeit mit der M&A REVIEW und der University of Bristol Business School bietet die Studie wert-volle Einblicke in die aktuellen Herausforderungen, strategischen Prioritäten und M&A-Aktivitäten des dt. Mittelstands.

Demographische Angaben und Unternehmensstruktur

Die Studie umfasst 124 Unternehmen, deren Gründungsjahre von 1862 bis 2023 reichen, mit einem Medianalter von 42 Jahren. Die Unternehmen repräsentieren somit eine breite historische Spannweite und bieten Einblicke in traditionelle sowie neue Geschäftsmodelle. Die Mehrheit der Unternehmen sind Familienunternehmen, was die typische Eigentümerstruktur des deutschen Mittelstands widerspiegelt. In Bezug auf die Mitarbeiterzahl und den Jahresumsatz zeigt sich eine ausgewogene Verteilung, die die Diversität der Unternehmensgrößen innerhalb des Mittelstands unterstreicht.

Wachstum und Effizienz

Die Untersuchung des Unternehmens- und Branchenwachstums in den letzten fünf Jahren zeigt eine moderate positive Entwicklung im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Während sich die Wachstumsraten stabilisiert haben, gab es bemerkenswerte Veränderungen in den Effizienzkennzahlen. Dies deutet darauf hin, dass Unternehmen zunehmend Wert auf die Optimierung interner Prozesse legen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Strategische Prioritäten

Im Vergleich zu ihren Hauptwettbewerbern sehen die befragten Unternehmen zwei wesentliche strategische Ausrichtungen: die Verbesserung bestehender Produkte und Prozesse (Exploitation) und die Entwicklung neuer Optionen (Exploration). Beide Strategien genießen hohe Priorität und spiegeln den Drang wider, sowohl kurzfristige Effizienzgewinne als auch langfristige Innovationsziele sowie die Erschließung neuer Märkte zu verfolgen.

Herausforderungen und Belastungen

Die Inflation und die Energiepreise stellen weiterhin signifikante Herausforderungen dar, obwohl sich das Umfeld insgesamt moderat positiv entwickelt. Weitere zentrale Themen sind der Fachkräftemangel, geopolitische Spannungen und der Klimawandel. Diese Faktoren belasten die Unternehmen erheblich und erfordern innovative Lösungen sowie Anpassungsfähigkeit. Besonders der Fachkräftemangel wird als kritischer Punkt hervorgehoben, der nicht nur durch monetäre Anreize, sondern auch durch attraktive Arbeitsbedingungen gemildert werden muss.

Abb. 1 Explorativ versus exploitativ getriebene Deal-Logiken

Abb. Quelle: Studienergebnisse 3. BM&A Mittelstandstudie

Quelle: Studienergebnisse 3. BM&A Mittelstandstudie

M&A-Aktivitäten im Mittelstand

M&A (Mergers & Acquisitions) gewinnen im Mittelstand an Bedeutung. Etwa 80% der befragten Unternehmen haben bereits Akquisitionen durchgeführt. Interessanterweise zeigt sich ein konservatives Akquisitionsverhalten, wobei viele Unternehmen opportunistisch und nicht systematisch agieren. Die Herausforderungen im M&A-Prozess umfassen die Identifikation geeigneter Zielunternehmen, die Due Diligence und die Realisierung von Synergien.

Die Prioritäten haben sich im Vergleich zu den Vorjahren verschoben: Neue Märkte und Technologien haben an Bedeutung gewonnen. Unternehmen gehen systematischer an M&A-Prozesse heran und fühlen sich besser in der Lage, Opportunitäten zu verfolgen. Trotz dieser Fortschritte sind die Erfolgsaussichten von M&A-Transaktionen unverändert und bewegen sich weiterhin zwischen 40 und 60
Prozent.

Unterschiede zwischen Mittelstands- und Large Cap M&A

Ein signifikanter Unterschied zwischen Mittelstands- und Large Cap M&A liegt vor allem in der Professionalisierung (z.B. eigene M&A-Abteilung), dem Einsatz von Beratern und der Erfahrung. Interessanterweise zeigen sich keine Unterschiede bei den Erfolgsraten, welche in der Tat seit 100 Jahren unverändert sind. Es zeigt sich, dass erfolgreiche Transaktionen im Mittelstand als auch im Large-Cap-Bereich eine klare Strategie und konsistente Umsetzung erfordern. So dürfen beispielsweise strategische Ziele nicht durch kurzfristige monetäre Versuchungen (z.B. Quick Wins, Low Hanging Fruits) unterwandert werden.

Abb. 2 Key Takeaways

Abb. Quelle: Eigene Darstellung

Quelle: Eigene Darstellung

Fazit

Die Studie bietet erneut wertvolle Einblicke in die aktuellen Herausforderungen und Strategien des deutschen Mittelstands. Trotz der bestehenden Schwierigkeiten zeigen die Unternehmen eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft. M&A-Aktivitäten spielen eine zunehmend wichtige Rolle, wobei die Erfolgsrate stark von einer klaren und konsistenten strategischen Ausrichtung und Durchführung des Prozesses abhängt. Der Mittelstand bleibt ein dynamischer und wichtiger Bestandteil der deutschen Wirtschaft, der sich kontinuierlich weiterentwickelt und anpasst.

Die ganze Studie zum kostenlosen Download: www.s.ma-rev.de/mittelstandsstudie-24/ergebnisse

Prof. Dr. Florian Bauer
Autor
Prof. Dr. Florian Bauer

Prof. Dr. Florian Bauer ist Professor für Strategisches Management an der Lancaster University Management School und Co-Founder und Chief Research Officer der MADiscover GmbH (www.madiscover.com). In seiner Forschung untersucht er organisationale Veränderungsprozesse mit Fokus auf M&A aus einer strategischen, organisationalen und prozessualen Perspektive. Er ist interessiert, wie sich Unternehmen veränderten Rahmenbedingungen anpassen und nachhaltig erfolgreich sein können. Ein enger Kontakt zur Praxis ist ihm sehr wichtig, deshalb steht er in regelmäßigem Austausch mit Führungskräften, Beratern und M&A-Vereinigungen und begleitet zahlreiche Akquisitionsprojekte für mittlere und große Unternehmen.

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