In Deutschland tritt rund ein Viertel aller Unternehmensnachfolgen rechtlich und steuerlich unvorbereitet ein. Viele erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer scheuen den Umgang mit der Nachfolgeplanung.
Das Thema Vorsorge für den eigenen Tod ist für viele Menschen unangenehm. Die Psychologie ist nicht zu unterschätzen, wenn die Beschäftigung mit einem Testament die Möglichkeit des eigenen Ablebens ganz real werden lässt. Ferner scheuen viele die Entscheidung, wer die operative Nachfolge und/oder die Anteilsnachfolge antreten soll. Die Entscheidung für einen Nachfolger ist auch eine Entscheidung gegen andere, was Konflikte auslösen kann, die lieber verdrängt werden. Das gilt erst recht, wenn die erfolgreiche Nachfolge Familienangehörigen nicht zugetraut wird und eine familienfremde Lösung die bessere Wahl wäre. Schließlich besteht auch die Vorstellung, die Nach-folge perfekt lösen zu müssen, damit das Unternehmen erfolgreich weitergeführt werden kann. Da jedoch eine perfekte rechtliche, steuerliche und ökonomische Nachfolgelösung, die zudem alle familiären Konflikte löst oder vermeidet, herausfordernd ist und viel Zeit in Anspruch nimmt, die Unternehmer im Alltag nicht haben, wird erst gar nicht mit der Arbeit an einem Nachfolgekonzept begonnen. Die Erfahrung aus der Praxis zeigt aber die Richtigkeit des Mottos „Weniger ist besser als nichts“, denn schon wenige Maßnahmen können große Effekte erzielen.
Frühzeitige Planung
Einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zu einer guten Nachfolgelösung ist die generelle Bereitschaft, sich vom ersten Tag des Unternehmerdaseins an mit der Frage zu beschäftigen, was im „Ernstfall“ passieren soll. Wer soll nach dem Tod die Firmenanteile erhalten und die operativen Geschäfte führen? Mindestens genauso wichtig ist die Antwort auf die Frage nach der Vertretungsregelung nach einem schweren Unfall oder während einer schweren Krankheit. Das mag eigenartig klingen, wenn man gerade als Gründer, Käufer oder Erbe von Firmenanteilen vor neuen Aufgaben steht und dann ausgerechnet seine Nachfolge regeln soll. Doch es geht um zwei Aspekte: Wer vom ersten Tag an die Beschäftigung mit Nachfolgefragen als wichtige Unternehmeraufgabe begreift, die etwa gleichberechtigt neben strategischen Themen der Unternehmensplanung steht, verliert die Scheu, sich immer wieder mit solchen Fragen auseinanderzusetzen. Es baut sich also im Unternehmerleben kein Hemmnis vor diesem Thema auf. Der zweite Aspekt ist, dass es Unternehmerinnen und Unternehmern in einem frühen Stadium erfahrungsgemäß auch leichter fällt, sich für eine Lösung zu entscheiden, selbst wenn diese (noch) nicht perfekt sein mag.
Ein kurzer Planungshorizont kann helfen
Neben der inneren Bereitschaft, die Arbeit an Nachfolgelösungen von Beginn an als unternehmerische Notwendigkeit zu verstehen, ist der Planungshorizont ein weiterer wichtiger Aspekt. Es entlastet, wenn man erst gar nicht versucht, eine Nachfolgelösung zu finden, die sich für die nächsten zehn oder zwanzig Jahre als optimal erweisen muss. Es ist im Zweifel besser, in kürzeren Zeiträumen zu planen und die Nachfolgelösung alle zwei oder drei Jahre zu überprüfen. Das Gefühl, Dinge in absehbarer Zeit korrigieren oder verbessern zu können, entspannt und trägt auch dazu bei, sich mit Nachfolge-fragen leichter zu beschäftigen.
Wichtige Bausteine einer Nachfolgelösung
Doch welches sind nun die Bausteine einer gelungenen Nachfolgelösung? Da wäre zunächst eine (Vorsorge-)Vollmacht zu nennen, in der eine Person des Vertrauens eingesetzt wird, die wichtige Entscheidungen während einer längeren Krankheit treffen kann. Es kann sinnvoll sein, für private und geschäftliche Angelegenheiten unterschiedliche Personen zu bevollmächtigen, etwa für Entscheidungen, die die Gesundheit betreffen. Mit der Vollmacht allein ist es nicht getan, sondern es ist wichtig, bestimmte Unterlagen, Schlüssel und Informationen für den Bevollmächtigten als Person des Vertrauens zu hinterlegen. Eine Checkliste ist auch hilfreich, etwa mit einer Auflistung wichtiger Ansprechpartner im Unter-nehmen, wichtiger Kunden oder bedeutsamer Patente und Verträge. Auch an digitale Passwörter muss gedacht werden, ohne die heute fast nichts mehr geht. Das Ziel muss sein, bei einem kurzfristigen Ausfall die Ge-schäfte des Unternehmens weiter betreiben zu können. Selbst im Todesfall ist eine gute Vollmacht von großer Bedeutung, da es häufig viele Monate dauert, bis die Nachlassgerichte ein Testament eröffnen und anschließend einen Erbschein erteilen.