Zeit resilienter Strategen

Waren die vergangenen Jahre vor allem von der Covid-19-Pandemie und gestörten globalen Lieferketten geprägt, stellte im Jahr 2022 der aufflammende Ukraine-Krieg die Weltwirtschaft vor zusätzliche Herausforderungen. Auch der Standort Deutschland ist hiervon wesentlich betroffen. Stark gestiegene Energiekosten setzten zahlreiche Industrien, wie beispielsweise die Chemiebranche, aber auch die deutschen Kernindustrien Maschinen- und Anlagenbau sowie die Automobilindustrie, unter Druck. Hohe Energiekosten waren zudem ein wesentlicher Treiber der Inflationsrate, die auf ein zweistelliges Rekordniveau anstieg und die EZB zur stufenweisen Erhöhung des Leitzinses bewegte. Das hierdurch gestiegene Zinsniveau brachte den Large-Cap-M&A-Markt nahezu zum Erliegen; die Mid- und Small-Cap-Segmente zeigten sich bisher resilienter. Auslaufende staatliche Unter-stützungsmaßnahmen, sinkende Auftragseingänge, anhaltend hohe Energiekosten sowie Rohmaterialpreise werden die oben genannten Branchen weiter belasten. Konzerne und große Mittelständler werden sich zunehmend auf ihre Kernbereiche fokussieren. Die Trennung von Randbereichen wird so zu einer Zunahme von Carve-outs führen.

Kurzfristig ist außerdem mit einer Zunahme von Distressed-M&A Fällen, vor allem im Maschinen- und Anlagen-bau und der Automobilzuliefererindustrie, zu rechnen. Umgekehrt eröffnet sich für krisenresiliente Strategen die Möglichkeit, vom sinkenden Bewertungsniveau zu profitieren und strategische Zukäufe zu tätigen. Finanzinvestoren verfügen unverändert über ausreichend Liquidität und werden vor allem für den Mid- und Small-Cap-M&A-Markt weiter an Bedeutung gewinnen, vor allem durch Add-on-Akquisitionen zu bestehenden Platt-form-Investments. Mittelfristig werden ungelöste Nachfolgeregelungen sowie eine zunehmende Bedeutung von ESG-Kriterien den M&A-Markt weiter prägen.