09.09.2025 | Nadine Bourgeois

Vom Investor zum Partner – Private Capital im Infrastruktursektor

Infrastrukturprojekte entwickeln sich zu einem attraktiven Ziel für Private-Equity-Investoren (PEs). Dabei sind vor allem Ladeinfrastruktur und E-Mobility, Nachhaltigkeitsprojekte, Dateninfrastruktur sowie Datencenter und Energieversorgung beziehungsweise -speicherung besonders beliebte Investitionsobjekte.

Standpunkt

Infrastrukturprojekte entwickeln sich zu einem attraktiven Ziel für Private-Equity-Investoren (PEs). Dabei sind vor allem Ladeinfrastruktur und E-Mobility, Nachhaltigkeitsprojekte, Dateninfrastruktur sowie Datencenter und Energieversorgung beziehungsweise -speicherung besonders beliebte Investitionsobjekte. Doch wie wird der PE zum echten Partner?

Wertschöpfung

PEs bringen in der Regel weit mehr als nur finanzielle Ressourcen mit. Sie bieten Fachwissen, Erfahrung und strategische Sichtweisen. Es wird Kapital mit Infrastrukturexpertise kombiniert. Finanzielle Ressourcen und strategische Investitionsansätze treffen auf umfassendes operatives Wissen und branchenspezifische Expertise. Dies ermöglicht eine effiziente Durchführung, Verwaltung und Optimierung des Betriebs von Infrastrukturprojekten. Finanzielle und operationale Risiken werden gleichmäßiger verteilt und optimalerweise reduziert. Die Stabilität des Projekts wird erhöht und Probleme können schneller angegangen werden.

Netzwerke

Der Zugang zu verschiedenen Netzwerken kann entscheidend sein. Beide Seiten haben unterschiedlichen Zugang zu relevanten Stakeholdern; Zugang zu lokalen Behörden und Zulieferern kann mit dem Zugang zu Fremdkapital und nationalen und internationalen Akteuren kombiniert werden. Genehmigungsprozesse werden beschleunigt und mehr Unterstützung in der Öffentlichkeit gewonnen.

Vom Geldgeber zum Partner

Der Übergang von einem reinen Geldgeber zu einem echten Partner erfordert eine enge Zusammenarbeit, den Aufbau von Vertrauen und, ganz entscheidend, eine langfristige Perspektive. Schlüssel dafür ist eine transparente, offene und ehrliche Kommunikation. PEs erwarten Informationen und eine regelmäßige Berichterstattung, andere Beteiligte klare Ziele und Vorgaben. Daraus sollte eine gemeinsame Vision entwickelt werden.

PEs sollten sich aktiv im Projekt engagieren, sei es durch die Besetzung von Aufsichtsratspositionen oder Bereitstellung von Expertenwissen. Dieses Engagement fördert die Integration des Investors in das Projektteam und stärkt die Partnerschaft.

Ein echtes Partnerschaftsmodell beinhaltet auch ein gemeinsames Verständnis und Management von Risiken. PEs sollten aktiv in die Risikobewertung eingebunden werden, um ihre Expertise in der Identifikation und Minderung potenzieller Probleme zu nutzen.

Fallstricke

Unterschiedliche Zielsetzungen und ein kürzerer Investitionshorizont oder die Exit-Strategie: Ein PE kann andere Erwartungen haben, die bei einem langfristigen Infrastrukturprojekt zu Zielkonflikten führen. PEs haben hohe Renditeerwartungen innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens, während das Management des Infrastrukturprojekts möglicherweise auf langfristige Stabilität und nachhaltige Entwicklung fokussiert ist. Ein Investitionszeitraum von häufig drei bis sieben Jahren bis zum Exit sind keine Seltenheit für PEs. Dabei sollten kurzfristige Lösungen nicht über langfristige Strategie und Planung gestellt werden, sonst können das Wachstum und die Stabilität des Projekts gefährden werden.

Kostendruck und kulturelle Unterschiede entscheiden oft über Erfolg und Misserfolg. PEs können Druck auf das Management ausüben, um Kosten zu reduzieren. Dies resultiert unter Umständen in Einsparungen bei wichtigen Betriebskosten, Wartung oder Investitionen in Innovation, die langfristig negative Auswirkungen haben. Aber auch kulturelle Unterschiede und Hintergründe können zu Spannungen führen.

Fazit

Eine enge Zusammenarbeit, offene Kommunikation und die gemeinsame Vision helfen, den Übergang vom Geldgeber zum echten Partner zu vollziehen. Ein durchdachtes Partnerschaftsmodell kann wesentliche Risiken minimieren und den Erfolg eines Projektes fördern.

Autor
Nadine Bourgeois

Nadine Bourgeois ist Partnerin bei der internationalen Kanzlei Addleshaw Goddard in Deutschland. Sie berät Banken, alternative Kreditgeber, Finanzsponsoren und Unternehmen bei Akquisitions-, Immobilien- und Unternehmensfinanzierungen. Darüber hinaus verfügt Nadine Bourgeois über umfangreiche Expertise im Bereich der finanziellen Restrukturierung sowie der rechtlichen Beratung im Zusammenhang mit ausgewählten Kapitalmarktprodukten.

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