07.11.2022 | Stefan Eishold

Management Buy Out oder -Buy In als Königsweg der Nachfolgelösung

Die Übernahme eines Unternehmens durch das eigene oder durch ein fremdes Management stellt eine sinnvolle Form der Nachfolgeregelung dar. Der Management Buy Out hat dabei besondere Vorteile: Zwischen Verkäufer und Käufer besteht ein Vertrauensverhältnis und das vorhandene Management kennt sich mit dem Unternehmen bereits aus. Diese Faktoren können die Verkaufsverhandlungen deutlich erleichtern.

Strategien & Visionen

Viele Unternehmer, die sich aus dem Geschäft zurückziehen möchten, finden heute keinen geeigneten Nachfolger mehr in der eigenen Familie. In diesen Fällen kann ein Management Buy Out (MBO) eine sinnvolle Alternative sein, um das Fortbestehen des Unternehmens zu sichern. Bei dieser Form der Nachfolgeregelung übernimmt das bisherige Management das Unternehmen oder beteiligt sich daran. Der Vorteil dieser Lösung liegt darin, dass die Führungskräfte, die seit vielen Jahren im Unternehmen arbeiten, mit den Strukturen und Abläufen sowie der Unternehmenskultur vertraut sind. Sie kennen das Marktumfeld und die eigenen Produkte bestens und sie genießen das Vertrauen der Angestellten. Dies sorgt für Kontinuität in der Mitarbeiter- und Geschäftsführung und ist ein wichtiger Grund, weshalb es Firmeneigentümern oft leichter fällt das Unternehmen dem eigenen Management zu überlassen, anstatt ihr Lebenswerk an einen fremden Dritten zu verkaufen. Da zwischen Eigentümer und Nachfolgern beim MBO bereits ein Vertrauensverhältnis besteht, gestalten sich die Bewertungs- und Verkaufsverhandlungen in der Regel auch wesentlich leichter.

Auf die Finanzierung kommt es an

Auch aus Sicht eines externen Investors ist ein Management Buy Out die ideale Nachfolgelösung. Der Erfolg eines Familienunternehmens hängt sehr häufig eng mit der Persönlichkeit des Eigentümers zusammen. Wenn der Eigentümer in den Ruhestand gehen möchte ohne dabei sein Unternehmen zu liquidieren, muss ein passender Nachfolger gefunden werden, der diese Lücke ausfüllen kann. Wenn das vorhandene Management daran interessiert ist das Unternehmen zu übernehmen, ist dies für einen externen Beteiligungspartner immer ein gutes Zeichen. Denn es gibt ihm die Sicherheit, dass die Geschäftsführung Vertrauen in die Zukunft und ein starkes Eigeninteresse an einer erfolgreichen Weiterentwicklung des Unternehmens hat.

Bei einem Management Buy Out stammt meistens nur ein Bruchteil des erforderlichen Kapitals aus dem Privatvermögen der bisherigen Firmenleitung. Der größere Teil wird durch das Beteiligungskapital des Investors sowie durch Kredite bereitgestellt. Hier hat der Investor die besseren Karten wenn es in die Verhandlungen mit den Banken geht. Denn er besitzt das Know How und die Kontakte die nötig sind, um die bestmöglichen Konditionen für die Finanzierung auszuhandeln. Dies gilt insbesondere bei einem Leveraged Management Buy Out bei dem der Kauf auch über Fremdkapital finanziert wird.

Investor als strategischer Berater

Sobald die Finanzierung steht, gründen der Investor und das Management zusammen eine Erwerbergesellschaft und statten diese mit Kapital aus. Wenn sich ein Investor über einen MBO an einem Unternehmen beteiligt, verbessert dies die Eigenkapitalausstattung und damit die Kreditwürdigkeit des Unternehmens. Klar ist dabei auch, dass jeder Investor mit seiner Beteiligung nicht nur eine Rendite anstrebt sondern auch ein aktives Mitspracherecht fordert, um auf strategische Entscheidungen Einfluss nehmen zu können. Investoren greifen dennoch nicht direkt in das operative Geschäft ein, sondern unterstützen die Geschäftsführung vielmehr mit Ihrer eigenen Erfahrung dabei ein zukunftsfähiges Konzept für die Firma zu entwickeln und in der Praxis umzusetzen. An die Manager, die jetzt die Geschicke des Unternehmens lenken, werden also hohe Anforderungen gestellt: Als neue Eigentümer müssen sie das Zeug zum Unternehmer haben. Denn anders als in der Vergangenheit sind sie jetzt direkt als Geschäftsführende Gesellschafter verantwortlich für den Erfolg.

Frischer Wind durch externe Manager

Eine andere Form der Nachfolgeregelung ist das Management Buy In (MBI). Hier übernimmt ein externes Führungsteam das Unternehmen vom Eigentümer. Auch dabei spielt ein Investor oft eine entscheidende Rolle, indem er etwa für den Firmenverkäufer auf dem freien Markt nach geeigneten Managern Ausschau hält oder die Finanzierung organisiert. Eine Finanzierungsoption ist dabei das Verkäuferdarlehen, das der Verkäufer den Käufern für einen Teil des Kaufpreises gewährt und das dann anschließend aus dem Cash-Flow des Unternehmens zurückgezahlt wird.

Wenn unternehmensfremde Manager mit frischen Blick von außen eine Firma übernehmen, kann dies dem Geschäft neue Impulse geben und dafür sorgen, dass bislang verschenktes Potential genutzt wird. Anders als beim MBO muss das neue Management beim MBI allerdings erst das Unternehmen, seine Produkte und Märkte kennenlernen. Eine gewisse Übergangszeit ist beim MBI also unvermeidlich. Auch die Due Diligence, also die eingehende Prüfung des Unternehmens durch den Käufer dauert beim MBI länger als beim MBO, da sich das betriebsfremde Management erst eingehend mit dem Unternehmen beschäftigen muss.

Fazit

Die Übernahme eines Unternehmens durch das eigene oder durch ein fremdes Management stellt eine sinnvolle Form der Nachfolgeregelung dar. Der Management Buy Out hat dabei besondere Vorteile: Zwischen Verkäufer und Käufer besteht ein Vertrauensverhältnis und das vorhandene Management kennt sich mit dem Unternehmen bereits aus. Diese Faktoren können die Verkaufsverhandlungen deutlich erleichtern. Bei einem Management Buy In dauert die Transaktion in der Regel länger, denn das neue Management muss sich erst einmal näher mit dem Unternehmen und dessen Branche auseinandersetzen. Dafür kann der Wechsel auf eine betriebsfremde Geschäftsführung neue Perspektiven für das Unternehmen eröffnen. In beiden Fällen spielt die Finanzierung eine Schlüsselrolle. Hier ist die Beteiligung eines Investors oftmals der entscheidende Faktor, sowohl für den erfolgreichen Abschluss einer Transaktion als auch die langfristige Entwicklungsperspektive des Unternehmens.

Stefan Eishold
Autor
Stefan Eishold

Stefan Eishold ist seit 2005 CEO der ARCUS Capital AG. Von 2009 bis 2013 war er CEO der wige MEDIA AG, einem börsennotierten Medienunternehmen. Zwischen 2000 und 2007 war er CEO und später Präsident des Aufsichtsrats der MME Moviement AG. Davor arbeitete er als Geschäftsführer der Metropolitan Zug, Assistent des CEO der Metro AG und Geschäftsführer einer Horten-Filiale. Zudem war er in der Unternehmensentwicklung der Metallgesellschaft AG und als Berater bei L.E.K. Consulting tätig.

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