14.12.2023

Akquisition der Synlab AG durch Cinven

Nach dem starken Interesse an der Gesundheitsbranche im Jahr 2020 und dem damit verbundenen Anstieg des Bewertungsniveaus sanken die Unternehmensbewertungen zuletzt wieder ab. Vor allem durch die hohe Attraktivität des Marktes und eine stetige Nachfrage für Dienstleistungen aus der Gesundheitsbranche erhöhte sich seit einigen Jahren bei Private-Equity-Investoren die Nachfrage nach Assets aus der Branche.

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Nach dem starken Interesse an der Gesundheitsbranche im Jahr 2020 und dem damit verbundenen Anstieg des Bewertungsniveaus sanken die Unternehmensbewertungen zuletzt wieder ab. Vor allem durch die hohe Attraktivität des Marktes und eine stetige Nachfrage für Dienstleistungen aus der Gesundheitsbranche erhöhte sich seit einigen Jahren bei Private-Equity-Investoren die Nachfrage nach Assets aus der Branche. Nachdem Private-Equity-Buy-outs im Gesundheitsbereich im Jahr 2021 ein Rekordniveau erreichten, steht dabei besonders der Markt für Healthcare Support Services im Vordergrund. Hier ging die Bewertung zuletzt gemessen an einem EV/EBITDA Multiplikator von 12,7x auf 11,6x zurück, sprich um rund 8% im Vergleich zum Vorjahr. Es ist daher kein Wunder, dass das US-Private-Equity-Haus Cinven im März 2023 den Plan verkündete, die Labortechnikkette Synlab AG in einem Public Buy-out von der Börse nehmen zu wollen.

Die Auswahl von Cinven, Synlab akquirieren zu wollen, überraschte aber die wenigsten. Die Synlab-Gruppe bietet Labordienstleistungen für Kunden in der Humanmedizin sowie in der Tiermedizin an, welche unter anderem Kliniken, Universitäten, Hausärzte und Tierkliniken in Anspruch nehmen. Mit über 28.000 Mitarbeitern und mehr als 400 Laboren weltweit zählt Synlab zu den größten Labordienstleistern nicht nur in Europa, sondern auch global. Bekanntheit erlangte das Unternehmen besonders während der Corona-Pandemie, in welcher Synlab maßgeblich für die PCR-Test-Infrastruktur unter anderem in Deutschland verantwortlich war. Auch große Institutionen wie beispielsweise die UEFA beauftragten Synlab, Spieler und Schiedsrichter zu testen, da das Unternehmen als einziges in Europa in mehr als 30 Ländern einen solchen Großauftrag logistisch erfüllen konnte.

Mit einer solchen Marktposition ist es nicht verwunderlich, dass große Private-Equity-Häuser und Strategen schon lange zur Geschichte des Großunternehmens gehören. Im Jahr 2015 akquirierte Cinven die in Deutschland ansässige Synlab sowie den französischen Labordienstleister Labco. Dieser war seit 2004 im Besitz des Private-Equity-Investors BC Partners und wuchs in den neun Jahren unter BC Partners von rund sieben Laboren zu einem der führenden Labordienstleister in Europa. Beide Unternehmen führte Cinven dann im Jahr 2015 unter dem Namen Synlab AG in einer Fusion zusammen. Nachdem im Jahr 2020 vor allem Labortests in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit rückten und die Umsatzerlöse sich einem Rekordhoch näherten, entschied das Private-Equity-Haus, ein IPO der Laborketten-Gruppe durchzuführen. Mit dem ersten Handelstag am 30. April 2021 sammelte das Unternehmen rund 772 Mio. EUR ein, welche zum Tilgen der hohen Schulden genutzt wurden.

Nach der Abnahme der Corona-Tests durch deren immer geringer werdende Bedeutung nach Einführung der Covid-19 Impfstoffe verlor die Aktie der Synlab AG mehr als 60% ihres ursprünglichen Wertes. Dies geschah vor allem auf Kosten der Rendite Cinvens, die bis zuletzt nicht alle ihre Aktienpakete an der Börse platzieren konnten. Folglich entschied sich das Private-Equity-Haus zu einem Strategiewechsel. So kündigte Cinven noch im März 2023, knapp zwei Jahre nach dem Börsengang, an, die Synlab AG für rund 10 EUR pro Aktie akquirieren zu wollen, was einem Premium von rund 42% zum Zeitpunkt der Bekanntgabe entsprach. Vor allem die Großaktionäre der Synlab AG, Novo Holdings und der kanadische Pensionsfonds, begrüßten das Angebot und gaben in diesem Kontext ihre Anteile des Unternehmens ab. So konnte der Investor seinen Unternehmensanteil von 43% auf mehr als 80% im Oktober 2023 erhöhen. Es wird eine Komplettübernahme anvisiert.

In der Geschichte der Synlab-Gruppe gelang es Cinven, durch eine aggressive Akquisitions- und Konsolidierungspolitik die Umsatzerlöse seit dem Zukauf im Jahr 2015 um rund ca. 350% zu steigern. Wachstum durch Konsolidierung scheint auch die Strategie für die Zukunft zu sein. So sicherte Cinven dem Vorstand Synlabs in einer Investorenvereinbarung zu, die langfristige Strategie der Schuldensenkung und des Zukaufs zu unterstützen.

Autoren: Tomasz Baumel und Henrik Kröger

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