Die Engpässe in den globalen Lieferketten sind nicht erst seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs zu einem ernsthaften Problem für den Wirtschaftskreislauf geworden. Schon zuvor hatten sich die Lieferengpässe und der Teilemangel im Zuge des Brexits und Chinas rigider Null-Covid-Strategie angedeutet. Durch die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine nach dem russischen Einmarsch hat sich die ohnehin komplizierte Situation in den zurückliegenden Monaten weiter zugespitzt.
Und Aussicht auf schnelle Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die weiteren Perspektiven sind aus Sicht von zahlreichen internationalen Marktexperten düster, die weltweiten Lieferkettenengpässe dürften noch lange anhalten.
Internationale Studie untermauert ernüchternde Erkenntnis
Diese ernüchternde Erkenntnis untermauert auch eine internationale Studie der in München ansässigen Managementberatung Atreus, bei der exakt 600 globale Spitzenführungskräfte nach ihren Einschätzungen zu Lieferengpässen und Teilemangel befragt worden waren. Das zentrale Ergebnis: Der Lieferkettenengpass und Teilemangel sind ein ernsthafter Anlass zur Sorge und stellen ganze Industriezweige in den jeweiligen Ländern vor große Herausforderungen.
Und die Probleme sind sektorübergreifend frappierend. Befragt wurden Top-Manager aus dem Bank- und Finanzwesen, der Chemie-, Bau- und Pharmabranche, dem Automotive-Segment und aus den Bereichen Konsumgüter, Handel, Elektronik, Energie, Gesundheit, IT und Immobilien. Aber auch Vertreter aus der Stahl- und Metallindustrie, Telekommunikation, dem Dienstleistungssektor, Transport, Tourismus sowie Versorger und Private-Equity-Häuser zählten zu den Teilnehmern der Studie.
Neben Konzernlenkern, Managern und Eigentümern von Unternehmen wurden auch zahlreiche weitere Führungskräfte befragt. So etwa auch Aufsichtsratsmitglieder, Finanzchefs, Teamleiter, Interimsmanager, Büroleiter, Projektmanager und Regionalmanager.
Die meisten davon kamen aus Deutschland und weiteren europäischen Staaten, darunter Italien, Norwegen, Belgien, Frankreich, Spanien, Niederlande, Österreich und Schweiz. Aber auch Führungskräfte aus Süd- und Mittelamerika (Brasilien, Kolumbien, Mexiko), Nahost (Vereinigte Arabische Emirate), Asien (China, Japan, Hongkong) und Nordamerika (USA) wurden um ihre Einschätzung gebeten.
Automotive-Branche und Energiesektor besonders hart getroffen
Fakt ist: Die anhaltenden Engpässe in den Lieferketten wirken sich zunehmend negativ auf die weltweite Industrie aus. Insbesondere der ohnehin schon kriselnde Automotive-Sektor, die von der derzeitigen Wirtschaftskrise besonders hart getroffene Energiebranche und auch die Stahl- und Metallhersteller bekommen die akuten Nachschubprobleme zu spüren. Ihr hemmender Einfluss auf die Entwicklung von weltweit operierenden Unternehmen ist längst nicht mehr wegzudiskutieren.
Doch welche Lösungsansätze kann es geben? Neben der dringend notwendigen Erhöhung des Innovationslevels und der signifikanten Vergrößerung der Zahl der Zulieferer vor Ort sind die Unternehmen dringend gefordert, Produktionsstätten zurück ins eigene Land zu verlagern, um unabhängiger von den Lieferkettenengpässen werden zu können. Außerdem müssen technische Entwicklungen vorangetrieben werden.