M&A im Gesundheitswesen: Wie sieht die Prognose aus?
M&A-Transaktionen spielen schon lange eine entscheidende Rolle im Gesundheitswesen und den Life Sciences. Trotz eines Rückgangs bei den angekündigten Deals in der ersten Jahreshälfte scheint die Bereitschaft zum Dealmaking in der Branche stärker ausgeprägt denn je. Angetrieben wird sie durch technologische Fortschritte, sich wandelnde Patientenbedürfnisse und den Fokus auf die digitale Transformation.
Doch was ist für die nächsten Monate tatsächlich zu erwarten?
1. Dealmaking: Genesung in Sicht?
Die Anzahl der Transaktionen im Bereich Pharma, Medizin und Biotechnologie (PMB) war im ersten Halbjahr in EMEA rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr fielen die Transaktionen um 23% auf 530 – obwohl es hier den drittgrößten Deal aller Branchen in der Region und den größten PMB-Deal im ersten Halbjahr gab. Auch das Gesamtvolumen der Transaktionen ging um 10% auf 36,6 Mrd. EUR zurück.
Die Private-Equity-Aktivität im PMB-Sektor hat sich ebenfalls abgekühlt, wobei sowohl die Anzahl als auch das Volumen der Deals hinter dem Vorjahr zurückblieben. Im ersten Halbjahr 2024 gab es in EMEA 151 PE-unterstützte Transaktionen mit einem Gesamtwert von 6,8 Mrd. EUR. Das entspricht einem Rückgang der Anzahl um 16% im Vergleich zum Vorjahr und einem deutlichen Rückgang des Volumens um 46% im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023. Dennoch ist es der Branche gelungen, Renditen aus bestehenden Investitionen zu erzielen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Wert der Exits im ersten Halbjahr 2024 um fast 10% auf 9,5 Mrd. EUR, während die Zahl der Veräußerungen um 5% auf 36 zurückging.
Im Pharmasektor bieten sich weiterhin attraktive Wachstumschancen, da die ständige Verfügbarkeit von Arzneimitteln sichergestellt werden muss und die Nachfrage nach neuen Medikamenten steigt. Die Stabilisierung der Biotech-Bewertungen und die Annäherung der Erwartungen von Käufern und Verkäufern könnten in den kommenden Monaten ebenfalls zu mehr M&A-Aktivität führen.
Die weltweiten Sell-Side-Deals – vor allem Asset-Verkäufe und Fusionen – im Bereich Gesundheit und Life Sciences, die durch Datasite unterstützt wurden, sind allein in der ersten Hälfte dieses Jahres um 7% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Noch auffälliger ist der Anstieg der Buy-Side-Transaktionen um 25%, der das wachsende Interesse am Erwerb von Vermögenswerten und am Ausbau von Kapazitäten widerspiegelt. Dieser Anstieg von Transaktionen in der Anfangsphase bietet einen vielversprechenden Ausblick auf die Entwicklung der M&A-Aktivität im Gesundheitswesen in den nächsten sechs bis neun Monaten.
2. Steigende Temperatur bei der Technologie
Technologische Innovationen haben sich als entscheidende Treiber für die Aktivität im Gesundheitswesen erwiesen. Organisationen sind zunehmend daran interessiert, Anbieter von fortschrittlichen Gesundheitstechnologien zu übernehmen oder mit ihnen zu fusionieren, um die Versorgung zu verbessern, die betriebliche Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken.
So erlangen beispielsweise Telemedizin und Online-Therapien Popularität, da sie den Zugang zu Patienten und deren Behandlung verbessern und gleichzeitig die betriebliche Effizienz steigern beziehungsweise die Kosten senken.
Diagnosen, personalisierte Behandlungspläne und Arbeitsabläufe in der Patientenversorgung bieten großes Optimierungspotenzial und sind ein ideales Umfeld für den Einsatz von KI. Durch die Analyse großer Mengen von Patientendaten kann KI den Leistungserbringern im Gesundheitswesen helfen, Krankheiten früher zu erkennen, individuelle Behandlungen zu empfehlen und sogar Behandlungsergebnisse genauer vorherzusagen.
Es wird erwartet, dass der KI-Markt im Gesundheitswesen von 15 Mrd. USD im Jahr 2022 auf 188 Mrd. USD im Jahr 2030 anwachsen wird, was das enorme Potenzial der KI-basierten Lösungen im Gesundheitswesen unterstreicht. Damit wird voraussichtlich auch die M&A-Aktivität zunehmen, da Unternehmen versuchen, KI-Fähigkeiten zu erwerben, um klinische Ergebnisse zu verbessern und ihre betriebliche Effizienz zu steigern. KI ist besonders attraktiv, weil sie den doppelten Vorteil bietet, Kosten zu senken und gleichzeitig die Qualität der Versorgung zu verbessern. Das macht sie zu einem Top-Thema bei Gesundheitsdienstleistern und Investoren.
Healthcare-IT, Life Sciences und Medizintechnik sind ebenfalls zu beliebten Zielen von PE-Investitionen geworden, da Unternehmen von den Wachstumschancen in diesen Bereichen profitieren wollen. Hier bieten Investitionen nicht nur finanzielle Renditen, sie tragen auch zu Innovationen und besseren Behandlungsergebnissen bei.
IT im Gesundheitswesen hilft, Prozesse zu optimieren und die Patientenversorgung zu verbessern, indem Daten effizienter analysiert und genutzt werden. In den Biowissenschaften liegt der Schwerpunkt zunehmend auf der Präzisionsmedizin. Sie personalisiert die Behandlungen auf der Grundlage der genetischen Veranlagung des einzelnen Patienten und hat das Potenzial, durch gezieltere und wirksamere Therapien nicht nur die Krebsbehandlung zu revolutionieren. Auch die Medizintechnik entwickelt sich rasch weiter, wobei neue Technologien weniger invasive Verfahren und kürzere Genesungszeiten ermöglichen.
3. Herausforderungen und Komplexität: Regulierung und Due Diligence
Die M&A-Landschaft im Gesundheitswesen steckt voller Chancen, sie ist aber auch hart umkämpft. Angesichts der Komplexität der Branche und immer stärkerer Regulierung sind Due Diligence und Post-Merger-Integration von entscheidender Bedeutung, um die gewünschten Erfolge zu erzielen.
Das Gesundheitswesen gehört zu den am stärksten regulierten Branchen, sodass M&A-Transaktionen hier besonders häufig die Aufmerksamkeit der Regulierungsbehörden auf sich ziehen. Regierungen und Aufsichtsbehörden wollen damit verhindern, dass die Transaktionen zu weniger Wettbewerb, höheren Preisen oder Qualitätseinbußen bei der Gesundheitsversorgung führen. In den letzten Jahren nahmen die Kartellbehörden in Europa, den USA und anderen Ländern verstärkt Deals im Gesundheitssektor unter die Lupe, vor allem wenn große Akteure oder marktbeherrschende Technologien beteiligt waren.
Angesichts der Komplexität des Sektors ist die Due Diligence ein wesentlicher Bestandteil jeder M&A-Transaktion. Die Unternehmen müssen eine gründliche Prüfung durchführen und die Dienste von Experten für Unternehmensbewertung in Anspruch nehmen, um Lücken zu schließen und für beide Seiten akzeptable Bedingungen zu erreichen. Eine erfolgreiche M&A-Transaktion erfordert anschließend eine effektive Integration. Die Post-Merger-Integration im Gesundheitswesen ist aufgrund unterschiedlicher IT-Systeme, Unternehmenskulturen und Datenschutz besonders komplex. Mit dem Aufkommen von KI wird das für Unternehmen, die eine Übernahme anstreben, zu einem noch wichtigeren Faktor, der eine gründliche Due Diligence und gezielte Risikovermeidung erfordert.
Entscheidungsträger und Stakeholder im Gesundheitswesen müssen anpassungsfähig bleiben, sich auf Due-Diligence-Prozesse konzentrieren, Chancen erkennen und sich in der komplexen Landschaft regulatorischer und politischer Herausforderungen zurechtfinden. Auf diese Weise können sie Gelegenheiten nutzen, sobald sie sich ergeben, und langfristiges Wachstum und Innovation in ihren Unternehmen und in der Branche fördern.
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