09.05.2024

Pfeifer & Langen übernimmt Rügenwalder Mühle

Die Attraktivität von Fleischalternativen rund um Produkte von Beyond Meat oder in Deutschland der Rügenwalder Mühle nimmt seit Jahren stetig zu. Zuletzt sank der deutsche Fleischkonsum von rund 52,6 Kilogramm Fleisch pro Person und Jahr auf rund 51,6 Kilogramm im Jahr 2023 - der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Das Thema polarisiert auch politisch und machte Fleisch zu einem der wichtigsten Wahlkampfthemen in Bayern.

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Die Attraktivität von Fleischalternativen rund um Produkte von Beyond Meat oder in Deutschland der Rügenwalder Mühle nimmt seit Jahren stetig zu. Zuletzt sank der deutsche Fleischkonsum von rund 52,6 Kilogramm Fleisch pro Person und Jahr auf rund 51,6 Kilogramm im Jahr 2023 - der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Das Thema polarisiert auch politisch und machte Fleisch zu einem der wichtigsten Wahlkampfthemen in Bayern.

Der Markt für Fleischalternativen nimmt nun wieder Fahrt auf. Im März schloss das für seinen Zucker bekannte Unternehmen Pfeifer & Langen die Mehrheitsübernahme der Rügenwalder Mühle ab und markierte damit eine der spannendsten Mittelstandstransaktionen des vergangenen Jahres.

Das Familienunternehmen Rügenwalder Mühle steht seit 1834 für hochwertige Fleischprodukte und ist mit rund 1.030 Mitarbeitern einer der bekanntesten Lebensmittelhersteller in Deutschland. Bereits 2016 hat das Unternehmen erkannt, dass sich die Zukunft des Fleischmarktes in Richtung Fleischalternativen bewegen wird. Inhaber Christian Rauffus gab der F.A.Z. den Ausblick, dass er sich vorstellen könne, bis 2036 nur noch Fleischalternativen zu produzieren. Im Jahr 2020 erwirtschaftet das Unternehmen erstmals mehr Umsatz mit fleischfreien als mit konventionellen Produkten. Derzeit machen Fleischalternativen rund 60% des Umsatzes aus. Damit ist die Rügenwalder Mühle der größte Hersteller in Deutschland. Allerdings scheint das Unternehmen nun an seine Grenzen gestoßen zu sein. Bei einem Umsatz von 277,6 Mio. EUR hat es einen Gewinnrückgang von rund 92% zu verzeichnen. Neben den hohen Kosten für die Umstellung der Produktpalette sind auch die Energiekrise und Probleme in der Lieferkette dafür verantwortlich.

Der Fleischproduzent hatte schon seit längerem nach einem starken Partner gesucht, um die Produktpalette auch außerhalb Deutschlands weiter vermarkten zu können. In diesem Zusammenhang wurde auch die Kölner Zuckerdynastie Pfeifer & Lange angesprochen. Das Unternehmen ist nicht nur für seine Zuckerprodukte deutschlandweit bekannt, sondern auch für seine Chio-Kartoffelchips, funny-frisch und die Veganmarke Endori.

„Bei der Suche nach dem richtigen Partner waren für uns das gemeinsame Verständnis und die Werte in der Produktion von guten Lebensmitteln entscheidend“, sagt Gunnar Rauffus, Vorsitzender des Aufsichtsrates. Diesen Partner hat das Unternehmen in Pfeifer & Langen gefunden. Die gesamte Unternehmensstruktur der Rügenwalder Mühle bleibt unverändert. Ein Personalabbau oder eine Veränderung des Markenauftritts ist nicht geplant. Lediglich die Eigentümerstruktur wird sich zu einer deutlichen Mehrheitsbeteiligung für Pfeifer & Langen ändern. Der Finanzberater Harris Williams hat den Verkäufer in diesem Zusammenhang beraten, während CMS für die rechtlichen Aspekte zuständig war. Ein Kaufpreis wurde nicht bekannt gegeben.

Im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stand aber vor allem die Zustimmung der EU-Kommission. Bereits 2014 wurden die Rügenwalder Mühle und 20 weitere Wurstunternehmen wegen Preisabsprachen zu Geldbußen in dreistelliger Millionenhöhe verurteilt. Am 25. März 2024, nach einer Wartezeit von knapp vier Monaten, wurde die Genehmigung erteilt, die Übernahme ist nach Auffassung der EU-Kommission wettbewerbsrechtlich unbedenklich. Damit steht der Übernahme nichts mehr im Wege.

Ob die Erfolgsgeschichte der Rügenwalder Mühle weitergeht, wird die Zeit zeigen. Christian Rauffus ist diesbezüglich zuversichtlich: „Unser Unternehmen hat sich von einer einstigen regionalen Wurstfabrik zu einem der führenden Unternehmen für pflanzliche Lebensmittel in Deutschland entwickelt. In weniger als zehn Jahren haben wir vegetarische und vegane Fleischalternativen aus der Nische in die Mitte der Gesellschaft geholt“. Jetzt soll die Chance ergriffen werden, die Marke gemeinsam mit dem neuen Partner „vor allem über den deutschen Markt hinaus“ bekannt zu machen und in die Welt hinauszutragen.

EMERGERS: Henrik Kröger

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