10.07.2025

Digitalisierung und M&A-Strategien: Die Übernahme von io durch OpenAI im Fokus

OpenAI kündigte am 21. Mai 2025 die Übernahme des Hardware-Start-ups io Products an.

Emergers

OpenAI kündigte am 21. Mai 2025 die Übernahme des Hardware-Start-ups io Products an. Das Unternehmen, das vom ehemaligen Apple-Chefdesigner Jony Ive gegründet wurde, geht für einen Kaufpreis von 6,5 Mrd. USD an OpenAI. Künftig werden Jony Ive und sein Team eine zentrale Rolle in der Gestaltung neuer Hardware übernehmen. Mit diesem Schritt sichert sich OpenAI die bestmögliche Designexpertise und schafft eine eigene Einheit für die Entwicklung von KI-Geräten. Zunehmend werden Unternehmen durch strategische Übernahmen versuchen, technologische Schlüsselkompetenzen zu sichern und neue digitale Plattformen zu schaffen. Klassische Tech-Giganten wie Apple, Alphabet oder Meta geraten unter Druck, sich an KI-basierte Interfaces anzupassen, denn der kommende Wandel von Touchscreens hin zu KI-gesteuerten Geräten zwingt etablierte Player zu schneller Innovation und strategischen Übernahmen. Unternehmen, die nicht früh genug bei diesem Rennen an den Start gehen, könnten einen Nokia-Moment erleben.

io Products wurde 2023 durch Jony Ive, Scott Cannon, Evans Hankey und Tang Tan gegründet und soll im Zuge eines All-stock-Deals durch OpenAI übernommen werden. Das KI-Unternehmen hatte bereits letztes Jahr eine 23%-Beteiligung erworben. Die restlichen Aktien sollen nun für 5 Mrd. USD übernommen werden, wodurch sich ein Gesamtwert von 6,5 Mrd. USD ergibt. OpenAIs überraschender Vorstoß in das Hardware-Geschäft ist ein hervorragendes Beispiel der vertikalen Integration. Die Firma will nicht mehr nur Software anbieten, sondern auch die Hardware-Plattform kontrollieren, auf der Nutzer in der Zukunft mit der KI interagieren werden. OpenAI möchte sich mit diesem Projekt aus der Abhängigkeit von fremden Betriebssystemen wie iOS oder Android lösen und das Interface zwischen Mensch und KI selbst gestalten. OpenAI und io Products streben offenbar ein neuartiges Gerät an, das als direkter KI-Begleiter im Alltag fungieren soll und langfristig das Smartphone ablösen könnte.

Eine zentrale Herausforderung für OpenAI wird darin bestehen, die erforderlichen Kompetenzen in der Hardware-Entwicklung aufzubauen. Die Übernahme von io Products kann daher als Personalmaßnahme gesehen werden, um genau diese fehlende Expertise ins Unternehmen zu holen. Durch die Übernahme wechseln rund 55 Ingenieure und Experten für Hardware, Software und Produktion von io Products zu OpenAI. Es ist häufig zu beobachten, dass bei M&A-Deals in der Tech-Branche die Gewinnung von gutem Personal mit Know-how im Vordergrund steht. Durch die enge Integration des io-Teams erhofft sich OpenAI, die Herausforderung der Hardware-Software-Integration zu meistern und schneller eine marktreife Produktinnovation zu erreichen, als es durch den Aufbau eines eigenen Hardware-Teams möglich gewesen wäre.

Anhand dieses Deals wird ersichtlich, wie technologische Lücken gezielt durch Akquisitionen geschlossen und neue Innovationspotenziale erschlossen werden können. Für den M&A-Markt bedeutet das eine anhaltend hohe Dynamik, insbesondere im Bereich Humankapital und plattformorientierter Geschäftsmodelle.

EMERGERS-Autor: David von Helmolt

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