02.09.2025 | Daniel Gärtner

Wie Operator-led Buy-out-Modelle helfen, die Nachfolgekrise im Mittelstand zu entschärfen

Die Nachfolgefrage ist zur zentralen Herausforderung des deutschen Mittelstands geworden. Bis 2027 suchen über 230.000 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eine tragfähige Übergabelösung

Mehr als ein Verkauf

Die Nachfolgefrage ist zur zentralen Herausforderung des deutschen Mittelstands geworden. Bis 2027 suchen über 230.000 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eine tragfähige Übergabelösung. Die klassischen Wege – familiäre Weitergabe oder der Verkauf an reine Finanzinvestoren – reichen immer seltener aus, um Stabilität, Innovationskraft und regionale Verwurzelung zu sichern. Entscheidend ist daher die Frage: Wie lassen sich Betriebe, ihre Mitarbeitenden und ihr Know-how nachhaltig erhalten?

Familieninterne Nachfolger sind rar, strategische Käufer oft nicht kompatibel, und klassische Investoren scheuen die bei Nachfolgelösungen inhärente Managementlücke. Die Folge: Es droht der Verlust hochqualifizierter Arbeitsplätze, regionaler Identität und jahrzehntelang aufgebauten Vertrauens.

Operator-led Buy-outs: Unternehmerische Verantwortung statt anonymer Kapitalgeber

Vor diesem Hintergrund gewinnen Operator-led Buy-out-Modelle (OLBO) – international auch als ETA (Entrepreneurship Through Acquisition) bekannt – an Bedeutung. Sie sind kein Kompromiss, sondern eine eigenständige unternehmerische Perspektive.

Im Operator-led Buy-out identifiziert eine erfahrene Führungspersönlichkeit – meist im mittleren Karrierealter – eigenständig Unternehmen mit Nachfolgebedarf, führt die Verhandlungen mit Unterstützung erfahrener Experten und übernimmt gemeinsam mit Investoren nicht nur die Anteile, sondern auch die operative Führung als CEO. Der Operator bringt frische Perspektiven, strategisches Know-how und Branchenexpertise ein und führt bewährte Strukturen in eine neue Zukunft. Mitarbeitende, Kunden und Partner begegnen nicht einem anonymen Finanzinvestor, sondern einer greifbaren, ansprechbaren Unternehmerpersönlichkeit, die langfristig Verantwortung übernimmt.

Dabei gilt stets: Der scheidende Unternehmer übergibt sein Lebenswerk. Für eine erfolgreiche Nachfolge müssen sich Verkäufer und Operator auf fachlicher wie persönlicher Ebene finden – Vertrauen ist die entscheidende Währung.

Professionalisierung durch systemische Programme

Programme wie das Operator-led Buy-out-Modell von Novastone Capital Advisors (NCA) institutionalisieren diesen Ansatz – nicht als Marketinglabel, sondern als strukturelle Brancheninnovation. Sie identifizieren geeignete Mid-Career-Talente mit unternehmerischem Potenzial und Gestaltungswillen, begleiten sie während Suche und Akquisition, strukturieren Finanzierung und Governance und stellen sicher, dass robuste, faire Lösungen für alle Beteiligten entstehen. Solche Programme sind keine Einzelfälle, sondern Bausteine eines systemischen Unternehmertums in einer zunehmend komplexen Wirtschaft.

Ein Modell mit gesellschaftlichem Mehrwert

Die Stärke von Operator-led Buy-outs liegt nicht nur in der Transaktion, sondern im Erhalt essenzieller gesellschaftlicher Werte. Jeder gelungene Nachfolgeprozess sichert:

  • Fachkräfte, Ausbildung und Wissen

  • Vertrauen in regionale Partnerschaften

  • Technologische Weiterentwicklung mit Maß und Verantwortung

  • Die Fortsetzung einer Unternehmenskultur, die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt

In einer alternden Gesellschaft mit stagnierender Gründungsquote ist die Übernahme eines etablierten, funktionierenden Unternehmens oft wirkungsvoller als eine Neugründung. Sie ersetzt nicht den Gründergeist – sie transformiert ihn. Unternehmertum bedeutet in diesem Kontext, Bestehendes zu bewahren und Zukunft gestaltend weiterzuentwickeln – nicht durch disruptive Zerstörung, sondern durch evolutionäre Erneuerung.

Mehr als ein wirtschaftliches Instrument

Gerade in strukturschwächeren Regionen sichern mittelständische Betriebe soziale Stabilität. Sie prägen die lokale Identität, fördern das Gemeinschaftsleben und bilden das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. Der Verlust solcher Betriebe zieht nicht nur ökonomische Kosten nach sich, er hinterlässt auch ein mentales Vakuum: Wo zuvor Verlässlichkeit herrschte, bleibt Unsicherheit; wo Ausbildung gewährleistet war, entstehen Lücken.

Strukturierte Nachfolgelösungen sind deshalb mehr als unternehmerische Modelle. Sie setzen voraus, dass Gesellschaft, Politik und Wirtschaft Unternehmertum nicht als Privatsache begreifen, sondern als integralen Bestandteil unserer Innovationskraft.

Was es jetzt braucht

Deutschland steht vor großen Herausforderungen, während alternative Modelle zum Erhalt der Mittelstandsstruktur erst an Fahrt aufnehmen. In den USA, Kanada, Spanien, Frankreich oder Großbritannien sind Operator-led Buy- outs und Search-Fund-Strukturen längst etabliert – als Teil eines Ökosystems aus Talentförderung, Finanzinstrumenten und Nachfolgeplattformen. Hierzulande wächst das Interesse: Erste Förderprogramme entstehen, Investoren erkennen den Mehrwert, spezialisierte Plattformen handeln. Doch für echten Fortschritt braucht es mehr:

  • Förderbanken, die skalierbare Nachfolgemodelle gezielt unterstützen

  • Politische Maßnahmen, die Unternehmensübernahmen steuerlich und regulatorisch
    attraktiver machen

  • Gesellschaftliche Sichtbarkeit und Anerkennung, um Unternehmertum wieder greifbarer und attraktiver zu gestalten

Verantwortung braucht Unternehmergeist – und Programme, die ihn tragen

Die Transformation des Mittelstands verlangt mehr als bloße strukturelle Neuerungen: Sie verlangt eine be-wusste, zukunftsgerichtete Haltung zum Unternehmertum selbst. Gerade in Zeiten globaler Unsicherheiten, spürbarem demografischem Wandel und rasanter technologischer Veränderung wird unternehmerisches Denken zur unverzichtbaren Ressource jeder zu-kunftsfähigen Gesellschaft. Es bedeutet nicht nur Offenheit für Risiken und Innovationen, sondern auch das verantwortungsvolle Bewahren und Weitergeben von gewachsenem Know-how, gelebten Werten und regionalen Arbeitsplätzen.

Hier zeigen insbesondere Operator-led Buy-out- und ETA-Programme ihre ganze Stärke: Sie professionalisieren den Nachfolgeprozess, indem sie gezielt Kompetenzen bündeln, Talente mit Eigentümern verbinden und lösungsorientierte Wege für die Unternehmensübergabe öffnen. Diese Programme vermitteln nicht nur Wissen und Zugang zu Finanzierung, sondern bieten auch praxisnahe Begleitung, ermöglichen Vernetzung mit Branchenexperten und fördern den Aufbau nachhaltiger Führungspersönlichkeiten. Durch solche Instrumente wird Unternehmertum nicht nur erhalten, sondern aktiv erneuert – als Teil eines stabilen, dennoch veränderungsfähigen Ökosystems.

So werden Operator-led Buy-outs und vergleichbare Initiativen zu essenziellen Bausteinen für die Fähigkeit des KMU-Sektors, Wandel zu meistern und zugleich Traditionslinien fortzuschreiben. Sie bieten eine Brücke zwischen generationsübergreifender Erfahrung und unternehmerischem Fortschrittsgeist – zwischen Verlässlichkeit und Innovationskraft, zwischen regionaler Verwurzelung und globaler Anpassungsfähigkeit.

Fazit: Die Zukunft beginnt mit der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen

Die Nachfolgekrise im KMU-Segment ist längst keine Randnotiz mehr, sondern eine der zentralen Gestaltungsaufgaben für unsere Wirtschaft und Gesellschaft. Bleiben systemische Lösungen aus, drohen nicht nur wirtschaftliche Einbußen, sondern auch ein schleichender Verlust an Erfahrung, Fachwissen und Beharrungsvermögen – Werte, die über Jahrzehnte das Fundament unseres Mittelstands gebildet haben.

Operator-led Buy-out-Modelle sind daher mehr als ein kurzfristiges Instrument: Sie sind ein kraftvoller, nachhaltiger Impuls, das Wesen von Unternehmertum neu zu definieren. Sie schaffen Substanz und Stabilität, ermöglichen Wandel, und bieten Perspektiven – genau das, was der Mittelstand braucht, um seine Rolle als Motor für Innovation und Beschäftigung zu bewahren.

Denn Nachfolge darf nicht als Schlusspunkt verstanden werden, sondern als Aufbruch in eine neue Zeit. Es ist eine Einladung an die nächste Generation, Verantwortung verbindlich zu übernehmen und das Unternehmertum in Deutschland aktiv weiterzuentwickeln.

Autor
Daniel Gärtner

Daniel Gärtner ist Managing Partner bei Novastone Capital Advisors, einem in der Schweiz ansässigen, global
agierenden Unternehmen, das durch sein Operator-Led Search Fund-Programm nachhaltige Nachfolgelösungen für KMU sicherstellt. Er verfügt über umfassende Erfahrung in den Bereichen M&A, Entrepreneurship through Acquisition sowie in
der Begleitung von Unternehmensnachfolgen im internationalen Mittelstand.

Profil
Das könnte Sie auch interessieren