08.02.2023

„Herausragende M&A-Aktivitäten zeigen, von denen alle lernen können“

Am 13. und 14. Juli 2023 organisiert der BM&A gemeinsam mit dem Publikationsorgan M&A REVIEW den M&A Summit erstmalig. Am Abend gibt es erstmalig eine Preisverleihung: Die Vergabe der M&A Awards. Was der Hintergrund ist und wie es dazu kam, erläutern Stefan Schneider, Prof. Dr. Florian Bauer und Wilhelm Mickerts in einem Interview.

optional, M&A Award, Allgemein

Interview von Marie Friedl mit Stefan Schneider, M&A Media Services GmbH, Prof. Dr. Florian Bauer, Lancaster University Management School & Wilhelm Mickerts, Grant Thornton.

Am 13. und 14. Juli 2023 organisiert der Bundesverband Mergers & Acquisitions gem e. V. (BM&A) gemeinsam mit seinem Publikationsorgan M&A REVIEW den Corporate M&A Summit erstmalig in München im Haus der Bayerischen Wirtschaft. Zugleich wird der Abend des 13. Juli für die 20 Jahresfeier des BM&A genutzt. Im Rahmen der Abendveranstaltung gibt es erstmalig eine Preisverleihung: die Vergabe des M&A Awards. Die gleichnamige Initiative wurde von der M&A Media Services GmbH, dem Verlagshaus hinter der M&A REVIEW, mit Partnern ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Erfolgsmechanismen und -hebel von M&A besser zu verstehen – verbunden mit dem Ziel, die Erfolgswahrscheinlichkeit von Transaktionen zu verbessern.

M&A Review: Stefan, wie kamst du auf die Idee, diese Initiativen zu starten?

Stefan Schneider: Die Initiative habe nicht ich allein ins Leben gerufen. Natürlich verbirgt sich dahinter eine Idee, die lange in mir geschlummert hat, die aber schlussendlich aus der Wissenschaft sowie von Praktikern unterstützt wird. Als Wissenschaftler haben wir Professor Dr. Florian Bauer im Boot, stellvertretend für viele Praktiker unterstützt Wilhelm Mickerts von Grant Thornton Germany.

Bereits in meiner aktiven Laufbahn in der Transaktionsberatung und später im Bereich Corporate M&A durfte ich mich von Strategie über Transaktion bis hin zu Integration oder Separierungen mit bestehenden Instrumentarien sowie Verbesserungsmöglichkeiten im M&A-Prozess auseinandersetzen – stets mit dem Ziel, die Erfolgswahrscheinlichkeit von M&A erhöhen.

Damit das nachhaltig gelingt, ist eine unabhängige Auseinandersetzung mit den Erfolgskriterien entlang des M&A-Prozesses notwendig – gestützt durch die Wissenschaft und in Zusammenarbeit mit Praktikern.

Der M&A Award soll dabei helfen, den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu fördern. Er ist zugleich ein Preis, der nach wissenschaftlichen Kriterien und basierend auf Ergebnissen der M&A-Forschung vergeben wird. Erstmalig vergeben wir den Preis auf der 20-Jahr-Feier des BM&A am 13. Juli in München.

M&A Review: Florian, du bist Mitinitiator der Initiative. Was hat dich dazu veranlasst, das Projekt zu unterstützen?

Florian Bauer: Ich glaube grundsätzlich, dass die Forschung der Praxis etwas mitteilen kann und muss und dass die Praxis die Forschung inspirieren kann, bessere und relevantere Fragen zu stellen. Daher denke ich, dass der M&A Award eine einzigartige Möglichkeit ist, auf Basis von forschungsgeleiteten Kriterien Transaktionen zu untersuchen und die zugrundeliegenden Mechanismen besser zu verstehen.

Dabei gibt es nicht „einen richtigen“ Weg zum Erfolg, vielmehr bestimmen unterschiedliche und oftmals sehr komplexe Kontexte, wie die einzelnen Mechanismen wirken. Die Spiegelung von Forschungserkenntnissen mit der realen Welt kann meiner Meinung nach einen entscheidenden Erkenntnisfortschritt generieren, der uns in Summe hilft, M&A besser zu verstehen und damit auch bessere Deals zu machen.

M&A Review: Wilhelm, du bist im Bundesverband M&A und – wie wir gehört haben – sprichst stellvertretend für viele Unterstützer. Was hat dich veranlasst, diese Initiative zu unterstützen?

Wilhelm Mickerts: In den letzten Jahren hat sich nicht viel im M&A-Bereich weiterentwickelt. Wenn wir ehrlich sind, gab es seit dem virtuellen Datenraum keine echten Neuerungen mehr, die unseren M&A-Prozess vereinfachen. Wir leben also immer noch in einer Welt der Börsenmakler mit einem Börsenparkett. Aber unsere Deals haben sich weiterentwickelt. Die Transaktionen werden tendenziell kleinteiliger, schneller und komplexer. Wir müssen uns anpassen. Der BM&A ist dafür das richtige Forum. So können wir auf breiter Front Deals effizienter und effektiver gestalten, um die Quote der Prozesse, die nicht gut enden, zu reduzieren.

M&A Review: Florian, der M&A Award wird jetzt erstmalig am 13. Juli im Rahmen der 20-Jahr-Feier des BM&A basierend auf Ergebnissen der M&A-Forschung vergeben. Nach welchen Kriterien wurden die Preisträger ausgewählt?

Bauer: Wenn wir auf über 102 Jahre M&A-Forschung zurückblicken – denn, in der Tat, der älteste M&A-Artikel, den ich gefunden habe, wurde 1921 publiziert – zeigt sich ein interessantes Paradox. Zum einen wissen wir, dass Unternehmen mit regelmäßiger M&A-Aktivität ihre Geschäftsmodelle besser adaptieren, sich veränderten Rahmenbedingungen besser anpassen können und in Summe eine erhöhte Überlebenswahrscheinlichkeit aufweisen. Zum anderen aber zeigt sich, dass der Großteil der Transaktionen scheitert. Tatsächlich sind die Erfolgsraten seit den ersten Studien nahezu unverändert und liegen zwischen 40 und 60%. Dieses Para-dox wirft zwei, in ihrer Natur sehr unterschiedliche Fragen auf: Zum einen, wie müssen Unternehmen M&A strategisch denken und organisational einbetten, um Opportunitäten zu identifizieren und langfristig zu überleben und zum anderen, wie können Unternehmen Synergiepotenziale besser verstehen und während der Integration tatsächlich heben? Vereinfacht gesagt geht es einerseits um ein strategisch organisationales und andererseits um ein Prozessthema.

Für den M&A Award analysieren wir genau diese beiden Themenbereiche. Wir zielen also darauf ab, sowohl den strategischen Kontext der nominierten Akquisition als auch die Konsistenz des Akquisitionsprozesses auf unterschiedlichen Ebenen besser zu begreifen. Um die nominierte Akquisition besser zu verstehen, wird unser Team mit Verantwortlichen und Mitarbeitenden, die an der Transaktion beteiligt waren, Interviews führen. Die Ergebnisse werden in Folge mit Sekundärdaten gespiegelt, um reliable Aussagen treffen zu können. Die Ergebnisse werden dann verdichtet und in anonymisierter Form für eine Fachjury aufbereitet, die schließlich die Entscheidung über die Vergabe trifft.

M&A Review: Stefan, wie soll die Jury besetzt sein?

Schneider: Die Wissenschaft hilft uns in Person von Florian Bauer beim Studiendesign. Die Fachjury hingegen wird aus BM&A-Mitgliedern bestehen. Wir sprechen in Abstimmung mit dem Vorstand zunächst die Mitglieder an, die den Umbau des Verbands in den letzten Jahren maßgeblich unterstützt und ermöglicht haben.

M&A Review: Wilhelm, es gibt zahlreiche Awards. Was kann euer M&A Award bewirken? Was unterscheidet ihn von anderen?

Mickerts: Aus verschiedenen Gesprächen mit Kunden wissen wir, dass ein Informationsaustausch zwischen Praktikern sehr stark gewünscht wird, damit M&A-Professionals voneinander lernen können. Zum anderen sehen wir, dass typischerweise das Interesse des C-Levels nach dem Signing etwas abflacht. Dann beginnt aber erst die echte Arbeit, die sich teilweise über mehrere Monate hinzieht und im „Business As Usual“ untergeht.

Der M&A Award möchte also die eigentlichen Macher herausstellen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es sich um einen Mega-Deal gehandelt hat, sondern um die Stringenz in der Umsetzung der eigentlichen M&A-Idee. Florian Bauer hat ein Framework entwickelt, mit dem sich genau diese Stringenz einfach messen und bewerten lässt. Außerdem unterscheidet sich der Prozess, wie zum Beispiel familiengeführte Unter-nehmen M&A betreiben, von anderen. Auch dieses Kriterium der Nachhaltigkeit ist etwas, von dem alle lernen können. Das ist also die Idee und Abgrenzung des M&A Awards: tolle, herausragende M&A-Aktivitäten zeigen und prämieren, von denen alle lernen können.

M&A Review: Vielen Dank für das interessante Gespräch.

Zu den Interviewpartnern:
Stefan Schneider ist Geschäftsführer der M&A Media Services GmbH, dem Verlag hinter der M&A REVIEW. Darüber hinaus leitet er die Geschäftsstelle des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions gem. e.V.

Prof. Dr. Florian Bauer ist Professor für Strategisches Management an der Lancaster University Management School und Co-Founder und Chief Research Officer der MADiscover GmbH (www.madiscover.com). In seiner Forschung untersucht er organisationale Veränderungsprozesse mit Fokus auf M&A aus einer strategischen, organisationalen und prozessualen Perspektive.

Wilhelm Mickerts verantwortet als Partner der Warth & Klein Grant Thornton AG am Standort Frankfurt den Bereich Corporate Finance & Advisory Services. Er berät seit 20 Jahren Unternehmen und Finanzinvestoren bei Kauf oder Verkauf von vorwiegend mittelständischen Unternehmen.

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