Startups als Gamechanger: Deutschlands Zukunft beginnt jetzt
Stimmen der Verbände: Der Startup-Verband zeigt die Dynamik von Innovationen und DeepTech als Wegbereiter für die Zukunft auf
Die aktuelle Diskussion um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit ist oft von Pessimismus geprägt – doch wir als Startup-Verband sehen klare Belege für das Gegenteil: 736 Neugründungen im dritten Quartal 2024, der höchste Wert seit 2021. Die gestiegenen Neugründungen zeigen: Krisenzeiten sind Gründungszeiten. Jede Neugründung ist ein Bekenntnis zur Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit unseres Standorts.
Doch diese Dynamik darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass unser Ökosystem strukturelle Hürden hat: Im Deutschen Startup Monitor bewerten nur 29,8% der Startups den Zugang zu Kapital positiv, und es fehlt jährlich 30 Mrd. EUR an Wagniskapital, um mit Ländern wie den USA oder Großbritannien mithalten zu können. Unsere Innovationsagenda 2030 fordert daher, Venture-Capital-Investitionen auf 1% des BIPs zu steigern und institutionelle Investoren wie Versicherungen, die 2 Bio. EUR verwalten, zu mobilisieren. Wir haben in Deutschland nach wie vor alle Zutaten, um global führend zu sein.
DeepTech: Schlüssel für „Weltklasse Made in Germany“
DeepTech-Startups stehen für die Innovationskraft Deutschlands. Mehr als 11% der Startups hierzulande bringen forschungsintensive Technologien in die Praxis – von Klimainnovationen bis zu neuen Energielösungen. Sie zeigen, wie stark unser Land sein kann, wenn Spitzenforschung und Unternehmertum zusammenwirken. Besonders Regionen wie München, Aachen oder Heidelberg beweisen, dass wir eine gute Basis haben.
Doch Potenzial allein reicht nicht. Unser Ziel ist klar: Bis 2030 wollen wir Deutschland als führenden DeepTech-Standort etablieren. Dafür müssen wir die Finanzierung ausbauen, den Transfer aus der Forschung erleichtern und konsequent Bürokratie abbauen – Grundlage, damit Startups hier langfristig wachsen können.
Talente: Engpass, der bremst
Jede Innovation beginnt mit den Menschen dahinter – und hier liegt eine zentrale Herausforderung. Fast 60% der Scaleups[1] sehen den Fachkräftemangel als große Wachstumsbremse, obwohl bereits 45% der Mitarbeitenden in Scaleups aus dem Ausland kommen. Doch die Hürden sind noch immer zu hoch. Lange Visa-Verfahren und die schwierige Anerkennung ausländischer Abschlüsse erschweren Talenten den Weg hierher, obwohl wir sie dringend brauchen.
Deutschland muss bei der Visa-Vergabe digitaler, schneller und unkomplizierter werden – sonst sind die besten Programmierer in anderen Ländern beschäftigt, noch bevor sie hier überhaupt einen Termin bei der Deutschen Botschaft bekommen. Außerdem sollte Englisch zweite Amtssprache werden. Das wäre ein starkes Signal: Deutschland will die besten Talente – und macht ihnen den Weg frei.
Welche großen Hebel müssen wir jetzt umlegen?
Neben Talenten und Finanzierung richten wir den Fokus auf Diversität, Ausgründungen und eine aktive Rolle des Staates. Was bedeutet das konkret? Bis 2030 sollte der Anteil von Gründerinnen in Deutschland auf 30% steigen, da Vielfalt nachweislich Innovation fördert und wirtschaftlichen Erfolg befeuert.
Hochschulen sind zentrale Treiber im Innovationsprozess. Um Ausgründungen gezielt zu stärken, sollte mindestens 1% des Hochschulbudgets für den Transfer von Wissen und Technologien in die Praxis eingesetzt werden.
Der Staat muss sich als aktiver Partner positionieren, der Innovation ermöglicht, anstatt sie zu hemmen. Eine moderne öffentliche Vergabepolitik sollte Startups besseren Zugang zu wichtigen Märkten verschaffen – mindestens 5% der öffentlichen Aufträge sollten an Startups vergeben werden.
Deutschland hat alles, was es braucht: Spitzenforschung, genügend Kapital, mutige Gründer und eine starke industrielle Basis. Doch ohne die richtigen politischen Entscheidungen riskieren wir, dieses Potenzial zu verspielen. Jetzt ist die Politik am Zug, die Rahmenbedingungen zu liefern – am besten in einer Startup-Strategie 2.0. Mit der Innovationsagenda 2030 haben wir einen klaren Fahrplan vorgelegt. Es ist an der Zeit, ihn umzusetzen.
[1] Schnell wachsende Startups mit +50 Mitarbeitenden und erprobtem Geschäftsmodell