M&A Award 2024: Sieger der Kategorie „Resilientestes M&A-Team“ – Steag
Sieger der Kategorie „Resilientestes M&A-Team“ – Steag
Ein Highlight des vergangenen Sommers war die Verleihung der M&A Awards durch den Bundesverband M&A gem. e.V. (BM&A). Diese prestigeträchtige Veranstaltung ehrte herausragende M&A-Transaktionen, die durch strategische Planung und erfolgreiche Umsetzung beeindruckt haben. In der M&A REVIEW stellen wir Ihnen die Gewinnerdeals der einzelnen Kategorien und interessante Hintergründe vor. Ein Interview mit Alexander Griesmeier, Grant Thornton (Leiter des M&A Award Forschungsteams), und Tobias Gwisdalla, ehemaliger Head of M&A bei STEAG., stellvertretend für das Siegerteam.
M&A Review: Herr Griesmeier, als Leiter des Forschungsteams des M&A Award haben Sie die anonymisierten Daten für die Jury aufbereitet. Beschreiben Sie bitte kurz die Charakteristika des Awards in der Kategorie Resilientestes M&A-Team:
Griesmeier: Resilienz ist ein sehr vielschichtiges Thema, das in letzter Zeit immer stärker in den Fokus der Wissenschaft kommt. Resiliente Geschäftsmodelle, resiliente Prozesse und resiliente Organisation sind aktuelle Schlagworte der Managementwissenschaft. Aufgrund der Dynamik des M&A-Prozesses war Resilienz schon immer eine elementare Fähigkeit exzellenter M&A. In dieser Kategorie haben wir daher nach Transaktionen gesucht, die gezeigt haben, dass selbst widrige Veränderungen ihnen nichts anhaben können und sie vielleicht sogar daraus profitieren können.
M&A Review: Herr Gwisdalla, möchten Sie zunächst der M&A Review Leserschaft den Deal beschreiben, für den Sie den M&A Award erhalten haben?
Gwisdalla: Aufgrund es Kohleausstiegs in Deutschland ist der nationale Energiekonzern STEAG GmbH in finanzielle Schieflage geraten und sollte verkauft werden. Dafür musste das Unternehmen finanziell restrukturiert und strukturell neu aufgestellt werden. Der vollintegrierte Konzern wurde in zwei wirtschaftlich, organisatorisch und rechtlich unabhängige Schwesterkonzerne unter dem Dach einer Holding aufgespalten. Ein Carve-out, der in der Rekordzeit von rund neun Monaten umgesetzt wurde. Im Anschluss startete die Vorbereitung für den Verkauf. Die Besonderheit hierbei bestand darin, dass verschiedene Stakeholder unterschiedliche Zielsetzungen verfolgen. Zudem gab es Phasen während der Vorbereitung, die alle Beteiligten mehrfach an die persönliche Belastungsgrenze gebracht haben.
Aufgrund der Separation sowie weiterer erstmalig implementierter Instrumente, zum Beispiel eine Net-Zero-Strategie, ein Umwidmungsprogramm für Kraftwerksstandorte sowie alternative Handlungsoptionen für das Kohlegeschäft (ein speziell entwickeltes „Shareholding-as-a-Service“-Konzept), konnten ausreichend Investoren für den Prozess gewonnen werden. Am Ende wurde die STEAG in einem kompetitiven Bieterverfahren, das bis zum Schluss Überraschungen bot, sowie trotz teilweise schwieriger Begleitumstände wertmaximal verkauft. Und dies zu einem strategisch idealen Zeitpunkt aufgrund der damaligen Marktentwicklung.
M&A Review: Frage an das Forschungsteam: Was waren die ausschlaggebenden Kriterien, dass Steag den Award erhalten hat?
Griesmeier: Die Steag-Transaktion hatte eine Reihe von fundamentalen Umbrüchen zu absorbieren, die sowohl vom Ansatz als auch vom M&A-Team überdurchschnittlich hohe Resilienz erfordert. Zum einen gab es die Zinskrise, die Energiekrise, aber auch den Ukraine-Krieg, der die konstante Anpassung der M&A-Strategie erforderte. Gleichzeitig erfordert das europäische Beihilferecht ein transparentes Vorgehen. Besonders überzeugt hat uns das funktionale und persönliche Zusammenwirken des Head of M&A, des CRO, des M&A-Anwalts und nicht zuletzt der Investmentbank, die die passende Lösung auf Basis von Erfahrungsschatz und Leidenschaft zum Abschluss entwickelt haben. In Summe hat es das Team geschafft, ein herausforderndes Asset erfolgreich im Markt zu positionieren.
M&A Review: Der M&A Award soll unter dem Motto „Lernen von den Besten“ auch einer gewissen Vorbildfunktion dienen. Herr Gwisdalla, verraten Sie uns, welche besondere Erfahrungen Sie und Ihr Team während dieses Deals gemacht haben oder ob Sie sich besonderen Herausforderungen stellen mussten?
Gwisdalla: Die sicherlich größten Herausforderungen lagen im Stakeholder-Management, da unterschiedliche Zielsetzungen sowie individuelle Partikularinteressen dem eigentlichen Verkauf entgegengestellt wurden. Aktive und transparente Kommunikation auf allen Ebenen, angefangen bei der Belegschaft über Arbeitnehmervertretungen und Gewerkschaften bis zu Anteilseignern und Finanzierern war das Gebot der Stunde und Schlüssel zum Erfolg. Darüber hinaus ist das Projektteam des Öfteren die „extra Meile“ gegangen: Der Businessplan musste mehrfach aktualisiert, das Vendor Model in langen Sitzungen überarbeitet, ein Net-Zero-Zieldatum festgelegt sowie eine Dekarbonisierungsstrategie auf einem weißen Blatt Papier entwickelt werden. Durch ein Pre-Market-Sounding konnten die notwendigen Anforderungen möglicher Investoren eingeholt werden, die während der Prozessvorbereitung auch alle implementiert wurden. Am Ende war es das ausgezeichnete Teamwork innerhalb des erweiterten internen und externen Deal-Teams, das den Erfolg ermöglicht hat.
M&A Review: Herr Gwisdalla, was möchten Sie gerne der M&A-Welt mit auf den Weg geben?
Gwisdalla: Selbst anfangs nahezu unmöglich erscheinende Transaktionen sind umsetzbar, wenn alle sich dem Ziel unterordnen und fokussiert an der Sache arbeiten. Ein Deal-Team, in dem auf Augenhöhe diskutiert und respektvoll miteinander umgegangen wird, kann deutlich mehr erreichen.
M&A Review: Und eine letzte Frage: Welchen Ehrenplatz hat der Award erhalten?
Gwisdalla: Dem Umstand geschuldet, dass kein Mitglied des Siegerteams mehr bei dem Unternehmen aktiv ist, hat der Award einen Ehrenplatz in meinem neuen Büro bekommen, wo er für alle sichbar ist und als Motivation dient.
M&A Review: Nochmals herzlichen Glückwunsch zum M&A Award 2024!
Marion Vogel