07.11.2022 | Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks

Der Deutsche Corporate Transformation Day in der Nachschau

Allgemein, optional, Strategien & Visionen

Am 7. Oktober fand der Corporate Transformation Day als Online-Veranstaltung statt.

Der Bundesverband Mergers und Acquisitions e.V. hatte sich während der Corona-Jahre in mehreren Workshops den verschiedenen Themen unternehmerischer Transformationen gewidmet. Unter diesen wurden für den ersten Deutschen Corporate Transformation Day diejenigen Herausforderungen ausgewählt, die derzeit als die dramatischsten und als die am schwierigsten zu behandelnden Aufgaben anzusehen sind. Die mit diesen Veränderungen verbundenen Risiken können einen Mittelständler an den Rand der Insolvenz treiben. Partner unserer Veranstaltung waren die jeweils führenden Organisationen ihrer Art: acatech, Akademie für Technikwissenschaften zur Thematik Industrie 4.0, die Akademie für Politische Bildung in Tutzing für gesamtgesellschaftliche Fragen und das Forum für Energiewirtschaft.

Der erste Abschnitt des Corporate Transformation Day lief unter dem Motto „Unter dem Transformationsdruck als Unternehmer gewinnen“. Die einführenden Reden hielten Dr. Hans-Paul Bürkner, Global Chair Emeritus der Boston Consulting Group, und Prof. Dr. Peter Parycek vom Fraunhofer Focus Institut und Digital-Beirat der Bundesregierung.

Abschnitt zwei des Transformationstages behandelte unser Kernthema, nämlich unternehmerische Transformationen. Zwei Beispiele aus der deutschen Konzernwelt illustrierten die Herausforderungen. Im Vortrag „The Sustainability Transformation“ stellte Dr. Udo-Martin Gomez den von Bosch propagierten Ansatz der „Grünen Fabrik“ vor. Danach präsentierte Jens Messer, Head of M&A beim Weltmarktführer Siemens Fertigungsautomatisierung das Konzept der „Siemens digitale Fabrik“. Anschließend folgte eine Standortbestimmung betitelt mit „Zehn Jahre Industrie 4.0“ von Dr. Johannes Winter, Affiliate der acatech. Winter schloss mit einem ermutigenden Appell, dass wir uns im Umfeld von Unsicherheiten wohlfühlen sollten, da der Wandel die Grundlage ständigen Fortschritts ist.

Im Abschnitt drei des Tages ging es um Wertschöpfungsexzellenz und Lieferketten. Den einführenden Vortrag hielt Dr. Sebastian Eckert von der Technischen Universität München. Titel seines Vortrags: „Implementierung von Data Science im Unternehmen“. Prof. Steffen Kinkel, Leiter des ILIN an der Hochschule Karlsruhe, erweiterte die Betrachtung auf „Wertschöpfungspotenziale 4.0“. Die Problemstellungen um die Lieferketten, bedingt durch Lieferengpässe und Unterbrechung der Transportwege, stellt für viele Unternehmen heute eine gravierende Belastung dar.

Der vierte Abschnitt des Transformationstages war der energetischen Wende gewidmet, mit dem Untertitel „Herausforderungen und Potenziale für die Wirtschaft“. Ulrich Wagner, Professor für Energiewirtschaft und Anwendungstechnik an der TU München, hatte diesen Abschnitt organisiert und die Moderation übernommen. Die energetische Transformation mit dem Zieljahr 2050, in dem wir gesamtgesellschaftlich die CO2-Neutralität erreicht haben wollen, wird sich aufgrund zahlreicher Umsetzungsbarrieren deutlich nach hinten verschieben.

Abschnitt fünf, der unsere Webkonferenz abschloss, trug den Titel „Mergers and Acquisitions erfindet sich neu“. Innovationen bei Fusionsprojekten werden stark von Digitalen Geschäftsmodellen getrieben und weniger von Private Equity. Die faktische Rolle von KI bei M&A wird, erheblich überschätzt. Die Vorgehensweisen werden viel stärker aus der operativen Erfahrung abgeleitet.

Zu den Haupterkenntnissen aus der Konferenz gehörte, dass es uns weder an Technologien noch an Finanzmitteln mangelt. Über alle Themenblöcke hinweg wurden als besonders kritische Größen die Verfügbarkeit von Persona, sowie Hürden bei der Umsetzung festgestellt. Die Industrie ist der wichtigste Treiber bei den anstehenden Transformationen.

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Autor
Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks

Prof. Dr.-Ing. Kai Lucks ist Gründer und Vorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions sowie Geschäftsführer des MMI Merger Management Instituts. Er arbeitete in verschiedensten Funktionen seit 35 Jahren im Siemens-Konzern und als Hochschullehrer, gilt als Architekt des Siemens-Ansatzes für M&A-Integration. Er ist Autor zahlreicher Artikel und Bücher, zuletzt des Praxishandbuches Industrie 4.0.

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