10.04.2025 | Dr. Ingo Krocke

Small- und Midcap-Aktivitäten 2025: Investieren mit Augenmaß

Das Jahr 2024 stellte den deutschen Private-Equity-Markt vor erhebliche Herausforderungen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren geprägt von einer anhaltenden Wachstumsschwäche, hoher wirtschaftspolitischer Unsicherheit und schwierigen Finanzierungsbedingungen.

1. Einleitung

Das Jahr 2024 stellte den deutschen Private-Equity-Markt vor erhebliche Herausforderungen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren geprägt von einer anhaltenden Wachstumsschwäche, hoher wirtschaftspolitischer Unsicherheit und schwierigen Finanzierungsbedingungen. Dies schlug sich bemerkbar in der Stimmung der deutschen Mittelstandsinvestoren nieder. Wie das German Private Equity Barometer von BVK, KfW und Deutsche Börse Venture Network für das vierte Quartal 2024 bestätigte, fiel das Geschäftsklima im Private-Equity-Sektor auf ein historisches Tief mit einem Indikatorwert von -44,6 Punkten. Nur während des pandemiebedingten Markteinbruchs im Jahr 2020 war die Stimmung noch schlechter. Besonders betroffen war das Large-Cap-Segment, da hohe Zinsen und volatile Bewertungen zahlreiche großvolumige Transaktionen verhinderten.

Trotz dieser schwierigen Ausgangslage eröffnet sich für 2025 ein differenzierteres Bild. Während sich der gesamtwirtschaftliche Aufschwung verzögert und die Deutsche Bank Research für Deutschland lediglich ein bescheidenes Wachstum von 0,5 % erwartet, gibt es ermutigende Signale für den Private-Equity-Markt. Eine stabilisierte Zinslandschaft, die schrittweise Erholung des Fundraising-Klimas und eine anhaltend hohe Attraktivität des Mittelstands als Investitionsziel sprechen dafür, dass Small- und Midcap-Transaktionen 2025 eine zentrale Rolle im Marktgeschehen einnehmen werden. Zentrale Impulsgeber bleiben Digitalisierung und Transformation sowie Unternehmensnachfolgen.

2. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und europäische Perspektiven

Ein Vergleich mit dem europäischen Markt zeigt, dass Deutschland weiterhin vor strukturellen Herausforderungen steht. Während der Roland Berger European Private Equity Outlook 2025 von einer steigenden Anzahl an M&A-Transaktionen mit Private-Equity-Beteiligung in ganz Europa ausgeht, bleibt die Lage in Deutschland durch eine Kombination aus regulatorischer Unsicherheit, schleppender Investitionstätigkeit und einer verhaltenen Konsumdynamik belastet.

Gleichzeitig wird erwartet, dass insbesondere der Mittelstand als Kernstück des deutschen Wirtschaftsmodells von der Markterholung profitiert. Familienunternehmen bleiben eine attraktive Deal-Quelle, insbesondere in Nachfolgesituationen. Laut der Studie von Roland Berger zählen Übernahmen von inhabergeführten Unternehmen zusammen mit Secondary Buy-outs zu den bevorzugten Strategien von Private-Equity-Häusern.

3. Investitionsklima: Chancen und Herausforderungen

Im Small- und Midcap-Segment wird 2025 eine selektive Marktbelebung erwartet. Entscheidend hierfür sind drei zentrale Faktoren:

Erstens: sollten sich die Finanzierungsmöglichkeiten für kleine und mittelgroße Transaktionen spürbar verbessern. Im Midcap-Segment zeigt sich eine größere Flexibilität bei der Kapitalbeschaffung. Die Verfügbarkeit von Akquisitionsfinanzierung hat sich im letzten Quartal 2024 leicht erholt, wenngleich die Konditionen nach wie vor strenger sind als in den Jahren vor der Zinswende.

Zweitens: bleiben Technologie, Software und Digitalisierungsprojekte, aber auch der Gesundheitsbereich die attraktivsten Sektoren für Investitionen. Unternehmen in diesen Bereichen weisen eine hohe Resilienz und überdurchschnittliche Skalierungsmöglichkeiten auf. Der Markt für industrielle Güter, der lange Zeit eine tragende Säule für Private-Equity-Investitionen war, wird hingegen zunehmend selektiver betrachtet. Die Automobilbranche bleibt aufgrund der Unsicherheiten hinsichtlich der Elektrifizierungsstrategie und globaler Lieferkettenprobleme ein schwieriges Terrain.

Drittens: bleibt die Bewertungslücke zwischen Käufern und Verkäufern eine große Herausforderung. Der KPMG M&A Outlook 2025 zeigt, dass unrealistische Preisvorstellungen auf Verkäuferseite weiterhin eine der größten Hürden für erfolgreiche Transaktionen darstellen. In der aktuellen Marktphase müssen sich Private-Equity-Häuser verstärkt mit kreativen Strukturen auseinandersetzen, um Deals erfolgreich abzuschließen. Earn-Out-Konstruktionen, Verkäuferdarlehen oder gestaffelte Kaufpreiszahlungen sind mögliche Mechanismen, um die Bewertungslücke zu überbrücken und Investitionen trotz Unsicherheiten umzusetzen.

4. Politische Rahmenbedingungen: Ein Schlüsselfaktor für 2025

Neben den makroökonomischen und finanzmarktbezogenen Rahmenbedingungen wird die politische Entwicklung eine zentrale Rolle für die Investitionsdynamik in Deutschland spielen. Besonders relevant sind hierbei die Auswirkungen der möglichen neuen Regierung nach den vorgezogenen Bundestagswahlen.

Sollte es zu einer Koalition zwischen CDU und SPD kommen, steigen die Chancen auf die Umsetzung des Zukunftsfinanzierungsgesetzes II sowie der WIN-Initiative, die neben der Mobilisierung von privaten Kapitals für Start-ups auch die Stärkung des Mittelstands verfolgen. Dies könnte regulatorische Hürden für Private-Equity-Transaktionen senken und den Zugang zu Kapital für kleine und mittlere Unternehmen erleichtern. Gleichzeitig bleibt die Unsicherheit über die Zukunft der Schuldenbremse bestehen, was sich insbesondere auf langfristige Infrastrukturinvestitionen und die Konjunkturentwicklung auswirken könnte.

5. Fazit: Stabilisierung und neue Chancen für den Mittelstand

Nach einem herausfordernden Jahr 2024 deuten die Zeichen für 2025 auf eine Stabilisierung und eine vorsichtige Markterholung hin. Das Small- und Midcap-Segment erwies sich in der Vergangenheit als besonders widerstandsfähig, da es weniger stark von den Finanzierungshürden betroffen ist als der Large-Cap-Bereich.

Die Investitionsstrategie für Private-Equity-Fonds wird sich weiterhin auf Technologie, Digitalisierungsprojekte und Gesundheitswesen konzentrieren. Unternehmen mit nachhaltigen, skalierbaren Geschäftsmodellen werden bevorzugt, während zyklische Industrien selektiver betrachtet werden.

Dennoch bleibt 2025 ein Jahr, in dem Flexibilität und kreative Deal-Strukturen entscheidend sind. Die Herausforderung, realistische Bewertungen zu erzielen, wird Private-Equity-Investoren dazu zwingen, alternative Finanzierungsmodelle zu nutzen. Gleichzeitig könnten politische Entscheidungen das Investitionsklima entweder spürbar verbessern oder weiterhin für Unsicherheit sorgen.

Auctus Capital Partners sieht in diesen Entwicklungen eine klare Chance für strategisch denkende Investoren. Der deutsche Mittelstand bleibt das Rückgrat der Wirtschaft, und gezielte Investitionen in wachstumsstarke Unternehmen können langfristig überdurchschnittliche Renditen erzielen – auch und gerade in einem herausfordernden Marktumfeld.

Autor
Dr. Ingo Krocke

Dr. Ingo Krocke studierte Medizin in Bonn und Paris und war anschließend in Barcelona und New York ärztlich tätig. Seine Industrielaufbahn startete er als Brand Manager bei Procter & Gamble. Sein Einstieg ins Beteiligungsgeschäft erfolgte bei Apax Partners mit den Schwerpunkten Management Buy-Out und Wachstumsfinanzierungen. Dort lag sein Fokus auf den Sektoren Medizintechnik, Konsumgüter, Handel und IT. Vor der Gründung von AUCTUS war Dr. Krocke Gründer und Geschäftsführer von Wellington Partners in München. Mit zwei Partnern baute er eine auf den IT- und Dienstleistungssektor fokussierte Beteiligungsgesellschaft mit fünfzehn Managern und einem Fondsvolumen von 250 Mio. EUR auf. Dr. Krocke gründete AUCTUS im Jahr 2001.

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