02.04.2024 | Andi Klein

ESG im Mittelstand: Eine Transformation, die Wert schafft

Themen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Nachhaltigkeit bergen klare Risiken und Chancen für Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe oder Branche – und sie nehmen eine zunehmend bedeutendere Rolle in der breiten Gesellschaft ein.

Waren bisher vor allem große Unternehmen im Fokus, rückt jetzt der Mittelstand ins Visier. Ab 2026 erwartet die EU im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) auch von kleinen und mittelständischen Unternehmen Transparenz und die Einhaltung von Richtlinien. In die Praxis übersetzt heißt dies, eine Nachhaltigkeitsstrategie muss bereits 2025 festgelegt und entsprechende Ziele definiert werden.

Ein großer Teil des deutschen Mittelstands ist hiervon noch weit entfernt, auch wenn sich die meisten Unternehmen damit befasst haben und das Thema Nachhaltigkeit nicht nur als Pflicht, sondern auch als Wertschöpfungsfaktor verstehen. Die Implementierung von ESG-Faktoren und deren Management ist alternativlos.

Zur Umsetzung fehlt es kleineren Unternehmen jedoch meistens an Erfahrung, notwendigen Ressourcen und Kapital. Unterstützung bieten hier Private-Equity-Fonds, die nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch die notwendige Expertise einbringen, um die Unternehmen nachhaltig und zukunftssicher auszurichten und deren Wert entsprechend zu steigern. Idealerweise orientiert sich ein Finanzinvestor dabei an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDG).

Dieser Wandel ist ein Kraftakt in vielerlei Hinsicht, denn ESG-Kriterien müssen strategisch sinnvoll eingeführt und konsequent gesteuert werden. Die Erfahrung zeigt, dass vier Faktoren für den Erfolg entscheidend sind: eine kritische Risikoanalyse, transparente Nachverfolgung, konsequente Digitalisierung und klare Verantwortlichkeiten.

Der Prozess ist komplex und braucht klare Strukturen. Das bedeutet: Unternehmen müssen künftig nicht nur kontinuierlich analysieren, ob sie ESG-Risiken ausgesetzt sind. Sie müssen diesen systematisch entgegenwirken.

Hinzu kommt die Notwendigkeit, eine formale Berichterstattung über die nachhaltigkeitsbezogenen Leistungsindikatoren im Unternehmen zu etablieren. Dafür ist ein präzises Tracking über Online-Plattformen notwendig. Hier spielt das Thema Digitalisierung eine bedeutende Rolle.

Trotz aller Anstrengungen: Eine systematisch umgesetzte Nachhaltigkeitsstrategie zahlt sich aus. Unternehmen mit einer klaren ESG-Agenda verfügen grundsätzlich über professionellere Organisationsstrukturen und Prozesse. Gleichzeitig bietet das Wirtschaften nach ESG-Kriterien weitere Chancen, zum Beispiel die Einsparung von Kosten anhand von Abfallvermeidung, einen Vorteil bei der Suche nach Fachkräften durch implementierte ESG-Standards und größere Chancen bei Ausschreibungen durch eine stringente Governance. Letztlich ist auch die Nachhaltigkeit des Produkt- und Leistungsangebots zunehmend entscheidend für Kunden.

So achten laut einer Studie von Accenture 70% der Kunden beim Einkauf auf Nachhaltigkeit. 50% sind sogar bereit, dafür mehr zu zahlen.

Nicht zuletzt ist auch die Unternehmensnachfolge ein wichtiger Aspekt. Auch bei der Übergabe an die nächste Generation treten sinnstiftendes Handeln, ein höheres Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit und auch soziale Komponenten zunehmend in den Vordergrund.

Eine konsequente, nachhaltige Unternehmensführung ist somit weit mehr als bloße Pflichterfüllung. Sie bietet dem Mittelstand zahlreiche Chancen: Unternehmen stärken ihre Wettbewerbsposition, schaffen gesellschaftliche Akzeptanz, erhöhen ihre Glaubwürdigkeit gegenüber Kapitalgebern und bilden eine starke Arbeitgebermarke.

Autor
Andi Klein

Managing Partner, Triton

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