21.11.2023 | Dominic D‘Andreamatteo, Christoph Schmid

Fördermittel im Rahmen der Unternehmensnachfolge

Dieser Artikel beleuchtet die Dringlichkeit und die Brisanz der Unternehmensnachfolge im Mittelstand, die Herausforderungen bei externer Finanzierung der Übernahme und die Bedeutung staatlicher Fördermittel als entscheidenden Lösungsbaustein im Gesamtfinanzierungsmix, um das erfolgreiche Fortbestehen dieser Unternehmen zu sichern.

Transaktion & Finanzierung, Special Topic

Die Unternehmensnachfolge im deutschen Mittelstand ist von großer Bedeutung vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, und in den kommenden Jahren zeichnet sich eine „Übernahmewelle“ ab. Dieser Artikel beleuchtet die Dringlichkeit und die Brisanz der Unternehmensnachfolge im Mittelstand, die Herausforderungen bei externer Finanzierung der Übernahme und die Bedeutung staatlicher Fördermittel als entscheidenden Lösungsbaustein im Gesamtfinanzierungsmix, um das erfolgreiche Fortbestehen dieser Unternehmen zu sichern.

Der deutsche Mittelstand und die Dringlichkeit der Nachfolgeregelung

Mittelständische Unternehmen in ihrer vielfältigen Ausprägung bilden das Rückgrat des deutschen Unternehmertums und sind häufig geprägt von Familientradition, langjähriger Erfahrung und einer starken Bindung zur Region. So tragen beispielsweise Handwerksbetriebe, klassische Produktionsfirmen und mittelständische Technologieunternehmen nicht nur erheblich zum wirtschaftlichen Wohlstand Deutschlands bei, sondern sind auch Garant für Stabilität, Kontinuität und bieten attraktive regionale Arbeitsplätze. Die oftmals als „Hidden Champions“ agierenden Mittelständler fungieren mit ihren traditionellen und innovativen Produktlösungen somit nicht selten als wichtiger Schlüsselakteur im globalen Geschäftsumfeld.

Dennoch steht dieser wichtige Wirtschaftszweig vor einer drängenden Problematik: der Unternehmensnachfolge. Mit einer zunehmend alternden Eigentümerschaft in Kombination mit dem sukzessiven Wegfall der geburtenstarken Babyboomer-Generation in den nächsten Jahren wird zwangsweise eine große Lücke auf den Chefsesseln des deutschen Mittelstands entstehen. Gemäß einer aktuellen Erhebung des KfW-Mittelstandspanels sind heute bereits 31% der Unternehmer 60 Jahre oder älter, was einer Anzahl von 1,2 Mio. Unternehmerinnen und Unternehmern entspricht und mehr als eine Verdopplung im Vergleich zu vor 20 Jahren bedeutet. Aus dieser drängenden Entwicklung heraus ergibt sich, dass bis zum Jahr 2026 rund 560.000 mittelständische Unternehmen eine Nachfolge anstreben (müssen). 1

Die beliebtesten Modelle der Unternehmensnachfolge bilden hierbei neben der familieninternen Nachfolge sogenannte Management-Buy-outs (Übernahme durch bisher angestellte Führungskräfte), Management-Buy-ins (Übernahme durch externes Management-Team) oder eine Veräußerung an externe Investoren (beispielsweise an Private-Equity-Investoren).

Die Übertragung der mittelständischen Unternehmen an die nächste Generation bzw. an externe Übernehmer ist jedoch leichter gesagt als getan und mit erheblichen, vielschichtigen Herausforderungen verbunden. Denn die Nachfolgeplanung ist ein komplexer Prozess, der sorgfältige Überlegungen und Vorbereitungen erfordert. Er umfasst nicht nur die Auswahl des geeigneten Nachfolgers, sondern auch die Verfügbarkeit und Sicherstellung von ausreichenden finanziellen Mitteln, um den Übernahmedeal erfolgreich umzusetzen und die Kontinuität des Unternehmens zu gewährleisten. Oftmals sind die jüngeren Nachfolger nicht in der Lage, eigenständig ausreichendes (Eigen-)Kapital aufzubringen, um das Unternehmen zu übernehmen, und sind daher auf externe Finanzierung angewiesen.

Die Herausforderung der externen Finanzierung

Die externe Finanzierung für die Unternehmensnachfolge im Mittelstand kann eine komplexe Angelegenheit sein. Es gibt verschiedene Optionen, darunter Bankdarlehen, Beteiligungskapital, Crowdfunding und vieles mehr. Die Auswahl der richtigen Finanzierungsoption hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe des Unternehmens, die Branche, der Gesamtkapitalbedarf und die finanzielle Ausgangssituation aller Beteiligten. Hinzu kommen rechtliche, steuerliche und strukturelle Hürden, die es zu bewältigen gilt.

Bankdarlehen sind eine häufige Finanzierungsoption, erfordern jedoch oft Sicherheiten und können die Kreditwürdigkeit der Übernehmer belasten. Demnach bilden „klassische“ Bankkredite zwar häufig die Säule der Übernahmefinanzierung, sollten jedoch nicht als alleiniges probates Mittel betrachtet werden.

Fördermittel als Lösungsbaustein im Gesamtfinanzierungsmix

Neben den zahlreichen Herausforderungen im Kosmos der Unternehmensnachfolge gibt es auch erfreuliche Nachrichten: Eine wichtige Option, die in der Gesamtfinanzierung eine zentrale Rolle einnehmen kann, sind staatliche Fördermittel. Hierbei kommen Förderungen von Institutionen wie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder der jeweiligen Landesförderinstitute ins Spiel. Denn die KfW bzw. die Landesförderbanken bieten verschiedene Förderprogramme speziell für die Unternehmensnachfolge an. Zinsgünstige Darlehen, idealerweise in Kombination mit Bürgschaften oder Haftungsfreistellungen, können die Finanzierung des Übernahmeprozesses erheblich erleichtern bzw. oftmals wird erst hierdurch überhaupt eine erfolgreiche Gesamtstruktur erzielt. Zusätzliche Zinsverbilligungen erhalten junge Unternehmen bspw. in Baden-Württemberg über einen zusätzlichen Nachhaltigkeitsbonus je nach CO2-Bilanz und Roadmap.

Bei Bedarf können ergänzend mittelständische Beteiligungsgesellschaften in Form einer stillen Beteiligung Nachrangkapital zur Verfügung stellen. Dadurch wird das finanzielle Risiko für weitere externe Kapitalgeber reduziert und die Nachfolgefinanzierung erleichtert.

Neben der reinen Kaufpreiszahlung können Fördermittel beispielsweise auch für Investitionen in Maschinen und Anlagen, für Mitarbeiterschulungen und Weiterbildungen, aber auch für Betriebsmittel oder Material und Warenlager in Einsatz kommen.

Vor dem Hintergrund der verschiedenen Fördermöglichkeiten mit individuellen Programmbedingungen, gepaart mit der Komplexität des Gesamtprozesses, ist eine umfassende Sondierung und Planung zu Beginn der Nachfolgeüberlegungen wichtig. Parallel hierzu ist es empfehlenswert, frühzeitig externe Berater und Finanzexperten einzubeziehen, um die besten Finanzierungs- und Förderoptionen zu identifizieren und sicherzustellen, dass die Unternehmensübernahme transaktionssicher und reibungslos verläuft.

Fazit: Chancen nutzen, Zukunft gestalten

Die Unternehmensnachfolge im Mittelstand ist eine Herausforderung, die mit der richtigen Strategie und Unterstützung bewältigt werden kann. Die vielfältigen Fördermittel und Finanzierungsmöglichkeiten, die von Bund, Ländern und Kommunen bereitgestellt werden, bieten eine wichtiges, lösungsorientiertes Element für Unternehmen, die den Generationenwechsel anstreben. Mit einer sorgfältigen Projektplanung sowie den passenden Beratern an der Hand können mittelständische Unternehmen die Chance nutzen und gemeinsam mit der nächsten Generation ihre Zukunft erfolgreich gestalten.

Über die HDX CAPITAL AG

Die HDX CAPITAL AG ist ein interdisziplinäres Beratungs-haus und hat sich auf die Erschließung von komplexen öffentlichen Fördermitteln sowie auf die Umsetzung von strategischen, stabilen und langfristigen Finanzierungslösungen für schwerpunktmäßig mittelständische Unternehmen und Konzerne spezialisiert.


1 KfW Research, Fokus Volkswirtschaft, Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2022, 28.03.2023, S. 1 ff.

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