Geschäftspotenziale der M&A-Integration maximal ausschöpfen – mithilfe von KI
Fusionen und Übernahmen sind nur der Anfang – die wahre Herausforderung beginnt bei der Integration. Wie KI-gestützte Tools Prozesse optimieren, Synergien aufdecken und den Erfolg von M&A-Deals langfristig sichern können.
1. Einleitung
In der heutigen, durch laufende Veränderung und Weiterentwicklung geprägten Geschäftswelt bilden Fusionen und Übernahmen (M&A) ein entscheidendes strategisches Instrumentarium für Unternehmen, die durch Expansion oder Diversifikation eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit anstreben. Die eigentliche Herausforderung beginnt jedoch oft erst nach Unterzeichnung des Vertrags: die Realisierung des vollen Transaktionswerts im Rahmen der Integration oder Separation. Methoden und Prozesse spielen hierbei schon lange eine wesentliche Rolle. Eine neue Welle KI-gestützter Software und Tools könnte nun die Art und Weise, wie Unternehmen diese erfolgskritische Phase bewältigen, revolutionieren.
Bislang konzentrieren sich die Diskussionen über KI-Einsätze bei Fusionen und Übernahmen größtenteils auf Aktivitäten vor der Unterzeichnung – beispielsweise auf Due Diligence, Vertragsprüfung und Screening virtueller Datenräume (VDRs). M&A-Experten haben erkannt, dass KI-Anwendungen zur Automatisierung und Rationalisierung erheblich zur Beschleunigung dieser Aufgaben beitragen können. Verschiedene Software-Anbieter positionieren sich bereits aktiv in diesem Bereich.
Hingegen ist das Potenzial künstlicher Intelligenz bei der Post-Merger-Integration bislang relativ unerforscht. Dabei beschränken sich die transformativen Effekte der KI nicht allein auf die vorvertraglichen Aktivitäten, im Gegenteil: Auch die Integrations- und Separationsphase – seit jeher eines der komplexesten und ressourcenintensivsten Teile des M&A-Prozesses – ist nun reif für eine KI-gestützte Optimierung.
Mehr noch: Für Unternehmen, die immer stärker datengesteuert sind, entscheidet die Fähigkeit zur KI-Nutzung in der Post-Merger-Phase zunehmend über Erfolg und Misserfolg von M&A. KI-Tools können zu einer reibungsloseren Integration beitragen, indem sie tiefere Einblicke in operative Synergien gewähren, Arbeitsabläufe optimieren und die Verfolgung von Integrationsfortschritten in Echtzeit ermöglichen. KI-basierte Systeme können ferner prädiktive Analysen bereitstellen, die es ermöglichen, potenzielle Risiken zu identifizieren, Handlungsempfehlungen für Kurskorrekturen abzuleiten sowie sicherzustellen, dass sowohl der materielle als auch der immaterielle Wert des Geschäfts effizient erfasst wird. Dabei wird die Unterstützung und Befähigung der Mitarbeiter durch ihre sehr viel stärkere Einbindung in die Integrationsplanung und -umsetzung (verglichen mit frühen Phasen wie der Due Diligence) zum entscheidenden Erfolgsfaktor.
Durch Fokussierung auf die unmittelbar vor der Unterzeichnung generierten Gewinne sowie auf die Integrationsphase nach dem Abschluss können Unternehmen bislang ungenutzte Werte freisetzen. Infolge der zentralen Rolle, welche die KI einnimmt, wird die Integration in Zukunft wesentlich nahtloser, strategischer und wertorientierter vonstattengehen können, als dies bislang der Fall war.
2. Herausforderungen: Wert schaffen durch Integration
Die Generierung von Wertschöpfung in der Integrationsphase ist einer der kritischsten und gleichzeitig herausforderndsten Aspekte einer M&A-Transaktion. Während Unternehmen vor der Unterzeichnung ihr Augenmerk auf die Identifizierung von Synergien legen, stellt deren Realisierung nach Abschluss der Transaktion eine oft unerwartet große Hürde dar. Die Praxis zeigt, dass eine detaillierte Planung und Umsetzung der richtigen Prozesse von Beginn an nicht in ausreichendem Maße erfolgt. Integrationspläne werden entweder nur grob entwickelt oder die Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die Komplexität mehrerer parallel verlaufender Aktivitäten in verschiedenen Funktionsbereichen mit den vorhandenen Ressourcen zu bewältigen.
Das birgt erhebliche Risiken. Unternehmen, denen es nicht gelingt, operative oder finanzielle Synergien erfolgreich zu heben, gefährden den Gesamterfolg der Transaktion. Ineffizienzen, verpasste Chancen und verfehlte Synergieziele sind nur einige der negativen Konsequenzen. Oftmals fokussieren sich Unternehmen zu stark auf den unmittelbaren finanziellen Nutzen der Übernahme, während der langfristige Integrationsplan in den Hintergrund rückt. Dies kann den Gesamtwert der Übernahme unterminieren.
Ein wiederkehrendes Problem ist die Unterschätzung der Relevanz von IT- und Betriebssystemintegration. Diese rückt häufig erst nachträglich in den Fokus, obgleich sie ein zentraler Faktor für die operative Stabilität fusionierter Organisationen und damit für den Integrationserfolg insgesamt ist. Gerade im Finanzsektor, wo die digitale Transformation eine Schlüsselrolle spielt, kann die Integration der IT-Systeme darüber entscheiden, ob das Geschäft reibungslos weiterläuft oder ob es zu Unterbrechungen kommt. McKinsey-Studien belegen, dass Unternehmen, deren Post-Merger-Integration nur schleppend vorangeht, einen Rückgang des Umsatzwachstums um bis zu sieben Prozentpunkte im Vergleich zu ihren Mitbewerbern verzeichnen. Dies hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Kundenbeziehungen, sondern wirkt auch demotivierend auf die Mitarbeitenden.
Kulturelle Integrationsprobleme, unzureichende Kommunikationskanäle oder mangelnde Abstimmung zwischen den Funktionsbereichen der fusionierenden Unternehmen können die operativen Herausforderungen zusätzlich verstärken. Die möglichen Folgen sind Budgetüberschreitungen, Verzögerungen und dauerhafte organisatorische Instabilität. Nicht nur im Bankensektor, auch in weniger technologiegetriebenen Sektoren wie der Produktion oder dem Handel ist die operative Ausrichtung einer Integration nicht zu unterschätzen. Nur wer von Beginn an sowohl die technischen als auch die kulturellen Aspekte in den Blick nimmt, kann die Chancen auf vollständige Ausschöpfung vorhandener Synergien wirklich nutzen und so den langfristigen Wert der Transaktion sichern.
3. Lösungsansätze: Kombination von Prozessen, Methoden und KI-Tools
Um die Herausforderungen der Post-M&A-Integration erfolgreich zu meistern und den vollen Wert einer Transaktion zu realisieren, braucht es eine Verknüpfung von etablierten Prozessen und Methoden mit modernen, KI-gestützten Tools.
Nicht die künstliche Intelligenz allein löst das Integrationsproblem, sondern die Einbettung dieser Technologie in einen klar definierten, strukturierten Prozess. Tools wie McKinseys myIMO beispielsweise entfalten ihre volle Wirkung erst in Kombination mit detaillierten Plänen zur Verfolgung, Verwaltung und Erfassung von Synergien. Vor allem vier Praktiken haben sich bei solchen KI-gestützten Integrationsprozessen bewährt:
Abb. 1 • Rollen in Integrationsprozessen und Möglichkeiten von GenAI, diese zu unterstützen
Quelle: McKinsey & Company
3.1 Frühzeitige Integrationsplanung
Bereits vor dem Abschluss einer Transaktion sollte mit der Integrationsplanung begonnen werden. Dabei sind klare Ziele zu setzen, potenzielle Herausforderungen zu identifizieren und ein detaillierter Fahrplan für die Nutzung von Synergien zu erstellen. Die Anwendung generativer KI, kurz Gen AI, kann in diesem Kontext wertvolle Vorhersagen liefern. Denn mit ihrer Hilfe lassen sich potenzielle Risiken oder Synergiemöglichkeiten auf Basis historischen Daten aufdecken. Diese Erkenntnisse können dann in umfassende Integrationspläne einfließen, die alle Funktionsbereiche und strategischen Ziele umfassen. Durch die Einbindung von Wissensdatenbanken, Mustervorlagen und Best Practices in KI-Anwendungen erhalten die beteiligten Mitarbeiter zudem raschen Zugang zu fachlichem Know-how und bewährten Vorgehensweisen – von der einfachen Checkliste bis zur umfangreichen Unterstützung, beispielsweise bei der Integration von HR-Systemen zur Lohnabrechnung. Post-Merger-Prozesse wie diese können durch den Einsatz von Gen AI bereits bei der Planung berücksichtigt werden.
3.2 Nutzung von KI zur Synergieverfolgung
KI-Tools wie myIMO nutzen fortschrittliche Analysemethoden, um Synergien in Echtzeit zu verfolgen und so Unternehmen dabei zu unterstützen, den Integrationsfortschritt kontinuierlich zu überwachen. Diese Tools sind in der Lage, mehrere Prozessströme gleichzeitig zu verfolgen und potenzielle Probleme frühzeitig zu identifizieren, um mögliche Eskalationen zu verhindern. Auch helfen sie, verborgene Risiken in komplexen Datensätzen aufzudecken und umgehend Korrekturmaßnahmen vorzuschlagen. Die effiziente Überwachung von Indikatoren (z.B. Finanzkennzahlen), IT-Systemintegrationen oder Personaleinsätzen stellt sicher, dass alle Elemente der Fusion nahtlos ineinandergreifen. Als besonders hilfreich erweisen sich außerdem KI-unterstützte „Coaches“, die auf M&A-Playbooks basieren und kontextspezifische Hilfestellungen in Echtzeit bieten, um Entscheidungsprozesse zu optimieren.
3.3 Automatisierung von repetitiven Aufgaben
Ein weiteres Einsatzgebiet, in dem KI-Anwendungen wie myIMO ihre besonderen Stärken entfalten können, ist die Automatisierung repetitiver und ressourcenintensiver Aufgaben. Dazu zählen unter anderem die Überwachung von Meilensteinen, die Einhaltung rechtlicher und finanzieller Verpflichtungen oder der Vergleich von internen Richtlinien der fusionierenden Unternehmen. Der KI-Einsatz trägt hier wesentlich dazu bei, Zeitaufwände zu reduzieren und das Risiko menschlicher Fehler zu minimieren. Gleichzeitig führt die Automatisierung von Prozessen wie etwa Datenmigration, Finanzkonsolidierung oder Compliance-Tracking zu einer signifikanten Steigerung der Effizienz. M&A-Teams gewinnen dadurch wertvolle Zeit für die Realisierung von Synergien oder kulturelle Integration, wodurch sich wiederum die strategischen Handlungsmöglichkeiten für das Unternehmen erweitern.
3.4 Stärkung der internen Fähigkeiten
Nicht zuletzt können KI-Tools auf firmeneigene Daten aus früheren Transaktionen zurückgreifen, um bislang ungenutzte Synergiepotenziale aufzudecken. Durch die Analyse historischer Transaktionsergebnisse können sie aufzeigen, wo frühere Integrationen erfolgreich waren oder scheiterten, und Empfehlungen für derzeitige oder zukünftige Transaktionen abgeben. Die damit ermöglichte laufende Verfeinerung des internen M&A-Playbooks beschleunigt nicht nur die aktuellen Integrationsprozesse, sondern stärkt auch die M&A-Kompetenzen des Unternehmens auf lange Sicht. Jeder neue Geschäftsabschluss profitiert von den Erkenntnissen vorheriger Transaktionen, was zu einer kontinuierlichen Optimierung der Integrationsstrategien führt. Dieser Wissenszugang ist dabei nicht nur für das zentrale M&A-Team relevant, sondern kann insbesondere auch cross-funktionale Teams bei der Erstellung von Kommunikations- und Organisationplänen unterstützen oder ihnen helfen, TSA (Transitional Services Agreements) zu erarbeiten und nachzuverfolgen.
4. Die Bedeutung von KI für die langfristige Wertschöpfung
Die langfristige Wertschöpfung eines Unternehmens kann durch einen programmatischen M&A-Ansatz, der durch Gen AI unterstützt wird, signifikant gesteigert werden. Potenzielle Übernahmeziele werden identifiziert, indem das Tool eine umfassende Datenanalyse durchführt und Muster erkennt, die mit herkömmlichen Methoden möglicherweise unentdeckt bleiben. In einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt sind derartige Technologien unabdingbar, um strategische Ziele auch außerhalb des Kerngeschäfts oder -sektors zu identifizieren.
Schon im Vorfeld einer Fusion oder Übernahme führt die Anwendung von KI zu einer signifikanten Beschleunigung von Due-Diligence- und Verhandlungsprozessen. Automatisierte Dokumenten- und Risikoanalysen sowie die Erstellung erster Entwürfe von Rechtsdokumenten können Transaktionszeiten erheblich reduzieren. Allein schon diese Zeitersparnis stellt vor allem in schnelllebigen Märkten einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar. Ein umfassender KI-Einsatz über alle Transaktionsstufen hinweg würde es Unternehmen erlauben, aus ihren M&A-Deals einen noch deutlich größeren Mehrwert zu generieren.
Ein besonders wirkungsvolles Beispiel für den nachhaltig wertschaffenden Einsatz von KI ist die Entwicklung von KI-gesteuerten „Coaches“. Diese sind auf M&A-Playbooks und Best Practices trainiert und liefern in Echtzeit fundierte Antworten auf Fragen, die während der Integration oder Trennung auftauchen. Unternehmen, die eine komplexe Fusion durchlaufen, können auf die Unterstützung von KI-Coaches zurückgreifen, um Herausforderungen bei der Integration der Mitarbeitenden, der Verfolgung von Synergien oder der kulturellen Angleichung zu bewältigen. Der Einsatz dieser Tools beschleunigt den Integrationsprozess zusätzlich und gewährleistet zudem die einheitliche Anwendung bewährter Verfahren in sämtlichen Bereichen der Integration.
5. Fazit
M&A-Experten sollten die Relevanz der Integration nach dem Abschluss nicht unterschätzen, wenn es um die Gesamtbewertung eines Deals geht. Die Phase vor der Unterzeichnung – einschließlich Due-Diligence-Prüfung und finanzieller Bewertung – mag von großer Bedeutung sein, doch sie bildet lediglich den Ausgangspunkt für die Erfassung des wahren Werts einer Transaktion. Letztlich maßgeblich für den Erfolg ist die adäquate Umsetzung der Integration – und für diese Phase bedarf es zunehmend fortschrittlicher KI-und Gen-AI-Tools, um Prozesse zu optimieren und Synergien effizient zu erfassen.
Allerdings ist KI für sich allein noch kein Werttreiber. Ihr volles Potenzial kann sie nur dann entfalten, wenn sie in gut strukturierte Prozesse und robuste Organisationsstrukturen eingebettet wird. Unternehmen, die in der Lage sind, KI-gestützte Technologien mit bewährten Methoden und menschlicher Expertise zu kombinieren, sind am besten aufgestellt, um in der komplexen und zunehmend datengesteuerten Welt der Fusionen und Übernahmen dauerhafte Erfolge zu erzielen. Von entscheidender Bedeutung ist dabei ein ausgewogenes Zusammenspiel von technologischer Innovation, klar definierten Prozessen und adäquater Führung.
Tools wie myIMO ermöglichen es Unternehmen, die nötige Dynamik aufrechtzuerhalten. Ihr Einsatz hilft maßgeblich, Synergien zügig zu erkennen, Risiken zu minimieren und die internen M&A-Fähigkeiten für die Zukunft zu stärken. Untersuchungen belegen, dass Unternehmen, die einen programmatischen Ansatz bei Fusionen und Übernahmen verfolgen und diesen mithilfe von KI kontinuierlich verbessern, die größten Chancen auf eine langfristige Wertmaximierung ihrer Transaktionen haben.
Wer es als Unternehmen schafft, diese Fähigkeiten zu entwickeln und zu kultivieren, wird in der M&A-Landschaft von morgen nicht nur bestehen, sondern als klarer Gewinner hervorgehen.