Hat die Ungewissheit ein Ende?
Stimmen der Verbände: Der BVK betont die zentrale Rolle von Eigenkapital und Wachstumsfinanzierungen in einem sich langsam erholenden Beteiligungsmarkt.
Die Lage auf dem deutschen Beteiligungsmarkt bleibt im Jahr 2024 weiterhin volatil, und Ungewissheit zeigt sich als fester Bestandteil der Stimmung, besonders in wirtschaftspolitischer Hinsicht. Der Angriffskrieg Russlands und die Handelskonflikte zwischen verschiedenen Nationen tragen nach wie vor zur Destabilisierung der Lage bei. Mit dem Sieg von Donald Trump in den USA werden sich im nächsten Jahr auch wirtschaftliche Veränderungen zeigen. Deren konkrete Auswirkungen sind bisher noch unklar. Zudem lähmt die zerbrochene Bundesregierung die Handlungsfähigkeit der Politik und verlangsamt damit auch finanzwirtschaftliche Pläne.
Rückgang bei Gesamtinvestitionen
Nach den Halbjahreszahlen des Bundesverbands Beteiligungskapital (BVK) erreichten die Gesamtinvestitionen im ersten Halbjahr 2024 etwa 4,15 Mrd. EUR. Dies ist der niedrigste Stand seit 2016 und bedeutet einen Rückgang von 18% im Vergleich zum vorherigen Halbjahr.
Von den 4,15 Mrd. EUR Gesamtinvestitionen im ersten Halbjahr flossen rund 2,06 Mrd. EUR in Buy-outs – etwa die Hälfte. Das zeigt, dass Private-Equity-Investoren weiterhin stark auf Übernahmen setzen, um langfristiges Wachstum zu sichern. Investitionen in Wachstumsfinanzierungen und Minderheitsbeteiligungen blieben jedoch unter dem Vorjahresniveau.
Ein Blick auf das Investorenbarometer von KfW, Deutsche Börse Venture Network, BVK und Handelsblatt zeigt, dass sich das Geschäftsklima aus Sicht der Private-Equity-Investoren verschlechtert hat. Dabei liegt jedoch die Beurteilung der Einstiegsbewertungen und Investitionsbereitschaft deutlich im grünen Bereich. Im Gegensatz dazu zeigt sich das Venture-Capital-Geschäftsklima auf einem positiven Erholungspfad, und die Einschätzung des Fundraisings bessert sich deutlich.
Zinssenkungen
Nicht zu vernachlässigen sind die Zinssenkungen im Jahr 2024 und die voraussichtlichen Zinssenkungen für das Jahr 2025. Durch das günstigere Geld steigt der Anreiz für Investitionen. Neben dem Zukunftsfinanzierungsgesetz I ist auch das ZuFinG II geplant, welches die Marktbedingungen deutlich verbessern könnte. Erleichterte Kapitalaufnahme und der Fokus auf Wachstumsfinanzierung sind nicht zu unterschätzen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Abschaffung der Umsatzsteuer auf die Management-Fee im ZuFinG I weiter auswirkt.
Zusätzlich wurde der weltweite M&A-Markt auch langsam angekurbelt, wie es in einem BCG-Report für die ersten drei Quartale 2024 zu lesen ist; mit einem Anstieg von rund 10% des globalen Gesamtwertes für M&A-Transaktionen. Die Hoffnung besteht, dass sich Deutschland 2025 dem globalen Trend der langsamen Erholung des Deal-Marktes anschließt. Private-Equity-Unternehmen halten aktuell viel Geld, das sie mehr als gerne investieren wollen. Gleichzeitig hat Deutschland innovative Mittelständler, die bereit sind, Eigenkapitalfinanzierung anzunehmen und damit neue Möglichkeiten zu schaffen.
Fazit
Welche Lehren können aus 2024 gezogen werden? Das Jahr war eines von drei schwachen Jahren nach 2021, und der Markt kämpft, um sich zu erholen. In Trübsinn zu verweilen wäre jedoch falsch. Dafür leuchten zu viele, wenn auch schwache, Lichter in der Entfernung. Wie weit sie entfernt sind, ist schwer zu sagen. Doch 2025 hat das Potenzial, den Markt auf neue Gleise zu bringen und langsam, aber sicher den Weg in Richtung Wachstum zu leiten. Besonders im Hinblick auf die Neuwahlen könnte schon bald ein neuer Wind aus der Politik wehen. Dabei steht für uns eines fest: Eigenkapitalbeteiligungen sind eine unerlässliche Stütze für die zukünftige Entwicklung Deutschlands.