17.06.2025 | Kathrin Succow, Martin Vierkötter

Erfolgreich stiften – Mit Fundraising für Stiftungen

Der Wunsch, unternehmerischen Erfolg mit gesellschaftlichem Engagement zu verbinden, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer denken darüber nach, ihr Vermögen für das Gemeinwohl einzusetzen – sei es durch Spenden, Zustiftungen oder die Gründung einer eigenen Stiftung.

Der Wunsch, unternehmerischen Erfolg mit gesellschaftlichem Engagement zu verbinden, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer denken darüber nach, ihr Vermögen für das Gemeinwohl einzusetzen – sei es durch Spenden, Zustiftungen oder die Gründung einer eigenen Stiftung. Die Idee, ein Lebenswerk dauerhaft weiterwirken zu lassen, steht dabei häufig im Zentrum des Interesses.

Gleichzeitig stellt die Gründung und langfristige Etablierung einer Stiftung hohe Anforderungen: Die Wahl der passenden Rechtsform, die professionelle Verwaltung des Stiftungskapitals und eine wirkungsorientierte Umsetzung des Stiftungszwecks sind komplexe Herausforderungen. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei der gezielte Aufbau von Ressourcen durch Fundraising.

Die Leiterin der Fachgruppe „Stiftungsfundraising“ des Deutschen Fundraising Verbands (DFRV) und langjährige Stiftungsexpertin, Kathrin Succow, und Martin Vierkötter, Vorstandsmitglied des DFRV und Ge-schäftsführer der Fundraising-Agentur GRÜN alpha, bringen mit ihrer Expertise Licht ins Dickicht des Stiftungsdschungels.

Gewusst wie

Kathrin Succow kennt Stiftungen aus praktisch allen Perspektiven – als Stifterin, Stiftungsberaterin, Antragstellerin und Bewilligungsempfängerin – und weiß, dass unsere Gesellschaft in Zukunft noch mehr auf das zivilgesellschaftliche Engagement von Stiftungen angewiesen sein wird: „Der Staat zieht sich zunehmend zurück, und schon heute wären viele soziale, kulturelle und bildungspolitische Initiativen in Deutschland ohne dieses Engagement undenkbar.“ So ist es für sie eine Selbstverständlichkeit, anderen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wenn es um erfolgreiches Stiften geht.

Zum kleinen Einmaleins der Stiftungsgründung zählt die Verhältnismäßigkeit zwischen Mittelausstattung und Zweckerfüllung, zwischen Stiftungskapital und den daraus erwirtschafteten Erträgen, mit denen der Satzungszweck erfüllt werden soll. Bei großen Vermögen und Hochzinsphasen kein Problem. Aber es geht auch anders: „Wir haben die Stiftung meines Vaters mit 50.000 Euro, dem Preisgeld des Right Livelihood Awards, dem Alternativen Nobelpreis, den mein Vater 1997 in Stockholm erhielt, gegründet. Dass dieser Kapitalstock nicht reicht, um die Welt zu retten, war uns natürlich von Anfang an klar. Ebenso klar war uns aber auch, dass wir von Beginn an um Unterstützung werben müssen und wollen – strategisch, professionell und langfristig“, berichtet Kathrin Succow von der Gründung der gemeinnützigen Michael Succow Stiftung für Naturschutz aus dem Jahr 1999.

„Mit Fundraising von der ersten Stunde an haben wir inzwischen Rücklagen in Höhe von 3,2 Mio. Euro aufgebaut. Das Spendenvolumen im Jahr 2024 lag bei gut 1,5 Mio. Euro. Die Investition meines Vaters hat sich damit dank Fundraising um ein Vielfaches erhöht, ebenso wie die Wirkung seines Engagements. Eine solche Erfolgsgeschichte war und ist nur mit einem hoch motivierten und gut ausgebildeten Team von inzwischen 35 Mitarbeitenden möglich.“

Kein Markt ohne Wettbewerb

Fundraising von Anfang in die Planung einer Stiftung einzubeziehen, empfiehlt auch Martin Vierkötter. Aus dem Agenturalltag kennt er den deutschen Spendenmarkt und die Stifterlandschaft bestens: „In Deutschland gibt es mehr als 26.000 Stiftungen, rund 15.000 davon sammeln Spenden. Hinzu kommen gut 600.000 Vereine, die ebenfalls mehr oder weniger Fundraising betreiben. Damit gibt es sowohl einen beachtlichen Stiftungs- als auch einen Spendenmarkt und natürlich: Wettbewerb. Wer auf professionelles Fundraising verzichtet, hat es nicht nur schwer, seine Ziele zu erreichen, sondern verpasst vor allem die Chance, sein eigenes Engagement durch Multiplikatoren und Stakeholder zu vergrößern.

„Die Stiftungslandschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend gewandelt“, weiß auch Kathrin Succow: „Eine eigene Stiftung ins Leben zu rufen oder in die nächste Generation zu führen, gehörte über Jahrhunderte zum guten Ton; gelebtes Mäzenatentum, Privileg der Gutbetuchten. Weitere finanzielle Mittel einzuwerben, war unter Stiftungen lange Zeit verpönt. Aber tatsächlich über viele Jahre auch nicht nötig“, erklärt Kathrin Succow.

Die Haltung zum Stiften und zu Fundraising hat sich jedoch gewandelt. „Wer heute beispielsweise aus seinem Familienunternehmen heraus eine Stiftung gründen möchte, sollte dies nicht, wie früher üblich, im stillen Kämmerlein im Alleingang entscheiden und umsetzen. Die jüngere Generation erhebt vermehrt einen Anspruch darauf, gefragt und eingebunden zu werden“, begründet Kathrin Succow.

„Wir durchleben gerade eine Transformationszeit auf praktisch allen Ebenen des Lebens: Gesellschaft, Politik und Weltwirtschaft. Da gilt es umso mehr, Zusammenhalt zu leben – auch und gerade im Familienunternehmen als Säule der Gesellschaft. Wer sein Engagement erfolgreich gestalten will und über eine Stiftung nachdenkt, sollte den Inner Circle, also die Familie, Berechtigte, Betroffene, einbeziehen. Das verlangsamt zwar zunächst den Prozess der Stiftungsgründung, ist aber auf lange Sicht eine lohnenswerte Investition und die Voraussetzung für ein Engagement, das von allen mitgetragen wird. Unternehmen und Stiftungen haben eines gemeinsam: unternehmerisches Handeln“, so die Stiftungs-
expertin.

Eine Stiftung ist kein Beiboot des Unternehmens!

Martin Vierkötter hat auf seiner gut zwei Jahrzehnte dauernden Reise durch die Stiftungslandschaft immer wieder feststellen müssen, wie erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer ihr wirtschaftliches Handeln und Denken über Bord werfen, wenn es um die eigene Stiftung geht: „Oftmals werden Stiftungen wie ein Beiboot des Unternehmens betrachtet. Sie schwimmen so nebenher, den Rechenschaftsbericht übernimmt die Unternehmensverwaltung und ansonsten passiert nicht so viel. Dabei kann und sollte eine Stiftung mit der gleichen unternehmerischen Expertise geführt werden wie jeder andere Betrieb auch. Kein Unternehmen würde auf Kommunikation und damit auf Marketing verzichten! Und Fundraising ist genau das: Kommunikation auf höchstem Niveau mit dem Ziel, für die gute Sache und das gemeinsame Engagement zu werben.“

„Professionelles Fundraising ist kein Betteln, sondern eine von Werten getragene Optimierung des Engagements für gesellschaftlich relevante Zwecke: eine klassische Win-Win-Situation“, bringt es Kathrin Succow auf den Punkt.

Stiftungen haben auf dem Spendenmarkt sogar einen ganz entscheidenden Vorteil gegenüber anderen spendensammelnden Akteuren, weiß Kathrin Succow: „Wo andere mühsam nach Geschichten und Kommunikationsanlässen suchen, sind diese in Stiftungen zur Genüge vorhanden: Die Stifterpersönlichkeit, die Unternehmensgeschichte sowie Jubiläen müssen nur aufgegriffen werden.“

Stiftungen stärken nicht nur das Unternehmen, sondern spiegeln auch dessen Werte und fördern so ein positives Image. Aber auch nach innen gibt es eine positive Wirkung: „Wenn Mitarbeitende des Unternehmens in die Aktivitäten der Stiftung einbezogen werden, stärkt es das Gemeinschaftsgefühl“, betont Kathrin Succow.

Guter Rat ist nicht teuer

Verhältnismäßigkeit, Professionalität und Commitment sind die wesentlichen Eckpfeiler langfristig erfolgreicher Stiftungsarbeit. Dabei ist guter Rat alles andere als teuer: Immer mehr Stiftungen werden Mitglied im Deutschen Fundraising Verband – sie schätzen die fundierte Fundraising-Unterstützung, das Netzwerk und den aktiven Know-how-Transfer. „Zudem macht das gemeinsame Engagement für das Gemeinwohl einfach Freude“, lädt Kathrin Succow alle Interessierten ein, denn „jeden letzten Freitag im Quartal tauschen wir uns um zwölf Uhr online aus, um aus der Praxis für die Praxis zu lernen.“

„Des Weiteren bietet der DFRV ein umfassendes Bildungsangebot rund ums Spendensammeln, auch speziell für Stiftungen. Sich auf ausreichende Zinsen zu verlassen, ist nicht mehr zeitgemäß. Wir unterstützen Stiftungen dabei, fit für die Zukunft zu werden. Vor allem aber sind wir ein kompetenter Ansprechpartner, wenn es darum geht, die passende Form des Engagements für das eigene Herzensthema zu finden“, ergänzt Martin Vierkötter.

Über die DFRV-Fachgruppe Stiftungsfundraising

Die Fachgruppe Stiftungsfundraising wurde im November 2016 gegründet und widmet sich drei Kernzielen: Qualifikation und Weiterbildung, Lobby-Arbeit in Politik und Öffentlichkeit und Netzwerkarbeit in der Fachwelt.

www.dfrv.de/arbeitsgruppen/fachgruppen/stiftung

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