Pfadbruch - M&A als Wege aus der Verriegelung?
Das besondere Merkmal pfadabhängiger Entwicklungen, wie sie im letzten Stichwort beschrieben wurden, liegt darin, dass positive Rückkopplungen ein Abweichen von bewährten Handlungsmustern in Unternehmen nahezu unmöglich machen. Der Aufbau Erfolg versprechender Kernkompetenzen geht beispielsweise mit finanziellen Investitionen in Technologien oder dem Aufbau spezieller Routinen und Praktiken einher. Diese lassen sich bei einem Wandel von Umweltbedingungen nicht einfach über Bord werfen. Eine strategische Verriegelung kann durch ein aktives Monitoring der Treiber aktueller Erfolgspfade vermieden werden. Dabei gilt es, alternative Handlungsmuster diskursiv immer wieder ins Spiel zu bringen oder auch budgetär vorzuhalten und Pfade regelmäßig zu modifizieren. Ist eine Verriegelung jedoch eingetreten, ist häufig ein externer Schock oder Hilfe von außen nötig, um etablierte Pfade zu brechen. Der letzte Ausweg, um wieder Handlungsfähigkeit herzustellen, kann manchmal nur ein Insolvenzverfahren sein. M&As gelten als der vielversprechendere Weg. Das US-amerikanische Forscherteam Samina Karim und Will Mitchell hat in einer Langzeitstudie im Gesundheitssektor herausgefunden, dass dort Akquisitionen das zentrale Mittel der radikalen Neuausrichtung von Ressourcen und Geschäftsmodellen waren. Gleichzeitig sind Pfadabhängigkeiten jedoch ein nicht zu vernachlässigender Störfaktor für den langfristigen Erfolg von M&A. Vorhandene Pfade lösen sich nicht einfach auf, bloß weil sie mit anderen Pfaden zusammentreffen. Auch hier ist ein bewusstes Pfadmonitoring sowie ein dezidiertes Change-Management nötig – gerade dann, wenn der M&A-Prozess bestehende Pfade brechen soll.