12.09.2024

M&A Summit SPEZIAL: OVERVIEW Academy Day

Der M&A Summit 2024 des Bundesverbands M&A gem. E.V. (BM&A) startete am Nachmittag des 10. Juli mit den M&A Academy Days.

1. Einleitung

Der diesjährige M&A Summit des Bundesverbands M&A gem. E.V. (BM&A) startete am Nachmittag des 10. Juli mit den M&A Academy Days. Diese Sessions waren darauf ausgelegt, gemeinsam das Fachwissen zu vertiefen und Best Practices vorzustellen. Experten aus dem BM&A teilten ihr Wissen in spannenden Workshops und Vorträgen, die neue Perspektiven und wertvolle Insights boten.

Der Abend war den Frauen in M&A gewidmet. Diese besondere Veranstaltung beleuchtete die Erfolge und Herausforderungen von Frauen in der M&A-Branche und bot eine hervorragende Plattform für Networking und gegenseitige Unterstützung. Der 11. Juli stand vollständig im Zeichen der Strategie. Nach der Tagesveranstaltung am 11. Juli mit besonderen Experten aus Private Equity, Corporates und Beratung zum Thema „M&A meets Strategy“ war der krönende Abschluss der Veranstaltung wieder die Verleihung des M&A Awards. Hier wurden herausragende Leistungen und innovative Ansätze im Bereich M&A gewürdigt.

M&A Marion Vogel

2. M&A Academy Days

Workshop 1: Digitalisierung in M&A

Dass Digitalisierung und Künstliche Intelligenz auch in der M&A-Branche für Umbrüche sorgen werden, war allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in dem Workshop bewusst. Für erhellende Erkenntnisse sorgte die Vorstellung verschiedener Technologien, die den M&A-Beratern und akquirierenden Unternehmen heute schon zur Verfügung stehen. Im Anschluss an die Vorträge entwickelte sich eine rege Diskussion rund um Status quo und die Zukunft des digitalisierten M&A.

Automatische Targetsuche

Mühsames Zusammensuchen von Unternehmensdaten, das Vergleichen von unzähligen Merkmalen und die anschließende Bewertung können und könnten in Zukunft entfallen – so die akquirierenden Unternehmen auf das richtige KI-Tool setzen, das ihnen die Arbeit erleichtert. 49 Funktionen hat Dr. Karl Michael Popp (SAP) identifiziert, die in bereits im Markt bestehende Tools integriert sind, von einfachen Übersetzungsfunktionen bis zu komplexer indikativer Bewertung der Übernahmekandidaten. Drei KI-unterstützte Tools für die Suche nach potenziellen Targets wurden in dem Workshop auch genauer von den jeweiligen Unternehmen vorgestellt: Valu8, Palturai und MADiscover und von Dr. Popp im Anschluss hinsichtlich der Funktionen und der Teil- oder Vollautomatisierungsfunktionen miteinander verglichen.

Financial Due Diligence und Datenraum

Sowohl auf der Käufer- als auch der Verkäuferseite beinhaltet die Financial Due Diligence (FDD) eine sehr detaillierte Analyse von Unternehmenszahlen. Tom Mamak stellte ein Tool vor, das sich bei EY gerade in Entwicklung befindet und das die Erstellung verschiedener Bereiche der FDD automatisieren soll, beispielsweise durch Add-ins für Excel und PowerPoint. Diese automatisierten Ergebnisse fließen dann auch direkt in den Datenraum, für dessen Optimierung wiederum Heiko Engel (SS&C/Intralinks) eine Lösung parat hat: DealCentreAI. Dank neuester KI-Technologien können Datenräume optimal eingerichtet und auch genutzt werden. So ermöglicht die Plattform unter anderem Cross-Deal-Analysen, KI-gestützte Diligence-Funktionalitäten wie ein intelligentes Datenmanagement, tiefgreifende Analysen oder einen schnelleren Zugang zu Informationen für alle Beteiligten wie auch einen KI-gestützten Q&A-Bereich.

Operational Carve-out und IT-Separation

Die beiden Bereiche Operational Carve-out und IT-Separation im Rahmen von M&A können ebenfalls dank KI-gestützter Anwendungen vereinfacht werden. Tom Mamak (EY) und Annabelle Scholl (SNP) zeigten in ihren Vorträgen, wie die Tools aus ihren jeweiligen Häusern Vorgänge und Aufgaben automatisieren, die Fehleranfälligkeit reduzieren und die Prozesse beschleunigen können.

Workshop 2: Buy & Integrate

Im Buy & Integrate Workshop ging es um die Herausforderung Integration und auch um die Möglichkeiten, bereits im Vorfeld mithilfe von Technologie Unternehmen zu identifizieren, die optimal zum kaufenden Unternehmen passen.

High Growth Tech Acquisitions

Die Einleitung des Workshops war ein Deep Dive in die Ergebnisse der aktuellen Buy & Integrate-Studie von EY zu Technologieakquisitionen, vorgestellt von Dr. Georg Beckmann und Jan Simon Grintsch. Die wichtigsten Erkenntnisse daraus waren unter anderem: Die Verbesserung des Geschäftsmodells, die Vergrößerung des Marktanteils und der Erwerb von Spezialtechnologien sind die häufigsten strategischen Gründe für High Growth Tech Acquisitions. Die größten Herausforderungen stellen bei der Akquisition und der anschließenden Integration die Softwareentwicklung und die IT-Funktionalitäten dar, während das Risiko- und Veränderungsmanagement für alle Käufer ein Problem darstellt. Es gelte, die Kluft zwischen der Planung und der Ausführung zu schließen, da dies die größten Chancen für eine erfolgreiche Integration beinhalte.

Praxisbeispiel Scout24

Als ein Serial Acquirer kann die Scout24 SE bezeichnet werden. Anastasia Mashtakova zeigte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops, wie das Unternehmen dank intelligenter Zukäufe von Technologien und ganzen Unternehmungen innerhalb ihrer Branche zur Online-Plattform Nummer eins für Wohn- und Gewerbeimmobilien in Deutschland entwickeln konnte, die mittlerweile weit mehr ist als eine Suchmaschine für Immobilien.

Ziele besser identifizieren mit CorpVision

Bevor die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Standing Session ihre – positiven wie negativen – Erfahrungen in der Integrationsphase miteinander teilen konnten, lernten sie CorpVision kennen. Diese neue Plattform vereint menschliche Expertise mit KI-gestützten Tools, um bei Akquisitionsplänen Targets zu identifizieren, die sich aufgrund ihrer Historie und Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit optimal in das Käuferunternehmen integrieren lassen. CorpVision vereint dabei die Technologien und Stärken der vier Portale Abrams (Verknüpfte Daten von UN Comtrade, Zollbehörden, Frachtbriefen und Portdaten), Coveritas (Lösungen für Digital Twins, Lieferketten und Streaming-Analysen), Modelyzr (Marktanalysen) und Patev (Business Based IP-Services an der Schnittstelle von Technologie und Betriebswirtschaft).

Workshop 3: Value Creation & Synergies:

Erfolgreiche Wertschöpfung und Synergien in M&A Transaktionen

In der dynamischen Welt der Unternehmensfusionen und -übernahmen (M&A) ist eine sorgfältige Planung und Umsetzung der Schlüssel zum Erfolg. Der Workshop „Value Creation & Synergies“ von Deloitte und Osborne Clarke bot Einblicke in Strategien und Methoden zur Wertschöpfung und Synergiegewinnung im Rahmen von M&A-Transaktionen. Hier sind einige der wichtigsten Erkenntnisse:

Strategische Planung und Due Diligence

Eine solide Strategie, abgestimmt auf das Zielunternehmen, ist die Grundlage jeder erfolgreichen M&A-Transaktion. Dr. Martin Sundermann von Osborne Clarke betonte die Notwendigkeit einer fokussierten Due Diligence, die strategische Ziele des Erwerbs im Blick behält. Diese Sorgfalt minimiert Risiken und berücksichtigt alle relevanten Informationen.

Value Creation

Bei Kaveh Taghizadeh, Christian Schönberger und Sinem Gülen Özkarsli standen die Schaffung von Mehrwert und die Realisierung von Synergien nach Fusionen im Mittelpunkt. Die Experten präsentierten ihre Ansätze zur Wertschöpfung in verschiedenen Branchen.

Die Hauptthemen umfassten die Identifikation und Umsetzung von Wertschöpfungspotenzialen sowohl vor als auch nach Geschäftsabschlüssen. Schwerpunkte lagen auf der Erhöhung der Produktivität durch Value Stream Mapping, Automatisierung von Prozessen und Einführung von Performance-Management-Systemen. Die Bedeutung der digitalen Transformation wurde ebenfalls hervorgehoben. Ein praxisnahes Beispiel zeigte, wie durch gezielte Maßnahmen erhebliche Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen erzielt werden können.

Delivering Deal Value

Der Vortrag „Delivering Deal Value: Financial Aspects of SPAs & Dispute Avoidance“ gab einen Überblick über den M&A-Markt in Deutschland, der 2023 trotz hoher Zinsen wuchs. Schwerpunkt waren die Kaufpreismechanismen „Locked Box“ und „Completion Accounts“.

Besonderes Augenmerk galt Carve-out-Transaktionen und dem Konzept des Earn-outs, bei dem der Kaufpreis an die zukünftige finanzielle Leistung des Unternehmens gekoppelt ist. Der Workshop betonte die Bedeutung präziser SPAs zur Vermeidung von Streitigkeiten und empfahl die Hinzuziehung von SPA-Accounting-Experten.

Value Creation durch Verhandlung

Im Rahmen des Workshops wurde das Konzept des „Driver-Seat“ präsentiert, das sich auf die Optimierung von Verhandlungsergebnissen konzentriert. Dr. Hermann Rock stellte drei Kernstrategien vor: das Schreiben einer Team-E-Mail, das Erstellen einer Offene-Punkte-Liste und die Anwendung der BMI-Strategie (Bonding, Mission, Influence). Ziel war es, Verhandlungskompetenzen zu verbessern und Veränderungen effektiv zu steuern.

Der Workshop „Value Creation & Synergies“ lieferte umfassende und praxisnahe Einblicke in Strategien und Methoden zur Wertschöpfung und Synergiegewinnung in M&A-Transaktionen. Durch gezielte Planung, innovative Ansätze und fundiertes Wissen können Unternehmen nachhaltiges Wachstum und maximale Wertschöpfung erreichen. Solche Veranstaltungen sind unerlässlich, um sich über die neuesten Trends und Best Practices in der M&A-Branche zu informieren und sich optimal auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.

Workshop 4: Transformation mit Hilfe von

Carve-outs / Carve-out: Pitfalls & Best Practices

Im Büro NOERR in München kamen zahlreiche Experten und Fachleute aus der Branche zusammen, um die neuesten Trends, Herausforderungen und Best Practices im Bereich Carve-outs miteinander zu teilen.

Dr. Stephane Müller von Grant Thornton präsentierte die aktuellen Trends und Entwicklungen bei Carve-outs. Dabei wurden die Motive für Carve-outs, die Abgrenzung und Definition des herauszulösenden Unternehmensteils sowie die Bedeutung der sorgfältigen Vorbereitung und Planung für eine erfolgreiche Umsetzung erläutert.

NOERR stellte die rechtlichen Herausforderungen beim Carve-out vor. Dr. Laurenz Tholen und Susanne Rummel gingen auf die rechtlichen Schritte zur Umsetzung ein, betonten die Notwendigkeit der Stand-alone-Fähigkeit und diskutierten praktische Herausforderungen wie Zustimmungserfordernisse und Shared Contracts. Sie erklärten auch die verschiedenen rechtlichen Strukturen wie Asset Deals und Share Deals sowie steuerliche Erwägungen und Datenschutzaspekte.

Ein besonderes Highlight war der Deep Dive „How to make Carve-outs work“ von Michael Maier von Global PMI Partners und Alexander Griesmeier von Grant Thornton. Basierend auf den Ergebnissen aus einem früheren Workshop, der bei Grant Thornton mit M&A REVIEW Lesern durchgeführt wurde, wurden die Erfolgsfaktoren für die Umsetzung von Carve-outs beleuchtet, die Abgrenzung des Transaktionsobjekts und die Identifikation wesentlicher Verträge und Mitarbeiter diskutiert sowie die Herausforderungen bei der Abtrennung von IT-Systemen und der Sicherstellung der Stand-alone-Fähigkeit thematisiert.

Im nächsten Deep Dive wurden IT, HR und Transitional Services Agreements (TSA) behandelt. Die Fachexperten von Global PMI Partners, digatus, SNP und NOERR diskutierten mit dem Publikum über IT-Herausforderungen wie die frühe Einbindung der IT-Sicht und die Erstellung einer IT-Blaupause sowie HR-Herausforderungen wie die Übertragung von Benefits und Pensionssystemen und die Einbindung des Betriebsrats.

Abschließend erläuterte SS&C Intralinks im Deep Dive zum Setup des Datenraum-Prozesses die Herausforderungen und praktischen Lösungen für die effiziente Datenraumbefüllung und -verwaltung während des Transaktionsprozesses.

Wir danken allen Teilnehmern und Vortragenden für ihre aktive Mitwirkung und den bereichernden fachlichen Dialog.

Redaktion, M&A REVIEW

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