M&A REVIEW: Frau Karatas, Sie sind heute als Head of Strategic Business Development bei Skaylink tätig, einem Portfolio-Unternehmen von Waterland. Könnten Sie bitte unseren Lesern kurz erläutern, was Skaylink eigentlich macht und wofür das Unternehmen steht?
Elvan Karatas: Skaylink ist die Antwort auf die bisher eher schleppende Digitalisierung in deutschen Unternehmen. Wir digitalisieren unsere Kunden – und das wirklich hands-on, angefangen bei der Einführung und dem Betrieb der Produktivitätssuite Microsoft 365, unter der Anwendungen wie Word, Outlook oder Teams zusammengefasst werden, was gerade im letzten Jahr natürlich extrem nachgefragt wurde, bis hin zum Aufbau eigener digitaler Plattformen mit Kundeninteraktion. Spannendes Beispiel dafür ist die Plattform myKWS für den Saatgutspezialisten KWS Saat. Das ist eine Art digitaler Almanach für die Landwirtschaft, der durch datengestützte Analysen von der Aussaat bis hin zur Ernte unterstützt, wodurch KWS einen ersten kleinen Schritt in Richtung eines Amazons für Saatgut gemacht hat. Das Besondere an Skaylink ist, dass wir mit dem PE-Backing durch Waterland im Rahmen unserer gemeinsamen Buy & Build-Strategie für Skaylink einen Managed Service Provider (MSP) aufbauen können, der die notwendige Kompetenz und Größe in sich vereint, um ein Unternehmen in allen Aspekten digital voranbringen zu können.
M&A REVIEW: Sie sagen also, dass ein MSP eine gewisse Größe benötigt, um den Gesamtbedarf eines Kunden glaubwürdig abdecken und um große Projekte realisieren zu können. Wer sind die klassischen Kunden von Skaylink und was sagen diese zu ihrer Strategie? Haben Sie Ihrer Meinung nach bereits die notwendige kritische Größe erreicht?
Elvan Karatas: Unsere mittlerweile rund 800 Kunden, bestehend aus Mittelständlern und Großkonzernen, reagieren sehr positiv darauf und das gilt sowohl für Bestandskunden als auch für Neukunden. Das ist aber auch nicht verwunderlich: Bestandskunden bekommen das gewohnte Leistungs- und Serviceniveau wie zuvor, allerdings wissen sie jetzt eben auch, dass wir ihren Digitalisierungspfad gemeinsam weiter beschreiten können, was gut ankommt. Kunden wollen nämlich – wenn sie zufrieden sind – meist nicht den MSP wechseln, sind dazu jedoch manchmal gezwungen, wenn der MSP am Ende seines Lateins angekommen ist. Wir sind sehr stolz, sagen zu können, dass wir dem Kunden meist zwei Schritte voraus sind und antizipieren, was als Nächstes bei ihm ansteht. Bei den Neukunden ist es ähnlich: Schon jetzt gibt es eine Reihe von Beispielen, die uns erst als Skaylink wahrgenommen haben und uns zu Ausschreibungen aktiv einladen, zu denen wir als Einzelunternehmen nicht eingeladen worden wären.
M&A REVIEW: Dies bedeutet, dass Buy & Build für Sie weiterhin ein wichtiges Thema ist. Können Sie uns erläutern, wie Ihr Blick auf den MSP-Markt ist, sowohl Verkäufer- wie auch Käuferseite? Welche Rolle hat hier die Pandemie gespielt?
Elvan Karatas: Es gibt da eine Reihe an Kriterien, die für uns relevant sind. Das wichtigste ist sicher erstens ein geteilter technologischer Fokus auf die Cloud und zweitens allgemein auf zukunftsorientierte Technologien. Während der Pandemie stieg bei allen, die diesen beiden Grundsätzen folgen, die Nachfrage stark. Das heißt die Verkäuferseite weiß natürlich um die Attraktivität des Marktes. Daher reicht es für Käufer bei weitem nicht, nur anhand des Kaufpreises zu argumentieren. Ganz im Gegenteil, viel wichtiger ist es, durch die Vision zu überzeugen und Synergien für Bestandskunden und potenzielle Neukunden hervorzuheben. Auch wir sehen natürlich die große Dynamik des Marktes, glauben aber hier ein recht differenziertes Bild und eine Vision zu haben, durch die wir entsprechende Verkäuferparteien überzeugen können.
M&A REVIEW: Sie konnten selbst bereits mit dem AWS-Spezialisten Root360 und dem litauischen Managed-Cloud-Provider BTT Cloud zwei weitere Unternehmen in Skaylink integrieren. Wie sind nun Ihre eigenen Erfahrungen mit Buy & Build? Wie erfolgt Targetsuche/-ansprache? Und was bedeutet „der strategic fit“ für Skaylink?
Elvan Karatas: Dadurch dass wir und die Zielunternehmen uns alle in einem ähnlichen Marktumfeld bewegen, existiert durchaus ein gemeinsames Verständnis für den großen Wachstumsbedarf und vor allem die evolutionäre Idee hinter Skaylink. Für den strategischen Fit muss es neben dem bereits erwähnten geteilten technologischen Fokus menschlich passen: Unternehmer, deren Unternehmen nur dem Personal Branding und der Finanzierung eines gewissen Lifestyles dienen, passen nicht zu uns als Menschen, und auch nicht zu unserer Vision von Skaylink heute beziehungsweise in drei Jahren.
M&A REVIEW: Wie gehen Sie das Thema Integration an?
Elvan Karatas: Bei der Integration sind wir zielstrebig, aber vorsichtig. Was heißt das? Wir wollen ein Unternehmen sein und werden. Das haben wir mit den ersten vier Unternehmen sehr gut hinbekommen, und auch mit den nächsten zwei Unternehmen, werden wir das schaffen. Dabei besteht kein Zeitdruck. Wir brechen da auch nichts übers Knie. Und: Jede Integration muss individuell ablaufen.
M&A REVIEW: Und wie wird das Management des zu integrierenden Unternehmens motiviert, um an Bord zu bleiben? Wird es überhaupt motiviert?
Elvan Karatas: Die bisherigen Eigentümer sind weiterhin an Bord der Skaylink und haben neue operative Rollen angenommen. Die Motivation ist ungebrochen hoch. Wir glauben aber auch, dass es fair und legitim ist, dass diese operativen Rollen über die Zeit eher einen beratenden Charakter annehmen.
M&A REVIEW: Wie ist die Zusammenarbeit mit Waterland und zwischen den Portfoliounternehmen?
Elvan Karatas: Waterland ist im europäischen IT-Sektor auch über seine Portfoliounternehmen hinaus außerordentlich gut verdrahtet und hat uns sehr früh proaktiv mit einem weitläufigen Netzwerk unterstützt. Dadurch gestaltete sich die Zusammenarbeit von Anfang an extrem konstruktiv. Kapital und Branchen-Know-how ist das eine; Waterland hat jedoch auch sofort unsere Vision verstanden und unterstützt uns seit Tag eins auf Augenhöhe und mit Hands-on-Mentalität bei deren Verwirklichung. Kurze Wege, rasche Beantwortung von Fragen, unkomplizierte Hilfe in herausfordernden Situationen haben die Partnerschaft geprägt. Dieses beiderseitige Verständnis ist für Skaylink als Technologieunternehmen besonders wichtig.
M&A REVIEW: Wird die Vernetzung der Portfoliounternehmen gewünscht? Und wenn ja, wie wird diese gefördert?
Elvan Karatas: Auch mit den anderen Portfoliofirmen können wir jederzeit sprechen, dasselbe gilt umgekehrt genauso. Um diesen Dialog aktiv zu fördern, veranstaltet Waterland sogar regelmäßig Austauschformate mit allen Unternehmen aus seinem Portfolio.
M&A REVIEW: Sie haben sich in Ihrer Karriere sehr zügig die unterschiedlichen Perspektiven in sehr renommierten Häusern aneignen dürfen. Zunächst Universität, Abschluss in lediglich vier Semestern, dann Strategieberater, Private Equity und nun das zweite Portfoliounternehmen eines PE. Alle Stationen waren im Kontext M&A: Was hat Sie angetrieben, nach teilweise doch sehr kurzer Zeit wieder zu wechseln?
Elvan Karatas: Was mich antreibt ist, an Themen zu arbeiten, an denen ich wachse und die mir Freude bereiten. Genau das bietet mir das Private-Equity-Umfeld und insbesondere M&A, da ich nahe an den operativen Themen im Unternehmen bin und Verantwortung übernehme. Diese beiden Aspekte haben mich bei meinem bisherigen Lebensweg immer motiviert. Deshalb kann ich die Private-Equity-Welt jedem und jeder empfehlen, der oder die Leistungsbereitschaft zeigen möchte und dafür auch gerne früh Verantwortung übernimmt.
M&A REVIEW: Frau Karatas, vielen Dank für die spannenden Einblicke und das interessante Gespräch.
