Wohin entwickelt sich der transatlantische M&A-Markt unter Donald Trump?
Unter der neuen Trump-Administration stehen transatlantische M&A-Aktivitäten vor Chancen und Risiken: Während Deregulierungen und Steuererleichterungen das Geschäft beleben könnten, drohen verschärfte Kontrollen durch CFIUS und protektionistische Maßnahmen zu neuen Herausforderungen für deutsche Unternehmen zu werden.
Mit der Vereidigung am 20. Januar 2025 ist Donald Trump erneut zum US-Präsidenten ernannt worden. Seit der Präsidentschaftswahl im November letzten Jahres wurden diverse Zukunftsszenarien für diese weitere Trump-Administration näher beleuchtet. Dabei ist auch von großer Bedeutung, welche Auswirkungen auf den transatlantischen M&A-Markt zu erwarten sind. Viele Akteure am M&A-Markt hoffen auf einen Aufschwung der Deal-Aktivitäten, insbesondere aufgrund von antizipierten Steuerentlastungen und Deregulierungen. Auch deutsche Unternehmen versprechen sich, von solchen Rahmenbedingungen profitieren zu können. Dies gilt insbesondere für diejenigen Unternehmen, die bereits im letzten Jahr verstärkt unter anderem aufgrund der Förderprogramme der Biden-Regierung in den USA investiert haben oder diese Investments hochfahren wollen.
Fortsetzung einer protektionistischen Handels- und Steuerpolitik
Im Rahmen seiner America First-Politik führte Präsident Trump in seiner ersten Amtszeit diverse Maßnahmen zur vermeintlichen Stärkung der heimischen Wirtschaft ein und verfolgte eine extensive Zollpolitik zum Schutz des US-Marktes. Vielfach wurden die höheren Zölle allerdings an US-Verbraucher weitergegeben.
Es ist davon auszugehen, dass die erneute Einführung von Zöllen (gerade zur Bekämpfung von Handelsdefiziten) und Steuerentlastungen zugunsten von amerikanischen Unternehmen auch die zweite Amtszeit von Trump prägen wird. So kündigte der neue Präsident beispielsweise bereits am ersten Tag seiner Amtszeit an, für Produkte aus Kanada und Mexiko ab 1. Februar 2025 Zölle in Höhe von 25 Prozent verhängen zu wollen.
Die Fortsetzung einer unternehmensfreundlichen Steuerpolitik gilt als nahezu sicher. Während seiner Wahlkampagne 2024 hat Präsident Trump mehrfach protektionistische Steuermaßnahmen angekündigt, die ausländische Investoren empfindlich treffen könnten. Maßgeblichen Einfluss auf das grenzüberschreitende M&A-Geschäft könnte insbesondere das Szenario einer stärkeren Besteuerung von „Outbound Transactions“ haben.
Weitere Relevanz von CFIUS
Zudem wurden in der ersten Amtszeit von Präsident Trump die regulatorischen Rahmenbedingungen für ausländische Direktinvestitionen (FDI) und grenzüberschreitende M&A-Transaktionen verschärft. Das „Committee on Foreign Investment in the United States“ (CFIUS) gewann erheblich an Einfluss, und der Ausschuss erhielt zusätzliche Befugnisse, um grenzüberschreitende Transaktionen auf nationale Sicherheitsbedenken hin zu überprüfen. Nicht nur Inbound-Investitionen aus China, sondern auch US-Transaktionen europäischer Konzerne unterliegen seitdem dieser verschärften Kontrolle, insbesondere wenn sie als kritisch eingestufte Technologien und Infrastrukturen betreffen. In der Vergangenheit wurden geplante Übernahmen aufgrund dieser Regularien blockiert oder am Ende gar zurückgezogen. Da die Wirtschaftspolitik von Präsident Trump von einer rigorosen Priorisierung der nationalen Sicherheitsinteressen gekennzeichnet ist, ist zu erwarten, dass er in seiner zweiten Amtszeit eine Beibehaltung oder sogar Verschärfung der Überprüfung durch CFIUS anstrebt, was gerade den transatlantischen M&A-Markt belasten wird.
Zukünftige Regulierungspraxis der FTC
Während die vorgenannten Punkte eher dämpfend auf das grenzüberschreitende M&A-Geschäft wirken können, sehen viele Marktteilnehmer eine extrem hohe Stimulanz von Deals durch künftige Deregulierungen, insbesondere im Hinblick auf die 2023 unter Präsident Biden eingeführten Merger Guidelines. Mit der Ernennung von Andrew Ferguson zum Leiter der Federal Trade Commission (FTC) durch Präsident Trump gilt es als wahrscheinlich, dass Ferguson bei seiner Regulierungspraxis gegenüber Technologie-Unternehmen die Schwerpunkte auf den Schutz der Meinungsfreiheit und Innovationen in den USA zugunsten der Technologieunternehmen setzen wird. Insofern ist davon auszugehen, dass eine Vielzahl von großen M&A-Deals künftig fusionskontrollrechtlich als unkritisch eingestuft werden. Dies wird einen Trickle-Down-Effekt auf Small- und Mid-Market-Deals haben, so dass in der Gesamtheit von deutlich mehr M&A-Aktivitäten auszugehen ist.
Bewältigung von Transaktionsrisiken
Die eben beschriebenen stimulierenden Effekte eines deregulierten Kartellrechts dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die von Präsident Trump angekündigte Wirtschaftspolitik deutsche Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen innerhalb und außerhalb der USA stellen wird.
Die Einfuhrzölle könnten sich – je nach finaler Ausgestaltung – auf die Investitionen deutscher Unternehmen in den betroffenen Ländern, insbesondere China, auswirken. Die deutsche Wirtschaft ist weiter stark in China investiert. Zwar wurde China bereits unter Präsident Biden kritisch gesehen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die künftige Wirtschaftspolitik von Präsident Trump noch stärker gegen China und die dort investierten Unternehmen richten wird.
Vor diesem Hintergrund werden auch deutsche Unternehmen ihre Warenproduktionen in die USA verlagern, um Zölle einzusparen. Dies kann insbesondere durch die Gründung von Tochtergesellschaften in den USA oder den Kauf von US-Gesellschaften erfolgen. Gerade im letzteren Fall müssen sich deutsche Unternehmen frühzeitig mit den Herausforderungen des CFIUS-Regimes auseinandersetzen. In den Transaktionsdokumenten werden spezifische Rücktrittssrechte und Break-up-Fees, die zum Tragen kommen, wenn die regulatorischen Hürden nicht überwunden werden können, eine größere Rolle spielen. Es ist gerade in einem Auktionsverfahren nicht auszuschließen, dass US-Verkäufer vermehrt sogenannte Hell-or-High-Water-Klauseln einfordern, um das Transaktionsrisiko aus einem verschärften CFIUS-Regime auf die Erwerber abzuwälzen.
Fazit
Es ist zu erwarten, dass bestimmte grenzüberschreitende M&A-Aktivitäten in den USA unter der neuen Trump-Administration mit Blick auf die nationale Sicherheit oder US-Interessen zukünftig einer stärkeren Kontrolle unterliegen werden. Gleichzeitig wird die Deregulierung in anderen Bereichen das M&A-Geschäft absehbar beflügeln. Unternehmen, die über global integrierte Lieferketten verfügen und stark auf internationale Absatzmärkte bauen, tun gut daran, die geopolitischen Entwicklungen, insbesondere das Verhältnis der USA zu China, genau zu beobachten und in ihre M&A-Strategie zu integrieren.