MSC und die Hamburger Hafen und Logistik AG stimmen sich auf Partnerschaft ein
Der Hamburger Hafen macht mit einer Fläche von rund 7.100 Quadratmeter nicht nur ein Zehntel des Hamburger Stadtgebiets aus, sondern gilt auch als einer der wichtigsten Umschlagsorte für den Seeweg in Europa. Jährlich setzt der Hafen dabei mehr als 114 Mio. Tonnen Fracht um.
Der Hamburger Hafen macht mit einer Fläche von rund 7.100 Quadratmeter nicht nur ein Zehntel des Hamburger Stadtgebiets aus, sondern gilt auch als einer der wichtigsten Umschlagsorte für den Seeweg in Europa. Jährlich setzt der Hafen dabei mehr als 114 Mio. Tonnen Fracht um. Kein Wunder also, dass das Tor zur Welt als kritische Infrastruktur gilt und in den letzten Jahren große Diskussionen um Themen wie ausländische Investoren zum Beispiel aus China stattfanden.
Im September des vergangenen Jahres kündigte der Hamburger Senat an, dass man einen signifikanten Minderheitsanteil der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) an die Schweizer Mediterranean Shipping Company S.A. (MSC) abtreten wolle. Die Reaktionen der Wettbewerber waren von Sorgen geprägt.
Der Hamburger Hafen blickt als größter Hafen Deutschlands auf eine lange Geschichte seit dem Jahr 1864 zurück. Nach Jahrhunderten von langanhaltender Expansion entschied sich das Unternehmen mit den Sparten Hafenlogistik und Immobilien im Jahr 2007 an die Börse zu gehen. Dabei können nur die Anteile der Hafenlogistik-Einheit öffentlich gehandelt werden. Die Hafenlogistik umfasst in diesem Rahmen die Bereiche Container, Intermodal und die hafenumschlagsspezifischen Immobilien des Hafens, wie unter anderem die Terminals.
Daher kommt es nicht überraschend, dass vor allem die großen Reedereien ein großes Interesse an den Kapazitäten des Hafens haben, welche nur begrenzt erweitert werden können. Noch Anfang 2023 entschloss das Hafenunternehmen, seine Fläche um rund 40 Fußballfelder zu vergrößern, um die stetige Nachfrage besser bedienen zu können.
Folglich verkündete MSC im September des letzten Jahres, zusammen mit der HHLA den Hamburger Hafen in einer strategischen Partnerschaft weiterentwickeln zu wollen, und einigte sich mit der Muttergesellschaft auf einen Anteil von rund 49,9% der Anteile der HHLA. Die Stadt Hamburg bliebe in diesem Rahmen weiterhin Mehrheitseigner, würde aber rund 20% ihrer Anteile an die MSC abtreten. Um dieses Ziel zu erreichen, sprachen sich der Senat und der Vorstand der HHLA für die Übernahme aus, welche in einer zweiten Gebotsrunde im Dezember 2023 einen Kaufpreis von 16,75 EUR pro Aktie bot.
MSC ist als weltgrößte Containerreederei und über 180 Tausend Mitarbeitern schon seit Jahrzehnten ein wichtiger Kunde des Hafens. Aufgeteilt in Kapazitätsanteilen verfügt MSC zusammen mit APM-Maersk über rund 34% der gesamten Kapazität. Direkte Wettbewerber wie Hapag-Lloyd, HHM oder Yang Ming kommen in diesem Rahmen nur auf rund 25% der Kapazitätsanteile. Um weitere Anteile sichern zu können, legt MSC nun rund 1,6 Mrd. EUR für den Einstieg in Hamburg hin. Beraten wurde die HHLA rechtlich von Linklaters und Allen & Overy, während sich Citi um die finanzielle Beratung kümmerte. Auf Seite des Käufers berieten die Commerzbank und die Rechtsberatung Freshfields.
Die Transaktion gilt aber im Mai 2024 noch immer nicht als in trockenen Tüchern. So wandte sich der Wettbewerber Port of Singapore Authority (PSA) mit Bedenken über die wettbewerbliche Verzerrung an die EU-Kommission. Doch dies ist nicht die einzige Beschwerde. Ebenso reichten ein Aktionär der HHLA sowie der hafenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion formal Beschwerde ein. Sieht die EU-Kommission Anlass zur Reaktion, so könnte das Closing in weite Ferne rücken. Die Stadt Hamburg äußerte sich währenddessen, dass man in einer Vereinbarung zwischen HHLA und MSC die Gleichberechtigung aller Kunden sicherstelle.
Aktuell gehen Stadt, Unternehmen und Käufer von einem Closing in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 aus. Ob und wie die EU-Kommission entscheiden wird, ist bis dahin ungewiss. Für alle Parteien ist aber sicher, dass der Hamburger Hafen und MSC schon jetzt „wichtige Meilensteine für die zukünftige Entwicklung der HHLA setzen“, so Angela Titzrath, Vorsitzende des Vorstands der HHLA.
EMERGERS: Florian Melzer & Simon Schad