Resultate der EMERGERS Recruiting Survey
Investment Banking, Consulting oder Private Equity: Welche Branche zieht derzeit die meisten ambitionierten Nachwuchskräfte an? Ein Jahr nach der Erstausgabe haben wir auch in diesem Jahr die EMERGERS M&A- und Private-Equity-Umfrage 2023 durchgeführt, um die Karriereziele von Studierenden und Berufsanfängern zu erforschen. Im Rahmen dieser Studie wurden neben EMERGERS-Mitgliedern ausgewählte Teilnehmer nach ihren Präferenzen und Erfahrungen befragt.
1. Einleitung
Investment Banking, Consulting oder Private Equity: Welche Branche zieht derzeit die meisten ambitionierten Nachwuchskräfte an? Ein Jahr nach der Erstausgabe haben wir auch in diesem Jahr die EMERGERS M&A- und Private-Equity-Umfrage 2023 durchgeführt, um die Karriereziele von Studierenden und Berufsanfängern zu erforschen. Im Rahmen dieser Studie wurden neben EMERGERS-Mitgliedern ausgewählte Teilnehmer nach ihren Präferenzen und Erfahrungen befragt.
EMERGERS ist aus der Idee heraus entstanden, interessierten Studierenden eine Plattform zu bieten, auf der sie sich über aktuelle Entwicklungen im M&A-Umfeld informieren und untereinander austauschen können. Zusätzlich werden regelmäßig Events mit führenden M&A-Beratern und Private-Equity-Fonds aus der DACH- Region organisiert.
Darüber hinaus werden vereinsintern M&A-Transaktionen analysiert und -Reports erstellt. EMERGERS diskutiert als Kollektiv Fallstudien, um praktische Einblicke in das Tagesgeschäft der Beratung bei Unternehmenstransaktionen zu geben und über branchenrelevante Deals zu informieren.
2. Branchenpräferenzen: Investment Banking, Consulting und Private Equity
Die Branchenpräferenz von Young Professionals ist weiterhin eindeutig: Über 60% der befragten Teilnehmer geben die Private-Equity-Branche als ihre erste Wahl an, gefolgt vom Investment Banking und Consulting. Um dieses Berufsziel zu erreichen, möchte rund ein Viertel der Teilnehmer direkt nach dem Studium bei einem Private-Equity-Fonds arbeiten. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer strebt den Einstieg bei einer Investmentbank oder -boutique an. Das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Unternehmensberatungen lässt sich darauf zurückführen, dass der Großteil der EMERGERS-Mitglieder auf M&A und Private Equity spezialisiert ist, wodurch die Umfrage einem gewissen Bias unterliegt. Knapp 40% der Studierenden möchten in Frankfurt und 35% in London arbeiten, was darauf zurückzuführen ist, dass in diesen Städten besonders viele Investmentbanken und -boutiquen ansässig sind.
3. Anforderungen an Arbeitgeber
Bei der Karriereplanung und der Auswahl des passenden Arbeitgebers spielen zahlreiche Faktoren eine wichtige Rolle. In der diesjährigen Umfrage gaben erstmals mehr Befragte an, dass ihnen eine hohe Vergütung wichtiger ist als die Reputation des Unternehmens. Für mehr als die Hälfte der Teilnehmer ist jedoch das Renommee des Arbeitgebers noch immer sehr bedeutsam. Hingegen bewertet nur rund ein Drittel die Arbeitskultur als maßgeblich, wobei diese weiterhin ausschlaggebend für die hohe Personalfluktuation ist.
Zahlreiche Investmentbanken haben im Anschluss an die Pandemie die Einstiegsgehälter für Universitätsabsolventen signifikant angehoben und scheinen somit das wichtigste Kriterium für angehende Mitarbeiter zu erfüllen. Zwischen Frühjahr 2021 und Sommer 2022 haben alle namhaften Investmentbanken und -boutiquen mindestens einmal, manche gar zweimal, die Gehälter für Analysten angehoben. Durch die Gehaltserhöhungen, die in der Regel in den USA festgelegt werden, verdienen Analysten im ersten Berufsjahr bei Investmentbanken wie Goldman Sachs oder JP Morgan 110.000 US-Dollar Grundgehalt. Auch in Frankfurt können Berufsanfänger im Investment Banking bereits mehr als 100.000 EUR pro Jahr (inkl. Boni) verdienen.
Erstmals haben wir in diesem Jahr deshalb die Gehaltsforderungen von Berufseinsteigern im Investment Banking, Consulting und Private Equity erfragt. Gut vier Fünftel der Befragten erwarten eine Gesamtvergütung von mehr als 80.000 EUR im ersten Berufsjahr. Zudem besteht Konsens darüber, dass eine angemessene Praktikumsvergütung zwischen 2.500 und 3.000 EUR pro Monat liegen sollte (63% der Befragten).
Die hohen Gehaltsforderungen werden mit einer hohen Arbeitsbereitschaft gerechtfertigt, da knapp die Hälfte der befragten Young Professionals mittelfristig bereit ist, mehr als 70 Stunden pro Woche zu arbeiten. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert erst bei knapp einem Drittel. Jeweils rund ein Viertel der Befragten gibt eine Arbeitsbereitschaft von 50 bis 60 beziehungsweise 60 bis 70 Stunden.
4. Exits: Young Professionals verfolgen eine sehr vorausschauende Karriereplanung
Young Professionals setzen weiterhin auf eine vorausschauende Karriereplanung, da 63% der Befragten bereits an einen späteren Exit denken. Die Beschäftigung bei einem Private-Equity- oder Growth-Equity-Fonds wird als deutlich attraktiver angesehen als die Arbeit in einem Venture-Capital-Fonds oder die Gründung eines eigenen Start-ups. Mid-Cap-Fonds erfreuen sich noch größerer Beliebtheit als Large-Cap-Fonds, während nur 3% der Young Professionals Small-Cap-Fonds als attraktiv empfinden. Rund 45% der Befragten betrachten eine Verringerung der Arbeitsbelastung als Maßnahme, um einen frühen Exit zu verhindern. Für mehr als ein Viertel der Teilnehmer ist eine höhere Vergütung ein Grund, nicht auf die Buy-Side zu wechseln. Zusätzlich halten 21% der Young Professionals die Möglichkeit eines Educational Leave, um einen Doktor- oder MBA-Abschluss zu absolvieren, für attraktiv.
5. Bewerbungen & Karriere-Events
Aufgrund verschiedener makroökonomischer Herausforderungen und deutlich geringerer M&A-Transaktionsvolumina stellen Banken, Beratungsunternehmen und Private-Equity-Fonds derzeit deutlich selektiver ein als noch vor einem Jahr. Darüber hinaus hat die größte Entlassungswelle seit der Finanzkrise 2008/09 sowohl Junior- als auch Senior-Mitarbeiter getroffen. Bereits im Dezember kündigte Goldman Sachs die Entlassung von 3.200 Mitarbeitern an, während Morgan Stanley 1.800 Mitarbeiter entlassen hat.1 Die erschwerten Bedingungen für potenzielle Kandidaten zeigen sich auch im Bewerbungsverhalten. Pro Bewerbungsphase versenden knapp 50% der Young Professionals drei bis zehn Bewerbungen. Der Anteil der Befragten, die sogar zehn bis 20 Bewerbungen pro Bewerbungszyklus versenden, ist in diesem Jahr um ein Zehntel auf mittlerweile 35% gestiegen. Knapp 10% der Bewerber versenden sogar mehr als 20 Bewerbungen pro Zyklus. Auch die Erfolgsquote von Bewerbungen (Anzahl der Intervieweinladungen pro Bewerbung) hat sich in diesem Jahr verschlechtert. Mittlerweile erhält ein Drittel der Befragten, fast doppelt so viele wie im vergangenen Jahr, lediglich bei maximal jedem vierten Unternehmen, bei dem sie sich bewerben, eine Intervieweinladung. Der Anteil der Kandidaten, die bei mehr als jedem zweiten Unternehmen, bei dem sie sich bewerben, eine Intervieweinladung erhalten, ist um 4% auf nun 35% gesunken.
Die Präferenz für physische Karriereveranstaltungen im Vergleich zu Online-Events hat dieses Jahr erneut zugenommen. 85% der befragten Studierenden bevorzugen physische Recruiting-Events (Vgl. Vorjahr: 76%). Auch die Ziele der Studierenden bei der Teilnahme an Karriereveranstaltungen haben sich leicht verschoben. 62% möchten netzwerken, 36% der befragten Young Professionals möchten sich einen Praktikumsplatz oder eine Einstiegsposition sichern, während nur 3% ihr Fachwissen erweitern möchten.
6. Fazit & strategischer Ausblick
Der M&A- und Private-Equity-Markt haben sich seit der letztjährigen Umfrage grundlegend verändert. Deutlich geringere Dealvolumen sorgen für ein restriktiveres Recruitingverhalten innerhalb der Branche. Die Konkurrenz um die beliebten Einstiegspositionen bei Investmentbanken und Private-Equity-Fonds hat abermals zugenommen. Insbesondere die Private-Equity-Branche ist bei Young Professionals besonders beliebt, und zwei Drittel der befragten Teilnehmer streben eine Tätigkeit als Investment Professional an. Ausschlaggebend für die Attraktivität des Arbeitgebers sind primär die Reputation innerhalb der Branche und die Vergütung.
Auch wir von EMERGERS ziehen wichtige Erkenntnisse aus dieser Umfrage. Während wir weiterhin eine Plattform für digitale Karriere-Events bieten, möchten wir zukünftig vermehrt auch physische Recruitingveranstaltungen organisieren. Zusätzlich werden wir unser Partnernetzwerk kontinuierlich erweitern, um Karriere-Events mit führenden Unternehmen zu organisieren und unseren Mitgliedern vielfältige Karriereoptionen zu eröffnen.
1 Quelle: https://www.ft.com/content/4beafb70-ec1a-41d3-b18e-33a85bf2a062